Verwirrend heiße Gefühle
Mund.”
Chases Hände zitterten, als er die Tropfen abzählte. Er hatte genauso viel Angst um Paolo wie sie, und darüber freute sie sich trotz aller Sorgen.
Paolo hustete und weinte, als sie ihm die Medizin gab, und sie streichelte seinen Rücken und sprach sanft auf ihn ein, bis er sich wieder beruhigte. Dann saß sie mit Chase am Flussufer und wartete, bis der Kleine eingeschlafen war.
“Ist das so richtig? Sollte er jetzt schlafen?”, fragte Chase.
“Keine Ahnung, aber wenn er schläft, hat er vermutlich keine Schmerzen.”
“Was meinst du? Sollen wir hier bleiben und abwarten? Oder willst du weiterfahren?”
“Was hältst du für besser?”, fragte Andi.
“Solange er schläft, sollten wir weiterfahren”, erwiderte Chase. “Sobald er aufwacht, können wir wieder anhalten. Es hat keinen Sinn, Zeit zu verlieren, während er ruhig ist.”
“Du hast recht. Brechen wir auf.”
Die Sonne ging auf. Die Temperatur stieg beträchtlich. Chase schwitzte. Andi sah ihm an, dass er müde wurde. Er paddelte zwar ununterbrochen, aber sie kamen nur noch langsam voran.
“Wieso lässt du mich nicht paddeln?”, fragte sie. “Du kannst Paolo so lange halten.”
“Ich bin stärker als du.”
“Das weiß ich, aber du hast die ganze Nacht gepaddelt. Du musst dich ausruhen.”
Er warf ihr einen Blick zu. “Es wäre unsinnig, wenn du paddelst. Wir müssen unsere Kräfte so wirkungsvoll wie möglich einsetzen.”
“Das hilft alles nichts, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst”, erwiderte sie und reichte ihm Paolo. Als er automatisch nach dem Baby griff, nahm sie ihm das Paddel weg. “Ruh dich eine Weile aus, und iss etwas.”
“Du warst schon immer herrschsüchtig”, stellte er fest, doch es klang nicht unfreundlich.
“Dann hast du keine Ahnung, was herrschsüchtig ist”, erwiderte sie. “Wenn du das Paddel aus Müdigkeit verlieren solltest, würdest du begreifen, wie herrschsüchtig ich sein kann.”
“Ich zittere vor Angst.”
“Das solltest du auch.”
Chase holte ein Päckchen mit gefriergetrocknetem Essen aus dem Rucksack und füllte die Packung mit Wasser aus der Feldflasche. “Danke”, sagte er, sobald er gegessen hatte.
“Wofür bedankst du dich?”, fragte sie. “Dafür, dass ich herrschsüchtig bin?”
“Unter anderem”, erwiderte er lächelnd. “Jeder braucht das gelegentlich.”
“Gern geschehen.” Sie wollte nicht, dass er sie so eingehend betrachtete. Und sie wollte auch nicht, dass er sie lobte. Um das Thema zu wechseln, betrachtete sie die dicht bewachsenen Ufer. “Ich habe keine Menschenseele gesehen, seit es Tag wurde.”
“Wenn wir Glück haben, bleibt es auch so”, erwiderte er und wandte sich ab. Er veränderte zwar seine Haltung auf dem harten Sitz, legte sich Paolo jedoch nicht auf den Schoß. Die ganze Zeit hatte er den Kleinen im Arm gehalten.
“Dann paddle ich einfach weiter.”
“Ich kann wieder übernehmen”, bot er an.
“Es geht schon”, wehrte Andi ab. “Es tut mir gut, etwas zu tun, nachdem ich die ganze Nacht still gesessen habe.”
“Oh ja, du sitzt seit zwei Tagen nur herum und futterst Bonbons. Klar, dass du da etwas Training brauchst.”
“Freut mich, dass du so verständnisvoll bist”, sagte sie lächelnd.
Während der nächsten Stunde fuhren sie stetig weiter. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Andi wurde allmählich müde, doch sie wäre lieber gestorben, als es einzugestehen. Chase redete leise auf Paolo ein. Wenn Andi nicht den Dschungel beobachtete, sah sie den beiden zu.
Paolo war wach, strampelte mit den Beinchen und winkte mit den Händchen. Er hielt den Blick auf Chase gerichtet und lachte sogar. Chase schnitt für ihn Grimassen. Paolo war begeistert.
“Er wird sehr lebhaft.” Chase drehte sich zu ihr um. “Sollten wir nicht anhalten?”
“Es wäre wohl besser.” Ihre Arme fühlten sich schon schwer wie Blei an. “Ich suche eine Anlegestelle.”
Eine Viertelstunde später entdeckte sie eine Lichtung am Ufer, die groß genug war, dass sie das Kanu an Land ziehen konnten. Sie fuhr darauf zu.
Am Ufer angekommen, reichte Chase ihr Paolo, sprang aus dem Boot und zog den Bug an Land. Andis Arme zitterten, als sie ihm das Baby wieder reichte.
Nachdem er Paolo auf die Erde gelegt hatte, half Chase ihr aus dem Boot und zog das Boot ganz aus dem Wasser.
“Bleib hier bei Paolo. Ich sehe mich nach einem Lagerplatz um. Es wäre besser, wenn man uns vom Fluss aus nicht sehen kann. Wir haben zwar niemanden
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