Verwirrend heiße Gefühle
entdeckt, aber wir sollten kein Risiko eingehen.”
Sie nickte, weil sie zum Sprechen zu erschöpft war. Chase verschwand im Dickicht.
“Wie geht es dir denn, Schatz?”, fragt sie sanft und beugte sich über Paolo, konnte ihn jedoch nicht hochheben, weil ihre Arme zu heftig zitterten. Sie schaffte es allerdings, die Windel zu wechseln, und er lächelte sie dabei an. “Ich glaube, du fühlst dich schon besser. Warte, bis Chase das hört.”
“Bis ich was höre?”
Sie drehte sich rasch um. “Ich habe dich gar nicht bemerkt.”
“Ich weiß. Du warst mit Junior beschäftigt.”
“Ich glaube, es geht ihm besser. Die Tropfen haben offenbar geholfen.”
“Sollen wir ihm noch etwas geben?”
“Ja, ein wenig.”
Chase füllte die Verschlusskappe des Fläschchens, doch Andi schaffte es nicht, Paolo die Medizin zu verabreichen. Chase hielt ihre Hand fest. “Lass mich das machen.”
Er nahm Paolo, träufelte ihm vorsichtig die Medizin in den Mund und streichelte seinen Rücken, während der Kleine schluckte.
“Du machst das wie ein Profi”, stellte sie gerührt fest.
“Ich habe dir zugesehen.” Er behielt das Baby und wiegte es. “Deine Arme zittern vom vielen Paddeln.”
Andi verschränkte die Hände ineinander. “Alles in Ordnung. Wollen wir weiter?”
“Noch nicht. Wir sollten Wasser erhitzen und etwas essen.”
“Na schön.” Sie sah sich nach Brennholz um. “Wo willst du das Feuer machen?”
“Das ist gar nicht nötig. Ich habe einen kleinen Kocher im Gepäck.”
Andi sah ihn überrascht an. “Wieso, wenn du nur mit einer harmlosen Autofahrt gerechnet hast?”
“Ich bin stets gewappnet, McGinnis”, erwiderte er, und sein Gesicht verschloss sich. “Während der Arbeit für Mac habe ich gelernt, dass man immer damit rechnen muss, dass etwas schiefgeht. Darum überlege ich mir bei jedem Einsatz vorher, was passieren könnte, und schlage noch etwas drauf. Und ich sorge dafür, dass ich auf alle möglichen Probleme vorbereitet bin.”
Er war jedoch nicht darauf vorbereitet gewesen, seinen Partner zu retten. Nichts hätte Richard retten können. Andi fragte sich, ob Chase auch so dachte.
“Freut mich”, sagte sie ruhig. “Ein Kocher ist viel praktischer als ein Lagerfeuer.”
Er entspannte sich wieder. “Wenn du das Kind nimmst, kümmere ich mich um das Wasser.”
Paolo fielen die Augen schon wieder zu, als Andi ihn an sich drückte. Vielleicht machte ihn die Medizin müde.
“Tut mir leid, dass ich schmerzliche Erinnerungen aufgerührt habe”, sagte sie. “Das war gedankenlos.”
“Schon gut”, erwiderte er abweisend.
Chase war froh, dass sie ihn daran erinnert hatte, was mit Richard geschehen war. Sein Tod war ihm eine Lehre gewesen. Andi war gefährlich. Bei ihr vergaß er, was er alles in seinem Leben gelernt hatte. Dreißig Jahre lang hatte er überlebt, weil er niemandem vertraute. Daran wollte er jetzt nichts ändern.
Bewusst achtete er nicht darauf, wie sie leise auf das Baby einsprach. Sicher, es berührte ihn, sie mit dem Kind zu sehen. Ihm selbst war Paolo auch ans Herz gewachsen, doch es ging nicht um Paolo. Er war nur ein Baby. Babys enttäuschten einen nicht. Paolo stellte für ihn keine Gefahr dar. Er würde den Kleinen in Monterez abliefern und ihn danach nicht wiedersehen.
Was wohl aus dem Kind wurde? Das war nicht seine Angelegenheit. Es gab Organisationen, die sich um Waisen kümmerten.
Chase ging ans Ufer, schöpfte Wasser und ließ es durch den Filter laufen. Und dabei wollte er sich nicht vorstellen, wie Paolo allein und verängstigt irgendwo lag. Chase beobachtete den Fluss und die Ufer, sah jedoch keine Menschen. Danach füllte er das Wasser in den kleinen Topf auf dem Kocher und wartete, bis es siedete.
Erst eine Stunde später war er fertig. Zuletzt verstaute er alles. Das Kanu war gut versteckt. Jetzt brauchte er Schlaf. Seit sie Chipultipe verlassen hatten, hielten sie sich auf den Beinen, doch wenn sie nicht vorsichtig waren, brachen sie bald zusammen. Er holte ein Moskitonetz aus dem Rucksack und streckte sich neben Andi und Paolo aus. Nachdem er das schützende Netz über sie alle ausgebreitet hatte, schlief er ein.
7. KAPITEL
Seine Sehnsucht nach Andi ließ Chase nicht los. Im Traum versuchte er, sie festzuhalten, bis er ein leises Stöhnen hörte. Er öffnete die Augen nicht, weil er nicht aufwachen wollte. Noch nicht. Bevor er sich wieder mit der realen Welt beschäftigte, wollte er die Fantasie genießen, in der Andi ihn
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