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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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als aus eigenen Mitteln eine Flotte zusammenzukaufen und zu heuern, die Torstenssons Armee helfen sollte, den Sprung nach Fünen zu machen – eine Arbeit, die Bürokraten, Dänenfreunde und andere Skeptiker im holländischen Staat nach besten Kräften behinderten. Die Flotte, die nach größten Schwierigkeiten Mitte April die Niederlande mit Kurs auf Dänemark verließ, zählte zwar 32 Schiffe, doch nur 22 von diesen waren halbwegs kriegstauglich. Es waren außerdem keine richtigen Kriegsschiffe, sondern recht kleine Handelsschuten – «Heringsschiffe» nannte ein Schwede sie später –, die man in größter Eile mit ein paar Kanonen bestückt hatte, im besten Fall mit 18 -Pfündern (für ein Schiffsgeschütz ein kleines Kaliber). Vermutlich waren sie die billigsten. Die Männer an Bord waren größtenteils Handelsmatrosen, die noch nie im Krieg gewesen waren und eine erschreckend starke Neigung an den Tag legten davonzulaufen. Den Befehl über diese Flotte hatte De Geer Martin Thijsen übertragen, einem erfahrenen und weitgereisten Holländer, der unter anderem vor den südamerikanischen Küsten gegen die Spanier gekämpft hatte.
    Anfang Mai ankerten De Geers Schiffe beim Lister Tief im Süden der jütländischen Westküste. Sie sollten tausend Musketiere des schwedischen Heers an Bord nehmen. Als sie dort lagen, tauchte plötzlich die dänische Flotte auf. Es war die Nachricht vom Herannahen von De Geers Flotte gewesen, die Christian dazu veranlasst hatte, die Blockade Göteborgs abzubrechen. Für die Dänen ging es darum, das angeheuerte Geschwader daran zu hindern, sich mit der regulären schwedischen Flotte zu vereinigen; beide zusammen würden den dänischen Seestreitkräften klar überlegen sein. Die beiden Flotten stellten sich am 16 . Mai zur Schlacht, und als der Kampf nach sechsstündiger Kanonade zu Ende war, sah es nach einem Sieg der Dänen aus: De Geers Geschwader war gezwungen gewesen, sich ins Lister Tief zurückzuziehen. Keine der beiden Seiten hatte ein Schiff verloren, aber die schwach bewaffneten holländischen Schiffe hatten schwer unter dem Angriff der großen und gut bestückten Kriegsschiffe der Gegner gelitten. Thijsen hatte vorgehabt, die dänischen Schiffe zu entern, stellte aber zu seinem Schrecken fest, dass sie dafür viel zu hoch waren, und gewaltige Kanonenkugeln aus den dänischen 36 -Pfündern waren in einigen Fällen glatt durch die kleinen holländischen Schiffe durchgeschlagen, als wären sie aus Baiser, während die Geschosse aus den bedeutend leichteren Geschützen der Letzteren in vielen Fällen nur an den dunklen Eichenplanken der massiv gebauten dänischen Schiffe abgeprallt waren. Und da half es wenig, dass die angeheuerten Schiffe denen der Dänen zahlenmäßig überlegen waren. Ein Teilnehmer auf der schwedischen Seite berichtet:
    Der Feind sandte uns Kugeln um die Ohren, daß wir nicht wußten, wohin wir uns wenden sollten. Nun ging es los, das Schießen war fürchterlich. Unser Schiff, die Gyllene Svan, ist so durchbohrt, daß es als ein wahres Wunder zu betrachten ist. Der Großmast ist an zwei Stellen durchschossen, die Fock ist in Fetzen, Ruder, Bugspriet, Wanten und Segel beschädigt, so daß wir genug damit zu tun hatten, den Großmast zu stützen.
    Einige holländische Schiffe waren in blutige Schlachterbuden verwandelt, voll von Gefallenen und Verwundeten, die «armlos und beinlos» waren, und im Wasser trieben Leichen. Die Stimmung unter den angeheuerten Seeleuten war vom Schock geprägt, und hinterher gab es viele, die «jämmerlich klagten und Schweden zur Hölle wünschten, weil sie so elend zur Schlachtbank geführt worden». Die Befehlshaber beider Seiten kommandierten ihre Flotten vom Ort der Schlacht weg, um zu reparieren, die Leichen wegzuräumen und ihre Untergebenen zu beschimpfen.
    Die angeheuerte Flotte lag noch einige Zeit im Lister Tief, bewacht von einem dänischen Geschwader, und nach einem gehörigen Donnerwetter von Torstensson stach sie am Morgen des 25 . Mai wieder in See. Der Sommer war gekommen, und die Hitze war drückend. Zwei Stunden lang wechselten sie Schüsse mit den Dänen, dann ließen die beiden Flotten voneinander ab. Zur Nacht hin kam Sturm mit Gewitter und Regenschauern auf. Da hatten die holländischen Besatzungen genug, und sie zwangen die ganze Flotte, umzukehren und wieder in die Niederlande zurückzusegeln. Dort veranstalteten die unzufriedenen Seeleute und ihre Frauen Krawalle, während andere verlangten, man solle De

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