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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Dänen gegraben, aber aus unerfindlichen Gründen nicht besetzt hatten. Und am 14 . Mai, nach einem tagelangen Bombardement mit einem Mörser und schweren Kanonen, gab die Besatzung von Schloss Lagaholm auf. Am nächsten Tag paradierten sie mit stolz wehenden Fahnen und klingendem Spiel heraus, gefolgt von Pferden, Wagen, Gepäck, Dienern, Gesinde, Frauen und Kindern – wie vereinbart wurden sie nach Kristianstad geleitet, doch unterwegs verschwanden die dänischen Soldaten einer nach dem anderen wie die zehn kleinen Negerlein, und als der Verband sein Ziel erreichte, waren von der ursprünglichen Truppe nur noch wenige dabei.
    Laholms Fall war ein weiterer großer Erfolg für die schwedische Armee. Abgesehen davon, dass sie eine weitere wichtige Festung in die Hand bekam, und indirekt auch den guten Hafen an der Küste, bedeutete dies, dass das dänische Korps, das von Halland nach Göteborg unterwegs war, mit einem Schlag mehr oder weniger zwischen der Stadt im Norden und Horns Heer im Süden in der Klemme saß. Die gegen Göteborg gerichtete dänische Operation war gescheitert, denn zu diesem Zeitpunkt waren die dänischen Schiffe vor der Stadt überraschend und ohne erkennbaren Anlass davongesegelt; als Letztes brannten sie
Gottenbrille
auf Kyrkogårdsholmen nieder, und damit war die Blockade beendet. Anfang Juni verließ auch das dänische Korps südlich von Göteborg das verregnete Halland, ging an Bord wartender dänischer Schiffe und verschwand am Horizont. Und nachdem sie die holländische Landbevölkerung gebrandschatzt hatte – jeder Bauer musste vier Taler sowie eine Tonne Brot und eine halbe Tonne Bier abliefern –, wandte sich Horns Armee wieder nach Süden.
    Damit war die Bedrohung Göteborgs zwar für diesmal vorüber, und Horns Armee hatte auch Halland fest im Griff, aber dies hatte so viel Zeit gekostet, dass der blauäugige Traum von einem schnell erledigten Blitzkrieg nun endgültig zerstoben war. Horns Armee war auf dem Weg nach Süden, um Malmö zu belagern, doch selbst wenn die Stadt gegen jede Vermutung rasch fiele, wäre nicht viel gewonnen gewesen, denn die dänische Flotte herrschte in einsamer Majestät über die Gewässer zwischen den Inseln und im Sund und konnte ohne Anstrengungen jeden schwedischen Versuch, den Krieg nach Seeland oder Fünen hinüberzutragen, vereiteln. Um diesen toten Punkt zu überwinden, brauchten die Schweden die Unterstützung ihrer Flotte. Darüber hinaus hatte sich die Lage für Torstenssons Armee in Jütland grundlegend verändert.
    Als Torstenssons Heer im September 1643 aus Mähren abmarschiert war, gab es niemanden in der schwedischen Führung, der glauben konnte, dass die Kaiserlichen ihm folgen würden. Schwedische Verbände hielten eine Anzahl befestigter Orte in diesem Teil von Deutschland, und vernünftigerweise würden die Leute des Kaisers die Atempause, die ihnen jetzt geschenkt wurde, dazu benutzen, diese zurückzugewinnen. Außerdem waren Pommern und die Ostseeküste noch so schwer verwüstet, dass alle wussten, dass dort keine Armee leben konnte, zumindest nicht, bevor die Bauern im Herbst des nächsten Jahres ihre Ernte eingebracht hatten. Ein Vorstoß der Kaiserlichen nach Norden wäre deshalb der reine Wahnsinn, darin waren sich alle einig. Sie hatten jedoch nicht mit dem Kaiser und seinem Feldherrn Gallas gerechnet. Der Kaiser – der ein typischer Schreibtischstratege gewesen zu sein scheint und sich an der Ehre des Krieges ergötzte, aber sorgsam alle seine Gefahren mied und mit Vorliebe in seinen vier Wänden saß und große Striche und kleine Kreuze auf Kartenblätter zeichnete – war von Kopenhagen mit Hilfsappellen bombardiert worden und hatte schließlich nickend zugestimmt. Die Dänen versicherten, dass es
so
leicht sein würde, das schwedische Heer in Jütland zu zerschlagen; soweit sie wüssten, sei dieses nach den vielen kleinen Kämpfen des Spätwinters schwer angeschlagen, außerdem könnten die Dänen selbst den Kaiserlichen große Verstärkungen garantieren und so weiter. Des Kaisers erster Fehler war wohl, auf die von Panik geschlagenen Dänen zu hören, die offenbar bereit waren, jedermann alles Mögliche zu erzählen, um ein wenig Beistand zu bekommen. Sein zweiter Fehler war, die Operation von Gallas leiten zu lassen. Dieser machte sich mit der nur ihm eigenen Mischung aus betonköpfiger Phantasielosigkeit und solider Inkompetenz ans Werk. Nachdem er zwei Monate gebraucht hatte, um den Abmarsch seiner Truppen mehr als

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