Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
Vom Netzwerk:
Eroberungszug an sein Ende gekommen.
     
    Als es klarwurde, dass Göteborg von Angriffen aus mehreren verschiedenen Richtungen bedroht war, befiel die Regierenden in Stockholm aus erklärlichen Gründen vor Schreck ein gehöriger Schluckauf. Es gab zwar an die tausend Mann in den Festungen rund um die Stadt, aber um die Stadt gegen eine dreifache Bedrohung verteidigen zu können, brauchte man auch bewegliche Verbände. Eine Reiterabteilung – der Hauptteil bestand aus der Adelsfahne, einem Verband mit alter Tradition, der vom Adel des Reichs bezahlt wurde – erhielt Befehl, sich auf dem schnellsten Weg nach Göteborg zu begeben. Sie galoppierte Hals über Kopf los und erreichte die Stadt bereits am 18 . April. Doch wurden auf diesem wilden Todesritt so viele Pferde zuschanden geritten oder waren so erschöpft, dass der Verband als Kavallerie nicht mehr eingesetzt werden konnte.
    Die Schweden konnten von Glück sagen, dass die norwegischen Streitkräfte so schlecht gerüstet waren und sich weitgehend damit begnügten, auf dem rechten Ufer des Göta Älv Brände zu legen. Bald merkten die Schweden in der Stadt außerdem, dass sie einen direkten Angriff von der Seeseite nicht zu befürchten hatten, dazu war die Festung Älvsborg allzu stark und die auf den Holmen an Land gegangenen dänischen Verbände allzu schwach. Aber die Einfahrt war gesperrt und die Stadt blockiert: Allmählich hatten die Bürger Göteborgs Schwierigkeiten, Waren zu bekommen, die normalerweise übers Meer kamen, wie Salz, Gewürze und Wein – in ganz Westschweden entstand unter anderem große Knappheit an Abendmahlswein. Die Gefahr aus Süden durch das dänische Korps im nördlichen Schonen bestand jedoch weiter, und bald kamen Berichte, dass es sich auf Göteborg zubewegte.
    Gustav Horns Armee war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg nach Blekinge, um, wie jemand schreibt, «Kontributionen einzutreiben und das Land zum Gehorsam zu zwingen». Als die Nachricht eintraf, dass das dänische Korps auf dem Weg nach Norden durch Halland sei, mussten Horns Truppen auf der Stelle umschwenken und ihm schnell folgen. Am 2 . Mai erreichte das Heer Laholm. Wie gewöhnlich kamen die Schweden in eine Stadt, die von ihren Bewohnern verlassen worden war, aber Schloss Lagaholm war besetzt. Auf dem Papier war das Schloss eine imposante Festung, in günstiger Lage auf einer Insel und an dem einzigen Übergang über den Lagan erbaut, den es in Halland gab, und von 14 Meter dicken Wällen umgeben. Aber zum Pech der Halländer war das Schloss in einem miserablen Zustand. Die Ursache war die übliche: Der widerspenstige dänische Adel hatte die Sondersteuer nicht bezahlen wollen, die König und Staat forderten, um Festungen wie diese instand zu halten. Wie mehrere andere Festungen in Schonen und Halland war es deshalb zu einem Sinnbild für Fäulnis, Morschheit und Verfall verkommen. Horns Männer begannen sogleich mit der Belagerung des Schlosses. Die Verteidigung wurde mit mehr Enthusiasmus als Kompetenz betrieben. Horn plante unter anderem, die verschiedenen Gebäude des sogenannten Ladugårdsholms in Brand zu schießen, doch bevor seine Artillerie so weit war, steckte die Besatzung des Schlosses die Anlagen dort selbst in Brand, obwohl diese für die Verteidigung der Festung notwendig waren. Die meiste Zeit hielt sich die 150 Mann starke Besatzung im Verborgenen, machte keine Ausfälle und schoss so gut wie gar nicht auf ihre schwedischen Gegner, die rundumher die Erde aufwühlten und Batterien und Laufgräben aushoben. Nur bei einer Gelegenheit eröffneten die Männer auf dem Schloss ein wütendes Bombardement, doch lediglich mit dem Erfolg, dass in der eigenen Stadt Feuer ausbrach und ein Viertel der Stadt abbrannte. Eines Nachts ließ ein betrunkener schwedischer Offizier, der in den Laufgräben die Wache hatte, gegen den Befehl die Trommeln rühren und die Belagerten anrufen, und bald setzten Gespräche ein, die am nächsten Morgen dazu führten, dass der Kommandant der Festung mit Horn einen kleinen Waffenstillstand schloss – die Schweden nutzten die Gelegenheit, um das Terrain und das Schloss auszukundschaften, was dadurch erleichtert wurde, dass die dänischen Wachtposten sie in ihrem Friedenseifer auf die eigentliche Schlossinsel hinüberließen. Als die Kämpfe später wieder aufgenommen wurden, setzten schwedische Soldaten im Schutz der Dunkelheit zu einem der Holme über und kletterten dort dankbar hinunter in den Schutz einiger Laufgräben, die die

Weitere Kostenlose Bücher