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Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition)

Titel: Verwüstung: Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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gründlich vorzubereiten, führte er das Heer sehr, sehr langsam nach Norden, während er dem Hof in Wien triumphierend mitteilte: «Endlich haben wir den alten Fuchs im Sack.»
    Der alte Fuchs wusste, dass er Gallas und seine 15 000 Mann, wie langsam sie sich auch nach Jütland heraufbewegen mochten, nicht ignorieren konnte. Deshalb beorderte er sein Heer zurück nach Süden, teils um der neuen Bedrohung zu begegnen, teils um mit Claes Fleming und seinen Seestreitkräften Kontakt aufzunehmen, von denen er wusste, dass sie auf dem Weg waren, um seiner Armee Unterstützung zu leisten. Am 23 . Juni fand Torstensson die schwedische Flotte vor Anker in der Kieler Förde, nicht weit von Christianspris (der Festung, bei deren Erstürmung durch schwedische Soldaten im Dezember des Vorjahres Erik Jönsson Augenzeuge gewesen war). Der alte Plan, Torstenssons Armee im Handumdrehen hinüber nach Fünen zu segeln, war nun, wo die kaiserliche Armee auf der Bühne erschienen war, überholt. Doch begriffen weder Torstensson noch Fleming, was um alles in der Welt Gallas im Sinn hatte, denn der Marsch seiner Truppen nach Norden ging in langsamem
adagio
vonstatten, und noch hatten sie Holstein nicht erreicht. Während man darauf wartete, was Gallas sich schließlich einfallen ließe, beschlossen Torstensson und Fleming, die 60 Kilometer weiter östlich unmittelbar vor der deutschen Küste gelegene dänische Insel Fehmarn zu erobern. Gegen sieben Uhr am Abend des 29 . Juni gingen schwedische Soldaten von geruderten Barkassen und Beibooten aus an Land, und nach einem kurzen Kampf am Ufer mit dänischen Soldaten und aufgebotenen Bauern nahmen sie die Insel ein. Am Morgen des 1 . Juli segelten sie die Schiffe zurück nach Christianspris.
    Gegen neun Uhr sahen die schwedischen Seeleute Segel in der Ferne. Es war die dänische Flotte, insgesamt an die 40 Schiffe. Die Dänen hielten genau auf sie zu. Wenige auf der schwedischen Seite wussten zu diesem Zeitpunkt, dass bereits zwei wichtige Seeschlachten geschlagen worden waren.
    Der schwedische Rat hatte, als er sich zum Krieg entschloss, kühl damit kalkuliert, die Niederlande auf seine Seite zu bekommen. Die Holländer beherrschten ja den größten Teil des Handels auf der Ostsee und hatten natürlich ein großes Interesse daran, dem dänischen Preien im Öresund ein Ende zu machen. Der Rat sandte heimlich Louis De Geer, der selbst Holländer war, nach Amsterdam, um dort Hilfe zusammenzutrommeln. Er hatte gute Kontakte, war reich und hatte außerdem ein unmittelbar persönliches Interesse an diesem Krieg; die Idee der Dänen, alle Transporte von Kriegsmaterial durch den Sund zu verbieten, hatte, wie schon erwähnt, ihn und eine Reihe anderer Kanonenfabrikanten eine Menge Geld, Mühsal und Flüche gekostet, und zu allem Überfluss hatte die dänische Krone ihn bei einem Waffengeschäft übers Ohr gehauen. Louis De Geer hatte also mehr als ein Hühnchen mit den Dänen zu rupfen.
    Die Holländer zeigten sich indessen gänzlich uninteressiert daran, gegen Dänemark in den Krieg zu ziehen. Einige erhoben Einwände, runzelten die Stirn und kamen mit abstrusen Hinweisen auf alte Verträge. Andere standen Louis De Geers Vorschlag strikt ablehnend gegenüber. Der immer noch andauernde Krieg mit Spanien verlange die Konzentration aller Kräfte und erlaube nicht, dass man sich in neue Abenteuer stürze, meinten sie sehr zu Recht, und außerdem hielten sie den schwedischen Angriff für undurchdacht, weil er dem hart bedrängten Kaiser in Deutschland eine willkommene Atempause verschaffe. Aber der Hauptgrund, warum die niederländischen Generalstände sich weigerten, in den Krieg einzutreten, war, dass sie erklärte Verfechter des Status quo im Norden waren. Ihr Handel gedieh am besten, wenn sowohl Dänemark als auch Schweden nicht übermäßig stark waren und keine der beiden Mächte in der Ostsee die Oberhand gewann. Sie sahen es nicht ungern, wenn Christian einen kräftigen Nasenstüber bekam, aber sie dachten nicht daran, dem Schweden dabei zu helfen, das
dominium maris Baltici
zu erringen. Das hätte nämlich das Ende ihres eigenen lukrativen Ostseehandels bedeutet. Gleichgewicht sollte herrschen. Gleichgewicht!
    Louis De Geers geheimer Auftrag in den Niederlanden sickerte nach und nach durch. Trotz schöner Lockrufe und Versprechungen hinsichtlich großzügiger Rekompensation wollte auch privat kein Holländer zu dem schwedischen Kriegsunternehmen beitragen. De Geer blieb nichts anderes übrig,

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