Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Frieden erlebt, und ein Krieg nach dem anderen forderte einen hohen Preis, insbesondere von den Bauern, «den breitschultrigen Karyatiden des stolzen Staatsgebäudes». Besonders schwer war es am Ende der zwanziger und am Anfang der dreißiger Jahre, als schlechte Ernten, Seuchen, eine anhaltend hohe Steuerlast und Aushebungen dazu geführt hatten, dass viele Höfe verlassen waren und die Bevölkerungszahl des Reichs gesunken war. In einem Kirchspiel wie dem zuvor erwähnten Bygdeå hatte sich die Bevölkerung zwischen 1621 und 1639 um ungefähr zehn Prozent vermindert. Etwas vereinfacht kann man sagen, dass die Missernten und Krankheiten die Kinder und die Alten nahmen, während der Krieg die Männer dahinraffte. Zurück blieben die erwachsenen Frauen. Die Geschlechterverteilung war auch aus dem Gleichgewicht geraten: In diesen Jahren kamen mehr als zwei Frauen auf einen Mann. Dies war sicher ein außergewöhnlicher Fall, aber wir wissen, dass auch in anderen Teilen des Landes ein erheblicher Frauenüberschuss herrschte.
Aber es war nicht nur ein Land von Soldatenwitwen, noch mehr war es ein Land von Bauern. Geht man von der damaligen Einteilung der Bevölkerung in Stände aus, kamen auf 200 Einwohner ungefähr vier Bürger, zwei Geistliche, zwei bis drei sogenannte nichtadlige Standespersonen – was die offiziöse Bezeichnung für eine Gruppe von Menschen war, die sich die Ausbildung, die Stellung und das Einkommen verschafft hatten, die erforderlich waren, um ein gewisses Ansehen zu genießen, die aber dennoch aus irgendeinem Grund nicht in die gängigen Kategorien passten. Ein Adliger kam hinzu. Das waren zehn Personen. Die übrigen 190 wurden sämtlich dem sogenannten
allmoge
zugerechnet, der bäuerlichen Bevölkerung, die auf dem Land lebte.
Man konnte sie überall sehen, wenn man durch das Land reiste. Auf vielen Bildern, die Erik später zeichnete, finden sie sich, wie ein selbstverständlicher und unvermeidlicher Bestandteil der Landschaft: Männer und Frauen in einfachen Kleidern, meistens zu Fuß; gebeugt und mit eingeknickten Knien auf dem Heimweg vom Acker nach der Arbeit eines langen Tags; auf ausgetretenen Wegen, mit schweren Lasten auf dem Rücken dahintrottend; hinter schief gefahrenen Holzwagen mit großen Rädern; auf einer frisch gemähten Wiese in dünner Sommerkleidung und mit langen Rechen in den Händen. Männer, die hinter dem Pflug gehen, auf holprigem Kurs zwischen aufgeworfenen Furchen schwarzer Erde, die Peitsche über den Ochsenrücken schwingend; die als Treiber in einer adligen Jagdpartie durch einen dichten Buschwald laufen oder auf dem Weg hinaus ins Grüne mit einer gespannten Armbrust und von einem mageren und eifrigen Jagdhund begleitet; die in einem langen Ruderboot in einem Glitzern von Wasser und Seerosen sitzen, die Angelrute oder ein Netz in der Hand; die in einem tiefen Hohlweg rufen, während sie widerspenstiges Vieh vor sich hertreiben; die neben einem großen Stein kauern, mit breitrandigen Schlapphüten und die Arme über der Brust gekreuzt, rastend, während die Spaten ein paar Meter entfernt auf dem Karren ruhen; die sich auf einem Pfad begegnen, sich die Hand geben, mit ihren Stöcken zeigen. Frauen, die mit krummen Rücken und in Schürzen draußen auf der Weide die Kühe melken; die mit ihren Wäscheklopfern auf einem Waschsteg am Ufer eines Wassers knien oder die nassen Wäschestücke zu zweit auswringen, während nicht weit davon Enten schwimmen; die im Sonnenlicht überquellende Heuwagen beladen oder kleine Kinder hüten; die mit einem großen Korb im Arm im Damensitz auf einem müden und verbrauchten Pferd reiten, auf dem Weg zu irgendeinem Markt; die allein in einem kleinen, einmastigen Boot auf einem wogenden Binnensee einen Sturm zu überstehen versuchen; die mit einem Kind an ihrem langen Rocksaum hängend und einem Eimer mit Gemüse auf dem Kopf zwischen den Menschen in einer Stadt wandern. Sie waren ständig da, in Eriks Augen und in seinen Bildern. Sie waren der Sand im Stundenglas der Geschichte. Sie waren es, die alles in Gang hielten.
Manchmal sprach man davon, dass dies die neue Zeit sei. Wenig davon war unter gewöhnlichen Menschen draußen auf dem Lande zu sehen, die im Großen und Ganzen auf die gleiche Art und Weise lebten, wie ihre Großeltern es im 16 . Jahrhundert getan hatten oder deren Großeltern vor ihnen im Mittelalter:
Dort draußen starren die Fenster leer ins eisige Morgengrauen.
Die Handkarren träumen dort draußen
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