Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
menschlicher Tätigkeit, von den alten Notwendigkeiten des Lebens, von Ordnung und Klarheit, von sicheren, vernünftigen Arbeiten, frei von Unruhe, frei von Geschäftigkeit, frei von Enthusiasmus», wie Frans G. Bengtsson es beschreibt. Ihr Weltbild war verdunkelt von Aberglauben, Irrungen und Missverständnissen, ihre Plackerei hart, die Anlässe zum Feiern selten, die Mühen endlos und das Leben kurz. Dennoch suchten sie die ganze Zeit mit all der Stärke, Beharrlichkeit, List und Anpassungsfähigkeit und dem Erfindungsreichtum, wie nur sogenannte einfache Leute sie aufbieten können, in dieses ihr einziges Leben ein wenig Würde und Schönheit zu bringen. Nur vage können wir ahnen, wie ihr Weltbild beschaffen war. Mit ziemlicher Sicherheit können wir wohl sagen, dass sie alle an Astrologie, Hexerei, Gespenster und Alchimie glaubten, dass sie davon überzeugt waren, dass die Natur beseelt war, dass Magie etwas Wirkliches war, dass Menschen von bösen Geistern besessen sein konnten und dass es möglich sei, die Zukunft vorauszusagen. Dies war jedoch kein Ausdruck «volkstümlichen Aberglaubens»; praktisch alle Menschen, die in der ersten Hälfte des 17 . Jahrhunderts lebten, auch Fürsten und hochgelehrte Männer, glaubten an diese Dinge.
Ausländische Reisende erschraken oft über das wilde, altertümliche Aussehen des schwedischen Landmanns, seinen Schmutz, sein langes Haar und den struppigen Bart, aber seine langmütige Art, seine Gastfreundlichkeit und große Ehrlichkeit imponierten ihnen auch. Die schwedischen Adligen scheinen den Bauern als ein fremdes Wesen mit seltsamen Sitten betrachtet zu haben, der jedoch ein unumgänglicher Teil der Welt war und ohne den man weder leben wollte noch konnte. Ihre Haltung dem Volk gegenüber war daher von einem Wohlwollen gekennzeichnet, das häufig, doch nicht immer herablassend war, sowie von einer nicht unbedeutenden Dosis Respekt. Die Herrschenden wussten sehr wohl um die enorme Bedeutung der Bauern, dass sie, wie ein Ratsherr es ausdrückte, «ein nach Gott nicht geringes Fundament unseres Wohlstands» waren.
Es ist falsch, sich diese Volksmehrheit der auf dem Land Lebenden als eine gleichförmige und unterschiedslose Masse vorzustellen. Einige wenige lebten nicht in erster Linie von ihrer Landwirtschaft, sondern waren Handwerker verschiedener Art: Schmiede, Schneider und Schuhmacher. In dieser Gesellschaft von ineinandergeschachtelten Pyramiden, von Ungleichheiten und Hierarchien konnte man auch unter denen, die von der Erde lebten, große Unterschiede erkennen. Ganz unten befanden sich die Besitzlosen: Knechte und Mägde, Alte und Altenteiler, Kätner, Bettler, Gesinde und Arbeitsunfähige. Danach folgten auf einer gleitenden Skala kleine und mittelgroße Bauern, weder mager noch fett, aber dennoch bedrängt vom geldhungrigen Staat. Ganz oben waren die Großbauern, eine gut situierte und wohlhabende Oberschicht, die es verstanden, sich zu bedienen, die neuen Boden kultivierten oder alten aufkauften, die einträglichen Handel trieben, die häufig in der Gemeindeversammlung und dem lokalen Ding saßen und zuweilen auch Länsmann, Gastwirt oder Vogt im Dienst der Krone wurden. Weitere Unterschiede beruhten darauf, ob man sein Land selbst besaß (wie die sogenannten Steuerbauern) oder es von der Krone pachtete (wie die Kronbauern) oder ob man einen Hof pachtete, der einem Adligen gehörte (wie die Freibauern). Unabhängig davon, ob man ein selbstbesitzender Bauer war oder einem Gut unterstand, musste man ungefähr gleich viel Steuern und Abgaben zahlen. Es gab jedoch andere Unterschiede. Die Privilegien des Adels brachten es mit sich, dass seine Bauern in der Regel bedeutend weniger von den Aushebungen betroffen waren als andere Bauern. (Unter gewöhnlichen Bauern wurde einer von zehn als Soldat ausgehoben, unter den Bauern des Adels war es einer von zwanzig.) Sie waren dem Gutdünken ihrer adligen Herren ausgeliefert, und das Gleiche galt für die Steuer-und Kronbauern, die häufig unter verschiedenen eigenmächtigen Vögten zu leiden hatten – und die Neigung der Letzteren zu Gaunereien war beinah legendär; ein Ratsherr sagte, man müsse zufrieden sein, wenn man taugliche Vögte in seinen Dienst bekäme, denn niemand könne die Hoffnung hegen, ehrliche zu finden. Oft war es die dritte Gruppe, die selbstbesitzenden Steuerbauern, die am meisten begünstigt waren; sie hatten die größten und besten Höfe und verfügten nicht selten über gute Möglichkeiten, ihre
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