Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
und Unsicherheit geweckt worden. Im Herbst 1646 wurde ein weiterer Schwede getötet. Printz’ Empörung richtete sich vor allem gegen die Holländer, denn er glaubte, dass sie die Indianer aufhetzten, die schwedischen Siedlungen anzugreifen. Schon früher war ein misslungener englischer Versuch aufgedeckt worden, die Indianer mit Bestechung dazu zu bringen, Neuschweden anzugreifen, und Printz warf den Holländern vor, ihnen den gleichen üblen Streich zu spielen. Die Wahrheit ist wohl, dass alle Kolonisten versuchten, sich der Indianer zu bedienen, um lästige Konkurrenten zu beseitigen, weshalb ein großer Teil der von den Stämmen begangenen Gewalttaten in Wahrheit von den Europäern selbst angestiftet war. (Unter anderem stellte es sich heraus, dass Printz’ eigenwillige Tochter Armegott bei einer Gelegenheit zwei Indianer gedungen hatte, zwei Schweden zu skalpieren und zu töten, weil sie aus ihrem Dienst entlaufen waren.)
Der raubeinige Soldat Printz antwortete auf diese Zusammenstöße mit der Machtsprache, zu der er in der Lage war, was im Großen und Ganzen heißt, verbal. Er drohte den Indianern, band ihnen einen Bären auf mit Erzählungen von riesigen Mengen von Waffen, Männern und Schiffen, die von Schweden unterwegs seien, und drohte, wenn noch mehr Schweden von Indianern verletzt würden, werde er «nicht eine Seele unter ihnen am Leben lassen». Dies waren indessen nicht nur leere Worte und heiße Luft. Printz spielte offenbar mit dem Gedanken, mit den Mingos das Gleiche zu tun, was die Engländer mit den Pequote getan hatten – sie auszurotten. Bei dieser Gelegenheit schrieb er auch einen kühn formulierten Brief nach Stockholm und verlangte, man solle ihm 200 Soldaten schicken; mit einer solchen Truppe würde er bald «jedem Indianer am Fluß das Genick brechen». Auf die Dauer würde dies unvermeidlich sein und auch laut Printz kaum wirtschaftliche Nachteile haben. Das schwedische Besitzrecht auf das Land am Delaware würde auf diese Weise befestigt, denn
wenn man den Fluß nicht nur gekauft, sondern auch mit dem Schwert in der Hand gewonnen hätte, dann könnte niemand, wer es auch sein möge, Holländer oder Engländer, Anspruch auf diesen Platz erheben.
Auch wenn die Christianisierung der Urbevölkerung zur Sprache kam – etwas, worüber die Männer im Rat gern redeten –, zeigte Printz wenig Geduld mit diesen «Wilden», die nur die Beine in die Hand nahmen, wenn man sie mit Gottes heiligem Wort beglücken wollte. Seine Lösung verriet wieder einmal seine typische Landsknechtsmentalität: Man solle mit Waffen in der Faust ausziehen und jeden, der sich nicht zur «einzigen wahren Religion» bekehren wolle, ganz einfach umbringen. Die Regierenden in Stockholm waren indessen nicht sonderlich interessiert an Printz’ apokalyptischen Plänen, lehnten es ab, Truppen zu schicken, und fuhren fort, ihn zum friedlichen Zusammenleben mit den Indianern zu ermahnen. Per Brahe, mehr väterlich mild als üblich, fragte an, ob man nicht ein paar Indianer finden könne, die damit einverstanden seien, sich nach Schweden bringen zu lassen, wo sie Schwedisch lernen, «eine andere Welt erleben und freundlich behandelt werden» sollten. Seine Frage zeigt, dass ‹der unterlegene Wilde, geschaffen, um beiseite geschoben zu werden›, noch nicht das Bild Europas von den anderen Kulturen beherrschte. Der Rassismus in der uns heute bekannten Form existierte noch nicht, er entstand erst im 19 . Jahrhundert; die Europäer des 17 . Jahrhunderts waren neugierig und nicht selten beeindruckt von den fremden Kulturen, denen sie begegneten, und wenn sie andere Völker schlechter fanden, dann hatte dies seinen Grund nicht in Vorstellungen von einer Hierarchie der Rassen. Eine der wichtigsten Sperren dagegen war die christliche Lehre von der Monogenesie, die allgemein anerkannt war und besagte, dass alle Menschen ein und denselben Ursprung hatten, nämlich Adam und Eva – erst nachdem die moderne Wissenschaft die biblische Schöpfungsgeschichte aus den Angeln gehoben hatte, konnte der moderne Rassismus entstehen. Printz’ wilde Vernichtungspläne zeigen indessen, dass der Prozess, der dorthin führen sollte, leider schon begonnen hatte.
Nein, die große Gefahr drohte Neuschweden von den anderen Europäern, und vor allem von den Holländern. Nachdem die wiederholten Versuche der Engländer, am Delaware Fuß zu fassen, dank der gemeinsamen Gegenmaßnahmen der Schweden und Holländer vereitelt worden waren, verstärkte
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