Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Mengen von Munition und Proviant für den Verbrauch eines Jahres. Man nahm den üblichen Weg über die Karibik, aber gegen zwei Uhr eines Nachts Ende August lief das Schiff auf ein Unterwasserriff. Die Besatzung warf den Ballast und das Salz und das Süßwasser über Bord, kam aber dennoch nicht frei. Alle an Bord mussten auf einer kleinen unbewohnten Insel an Land gehen. Dort saßen sie acht Tage ohne Wasser, bis sie von zwei spanischen Schiffen aufgenommen wurden. Ob dies nun eine wirkliche Rettung außer in rein technischer Hinsicht war, sei dahingestellt. Die Spanier betrachteten skeptisch die Pässe der Schweden, erklärten, noch nie von einem Reich namens «Sverige» gehört zu haben, und forderten sie auf, sich entweder zu ergeben oder zu kämpfen, woraufhin die Schiffbrüchigen ohne längeres Grübeln die erste Alternative wählten. Sie wurden dann zu der gestrandeten
Kattan
zurückgebracht, wobei die Spanier trotz ihrer eben erst gegebenen Versprechen flugs Last und Lebensmittel beschlagnahmten und zum Abschluss Frauen wie Männern die Kleider vom Leib rissen, um all ihr Geld und ihre Wertsachen zu finden.
Am 3 . September 1649 liefen die Schiffe mit den gefangenen Schweden in San Juan auf Puerto Rico ein. Zum Klang von Trommeln und Pfeifen wurden sie im Triumphzug durch die Stadt zum Marktplatz geführt, wo ein Feuer entzündet wurde und die Spanier aus irgendeinem Grund mit allen schwedischen Büchern, die sie auf der havarierten
Kattan
gefunden hatten, ein kleines Autodafé veranstalteten. Nachdem die gefangenen Schweden sich beim Gouverneur beschwert hatten, wurden sie jedoch freigelassen. Einige fuhren mit anderen Schiffen zurück nach Europa, aber die meisten blieben; und im Mai 1650 segelte die restliche Gruppe, jetzt nur noch aus 24 Personen bestehend, auf einer kleinen Bark, die sie gekauft hatten, ausgerüstet mit spanischen Pässen und Proviant, den der Gouverneur ihnen geschenkt hatte, aus Puerto Rico ab. Sie hatten die Insel Santa Cruz erreicht, als sie von einem französischen Schiff aufgebracht wurden. Die Schweden zeigten ihre schwedischen und spanischen Pässe; über die schwedischen lachten die französischen Offiziere und zerrissen sie, die spanischen behielten sie. Ein weiteres Mal zu Gefangenen gemacht, wurden die Schweden an Land gebracht und dort gründlich ausgeplündert. Danach wurden sie gefoltert. Die Männer wurden an Pfähle gebunden und einer Scheinhinrichtung ausgesetzt, während ihre Frauen, in einem Raum in der Nähe eingeschlossen, weinten und schrien. Einige der Männer wurden mit auf den Rücken gebundenen Händen an Haken an der Decke aufgehängt und mussten so zweieinhalb Tage baumeln, bis ihre Glieder blau und geschwollen waren. Die Frauen hatten etwas Geld und Perlen verstecken können, doch die Franzosen bekamen irgendwie Wind davon und begannen, sie zu quälen, um sie zu zwingen, die verborgenen Wertsachen herauszugeben. Ein paar Soldaten holten ihre Pistolen und steckten die Finger der Menschen in die Steinschlösser, die auf diese Weise zu Daumenschrauben wurden – eine gängige Foltermethode in allen Armeen dieser Zeit; andere verbrannten die Fußsohlen der Frauen mit glühenden Eisen. Eine Frau wurde von dem französischen Gouverneur vergewaltigt, wonach er sie ermorden ließ. Am Schluss wurden die Schweden als Sklaven an verschiedene Personen auf der Insel verkauft – Franzosen wie Engländer benutzten in dieser Zeit auch Europäer als Sklaven. (Die Episode ist interessant, denn wenn weiße Menschen, die aus einem verbündeten Staat kamen, so übel behandelt wurden, kann man sich leicht vorstellen, wie man Indianer und Afrikaner behandelte.)
Als sie später von zwei Tabakhändlern aus Rotterdam, den Gebrüdern Clausen, gerettet wurden, lebten nur noch fünf der ursprünglich 24 : der Feldscher Johan Rudberus – für 500 Pfund Tabak an einen Deutschen verkauft –, zwei Frauen und zwei Kinder. Zuerst starben die beiden Frauen und das ältere Kind. Das jüngere Kind wurde einer französischen Frau übergeben, starb aber nach kurzer Zeit. Erst 1651 kehrte Rudberus nach Schweden zurück, der letzte von insgesamt 19 Überlebenden der
Kattan
, die jemals zurückkamen.
Dies war eine Katastrophe, nicht nur für die Menschen an Bord der
Kattan
, sondern auch für Neuschweden. Wäre das Schiff mit seiner Last von Kolonisten, Soldaten und Kanonen 1649 eingetroffen, hätte sich die Waagschale mit aller Wahrscheinlichkeit zugunsten der Schweden gesenkt. Die Herrschaft
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