Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Krankheiten und trotz der Plagen des Klimawechsels dank harter Arbeit eines ständig wachsenden Wohlstands erfreuen konnten. Viele Diener und Soldaten, die in die Kolonie geschickt worden waren, waren (wie Printz selbst) nur mäßig begeistert von diesem mückenverseuchten Platz und wollten nach Hause, doch nur wenige der herübergebrachten Bauern hegten derartige Pläne. Je mehr Informationen über die Kolonie nach Schweden durchsickerten, desto mehr wuchs auch das Interesse unter den einfachen Leuten, dorthin zu gehen. Bald konnte man unter den Kolonisten wählen und aussieben, statt sie mit Hilfe von Vögten und Fußfesseln herbeizuschaffen. Doch die Kolonie war noch immer nur eine Möglichkeit, ein Grundstein für etwas anderes, das groß werden konnte, falls es gelang, die Gefahren zu meistern.
Die Indianer waren gewissermaßen die geringste Bedrohung, mit der die Menschen in Neuschweden konfrontiert waren. Unter dem Regiment von Printz hatte man die von Stockholm befohlene Politik der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Stämmen, die um die Kolonie herum lebten, fortgeführt. Etwas anderes war auch nicht möglich, teils weil die Schweden so erbärmlich wenige waren, teils weil sie von den ursprünglichen Bewohnern abhängig waren, um Lebensmittel kaufen und den Tauschhandel betreiben zu können, der eigentlicher Zweck des ganzen Unternehmens war. Folglich näherte sich Printz wie sein Vorgänger den Indianern mit Respekt und sogar einem gewissen Beben und machte sich erst nach Verhandlungen und anschließendem Feilschen mit den Stammeshäuptlingen zum Herrn über neues Land. Den Schweden gelang es sogar, sich mit den starken und gefürchteten Mingroeirokesen auf guten Fuß zu stellen, die sich nach einer gewissen Zeit sogar selbst als Beschützer der Schweden bezeichneten. Die weißen Konkurrenten der Schweden, die Franzosen, die Holländer und insbesondere die Engländer, vertraten eine entschieden brutalere und imperialistischere Einstellung gegenüber den Stämmen, denen sie begegneten. Im Norden, an dem Fluss, der später Hudson genannt werden sollte, kam es ständig zu Scharmützeln zwischen Irokesen und Franzosen. In den großen Kolonien weiter im Norden – Connecticut, Rhode Island, Plymouth, Massachusetts und New Hampshire – waren alle Indianerstämme bereits ausgerottet. Vor allem waren sie von Krankheiten wie beispielsweise Pocken, Masern und Pest hingerafft worden, die bei den Indianern bis dahin unbekannt waren und die von den Europäern aus der Alten Welt eingeschleppt wurden. Die Pequote, die überlebt hatten, waren 1637 durch eine Strafexpedition als Vergeltung dafür, dass sie einen englischen Händler getötet hatten, praktisch ausgerottet worden. Südlich von Neuschweden, in Virginia und Maryland, fand in den vierziger Jahren ein regelrechter Krieg zwischen Irokesen und Kolonisten statt; auch dort führten die Engländer reine Ausrottungskampagnen gegen die Indianer durch. Auch die Holländer hatten mehrere bewaffnete Zusammenstöße mit den Einheimischen. Unter anderem beging der Gouverneur von Neu Amsterdam Ende Februar 1643 ein Massaker an achtzig Indianern. Dass gerade die Engländer die rücksichtsloseste Politik betrieben, war vielleicht kein Wunder. In der Neuen Welt gab es um 1650 weniger als 200 Schweden und etwas über 4000 Holländer, doch nicht weniger als 47 800 Engländer. Die Engländer hatten bereits begonnen, sich in den Gebieten, die sie ohne jedes Recht an sich gerissen hatten, breitzumachen, und drängten nun die Indianer an zahlreichen Stellen zurück, wobei es zwangsläufig zu Zusammenstößen kam. Eine grausame innere Logik war hier zu ahnen, die bewirkte, dass diese Unternehmen, wenn sie einen bestimmten Umfang überschritten, fast unausweichlich eine unheilvolle Wendung nahmen.
Die Unruhe, die um die Mitte der vierziger Jahre die nahe gelegenen englischen und holländischen Kolonien umgab, griff auch nach Neuschweden über. 1644 überfielen Indianer eine Siedlung nicht weit von Neu Göteborg und ließen einen Mann und eine Frau tot in ihrem Bett zurück, einige Tage später wurden zwei Soldaten und ein Arbeiter getötet. Printz – der das einzige Pferd der Kolonie ritt und von einer ständigen Leibwache von acht Soldaten umgeben war – erhielt jedoch bald eine Entschuldigung von den verantwortlichen Häuptlingen, die erklärten, dies sei ohne ihr Wissen geschehen, worauf man einen Friedensvertrag schloss. Dennoch war unter den Kolonisten ein Gefühl von Gefahr
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