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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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sie den Ausdruck in seinem Gesicht. Er betrachtete sie, als hätte sie den Verstand verloren.
    »Du bittest mich um etwas, was ich nicht tun kann.«
    »Ich bitte dich zu tun, was richtig ist.« Mira verstand voll und ganz, was sie forderte, aber sie wusste auch, dass sie recht hatte, dass Sheppard, zumindest in Bezug auf Tia Lopez, unrecht hatte. »Eine Tür hat sich geöffnet, als ich den Tatort für Dillard und dich gelesen habe. Das wird nie wieder geschehen. Das ist meine Wahl. Wie ist deine?«
    Er sagte nichts.
    »Und?«, fragte sie.
    »Warum?«, flüsterte er.
    Und in diesem Moment füllten sich seine Augen mit einem solchen Schmerz, dass sie nicht anders konnte. Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihren Kopf gegen seine breite, wundervolle Brust. Nach einem Augenblick legten sich seine Hände über ihren Rücken, und er hielt sie fest, sein Körper nass, zitternd.
    »Weil sie eine Chance verdient hat.« Weil ich gesehen habe, was möglich ist. Weil ich weiß, dass ich recht habe. Weil sie mein verdammtes Leben gerettet hat. »Weil sich ihr Leben hier gabelt.«
    »Hier gabelt sich jedermanns Leben, Mira …«
    Sie hörte den Rest dessen, was Sheppard sagte, nicht mehr, denn sie wusste, dass er Tia nicht gehen lassen würde. Also schrie sie: » Lauf, Tia! «
    Aber Tia Lopez war längst verschwunden.
    »Was zum Teufel hast du getan?«, schimpfte Sheppard und nahm die Verfolgung Tias auf.
    Mira warf sich auf ihn, die Pistole ging los, und sie stürzten beide zu Boden, sie rollten über nasse Blätter, über abgebrochene Zweige, ihre Körper umschlungen. Sie sah Teile dessen, was Sheppard durchgemacht hatte, doch diese Bilder waren gemischt mit dem, was Tia sah, hörte, fühlte. Und dann brach die Verbindung zwischen ihr und Tia ab, und sie war allein in ihrem Innersten.
    Sheppard rappelte sich auf und Mira ebenfalls, entsetzt, dass er noch dastand und auf sie herunterstarrte. Sein Gesicht war schwer gezeichnet. Keiner von ihnen rührte sich oder sprach.
    Sie brach schließlich das Schweigen. »Shep …«
    Er schüttelte bloß den Kopf und entfernte sich eilig von ihr, zurück durch die Bäume, in den Regen und den Wind. Mira saß noch einen Augenblick da, der Wind peitschte durch die Bäume, riss lose Äste und Blätter mit sich. Sie mühte sich, einen Sinn in dem zu finden, was geschehen war, was es hieß.
    Doch sie wusste, was es hieß. Bald würde die Sonne aufgehen, Danielle würde in den Golf hinausziehen, und die Menschen würden anfangen, die Trümmer aufzusammeln. Es würde jedoch nichts früh genug geschehen, um retten zu können, was Sheppard und sie verloren hatten.

30
    2. Juli
    Mira kehrte einen Haufen Dreck und Abfall zur Tür des Buchladens hinaus, dann trat sie nach draußen, um den Schlauch anzustellen. Am Himmel, der von einem tiefen Juliblau war, standen ein paar Wolken in Tierformen, dort ein Elefant, hier eine sich räkelnde Katze. Obwohl es noch früh am Tag war, brannte die Sonne schon hell und heiß, ohne dass ein Windhauch die gnadenlose Hitze davontrieb.
    Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte den Schmutz über den Weg hinaus auf die Straße. Das Wasser stammte aus dem Stausee, der das Trinkwasser für die Insel lieferte. Es war schmutzig, nur einer der vielen Gründe, aus denen die Gesundheitsbehörde den Bewohnern geraten hatte, das Wasser abzukochen, bevor sie es tranken. Zu Hause benutzten sie den Gasgrill, um Wasser abzukochen und Mahlzeiten zuzubereiten. Aber das würde auch nur gehen, solange das Gas reichte.
    Sie schaute die Straße entlang, so wie zahllose Male in den letzten zehn Tagen, und spürte immer noch das schreckliche Loch. Vier von fünf Geschäften an dieser Straße waren zerstört worden – nicht nur beschädigt, sondern dem Erdboden gleichgemacht, verschwunden. Ihr Laden und Mango Mama’s waren die einzigen Überlebenden an diesem Ende des Blocks.
    Mindestens fünfzig Prozent des Buchbestandes waren beschädigt, sechzig Prozent des Dachs fehlten, und sie und Annie waren immer noch damit beschäftigt, die zwanzig Zentimeter Schlamm auf dem Boden nach draußen zu befördern. Das Wasser stand bis zu hunderteins Zentimeter hoch. Annie und sie hatten nachgemessen. Nur ihr Büro und der Yogaraum hatten den Sturm einigermaßen unbeschadet überstanden. Insgesamt betrachtete Mira sich als Glückskind. Über neunzig Prozent der Häuser und Geschäfte im Ort Tango waren beschädigt oder vernichtet worden. Pirate’s Cove, im Norden, war es etwas besser ergangen,

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