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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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desto eher können wir und alle anderen weg von hier.«
    Schöne Hundertachtzig-Grad-Wende, dachte Mira. Willkommen in der Welt der Teenager-Hormone und Gefühle. » Falls das notwendig wird«, sagte Mira und machte sich gar nicht erst die Mühe, auf alles hinzuweisen, was sie erledigen müssten, bevor sie die Insel verlassen konnten.
    »Aber vergiss nicht«, sagte Nadine, »wenn du vor deiner Angst davonläufst, folgt sie dir.«
    Annie runzelte die Stirn. »Heißt das, wenn wir fliehen, folgt uns der Hurrikan die Festlandküste entlang?«
    »Es heißt, dass du dich auf die eine oder andere Art deiner Angst stellen musst.«
    »Wie auch immer. Ruf ihn zurück, Mom. Ich komme mit. Wir sind ein Team. Okay? Ich helfe dir.«
    »Ist es für dich in Ordnung, Nadine, wenn wir dich eine Weile allein lassen?«
    Nadine schaute beleidigt. »Nur weil ich mir den Fuß gebrochen habe, bin ich doch nicht lebensunfähig.«
    »Ich wollte bloß …«
    »Ich weiß, was du wolltest.« Sie griff in einen kleinen Leinenbeutel, der von der Lehne des Rollstuhls hing und zog eine Halskette hervor, die Mira erkannte. Es war ein runder Malachit an einer silbernen Kette. Ein chilenischer Heiler hatte sie lange vor Miras Geburt Nadine gegeben, als Entlohnung für Nadines Hilfe für die Familie des Mannes. Mira erinnerte sich, dass sie diese Halskette zum ersten Mal mit vier oder fünf gesehen hatte, und sie war fasziniert davon gewesen.
    Was ist das für ein Stein, Nana?
    Malachit, mi amor. Er weiß, wie die Planeten kreisen. Er heilt. Er schützt. Er ermöglicht es uns, die Musik unserer Herzen und unserer Körper zu hören. Er hilft, uns näher zu sein.
    Nadines poetische Beschreibung war ausreichend für ein Kind gewesen, aber jetzt, als Erwachsene, verstand Mira nicht, warum ihre Großmutter glaubte, der Stein habe magische Kräfte. Nadine trug die Kette bei besonderen Anlässen, und die Tatsache, dass sie darauf bestand, dass Mira sie umlegte, hieß, dass sie sich Sorgen machte, wenn sie für Dillard einen Tatort las.
    »Was soll ich damit machen?«, fragte sie und fuhr mit den Fingern über den kühlen grünen Stein.
    »Nichts. Er weiß, was zu tun ist.«
    »Es ist dein Schutzstein, Mom«, bemerkte Annie.
    »Genau«, stimmte Nadine zu. »Und jetzt schnapp dir dein Telefon und sag Dillard, dass du es machst. Aber du musst deine Grenzen ganz klar ziehen. Er wird versuchen, dich herumzustoßen.«
    Keine Chance. Ehrlich gesagt, sorgte sie sich am meisten wegen Nadines Bemerkung, dass sie, indem sie einen Tatort las, ein spirituelles Tor zwischen sich und den Tätern öffnete. Eine Verknüpfung, hätte Sheppard es genannt. Aber nach der Lesung endete die Verknüpfung, und das spirituelle Tor schlug wieder zu – oder?
    Immerhin hatte sie sich in den Jahren mit Sheppard auf eine Reihe Gewalttäter eingestellt, und nur drei hatten sie direkt berührt. Hal Bennet, der Mann, der ihren Ehemann getötet hatte und unwissentlich dafür verantwortlich war, dass sie Sheppard kennengelernt hatte; Patrick Wheaton, der Annie entführt hatte, er hatte sie in das schwarze Wasser mitgenommen und war daher dafür verantwortlich, dass Sheppard und sie fünfunddreißig Jahre in der Zeit hatten zurückreisen müssen, und Allie Hart, die Mira als Rache an Sheppard entführt hatte – und die für Miras Begegnung mit ihrem toten Ehemann verantwortlich war.
    All diese Ereignisse waren extrem persönlich. Aber einen Tatort zu lesen musste nichts Persönliches beinhalten, vergegenwärtigte sie sich. Außerdem, wenn sie Emison und Dillard half, Verbrecher zu fassen, dann würde Emison die Brücke öffnen und Leute, die die Insel verlassen wollten, konnten das tun. Insofern dienten ihre Bemühungen einem höheren Gut.
    »Mom? Rufst du ihn nun an oder nicht?«
    Mira war immer noch nicht ganz sicher, ob sie das Richtige tat, wählte aber Dillards Nummer.

4
    Ich bin Wasser, sagte Franklin zu sich selbst, als sich die Schlafzimmertür hinter ihnen schloss. Und er würde sich jetzt in das Gefäß namens Liebhaber ergießen. Das hieß Romantik, süße Nichtigkeiten zu flüstern, sich Zeit zu lassen, sich zu bewegen, wie es ein langsamer Fluss tat, die Form und Textur der Uferbänke zu erkunden, die ihn hielten. Es hieß, die Vollendung zu erreichen, die ihm fehlte, seit Crystal verhaftet worden war.
    Aber so kam es nicht. Kaum war die Tür zu, rissen Crystal und er einander die Klamotten vom Leibe wie hungrige Wölfe und stürzten auf das Wasserbett. Das Innere seines

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