Verwüstung
Merthiolat, das seine Mutter ihm als Kind auf seine aufgeschrammten Knie aufgetragen hatte, und er fragte sich, ob er einen Nerv in der Wunde berührt hatte. Goot rang Emison nieder, und glücklicherweise wurde der Sheriff ohnmächtig.
»Mehr Gaze«, sagte Sheppard und streckte seine blutige behandschuhte Hand aus.
Goot reichte sie ihm. Dillard, der mittlerweile hinter dem Wandschirm hervorgekommen war, blieb auf der anderen Seite des Kellers und bedeckte mit einer Hand Mund und Nase.
Sheppard arbeitete fieberhaft, er spritzte, reinigte, spritzte, und als er schließlich zu nähen begann, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, ob er es richtig machte. Er war überhaupt nicht sicher, was er da eigentlich nähte. Gewebe? Muskeln?
Mira hatte ihm einmal gesagt, dass er in einem früheren Leben um die Jahrhundertwende ein Arzt in Frankreich gewesen sei und dass er auf die Fähigkeiten, die er sich in jenem Leben erarbeitet hatte, zurückgreifen könnte, wann immer er sie brauchte. Sheppard hatte keinerlei bewusste Erinnerungen an ein solches Leben als Arzt, aber wenn es stimmte, dann könnte er jetzt gerade verdammt gut brauchen, was immer er damals gewusst haben mochte.
Nach einer Weile vergaß er Dillard, Goot und wo sie waren. Seine Welt schrumpfte auf die Größe einer Erbse. Er bewegte die Hände, die klaffende Wunde wurde immer schmaler, die Blutung immer schwächer. Dann und wann hörte er den Wind, aber der Klang war fern und hatte mit ihm nichts zu tun. Emison kam zu Bewusstsein, bevor Sheppard zu Ende genäht hatte, war aber so benommen, dass er einfach nur dalag und stöhnte; er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Sheppard hatte das Gefühl, dass seine Hautfarbe etwas besser aussah, und als Goot seinen Puls fühlte, nickte er und sagte stumm: regelmäßiger.
Als Sheppard sich schließlich zurücklehnte, schmerzte sein Rücken, seine Augen brannten, und er war so müde, dass er nicht einmal sicher war, dass er es bis zur Küchenzeile schaffen würde, um sich zu waschen. Er zog die blutigen Handschuhe aus, ließ sie auf die noch blutigeren Handtücher und Laken fallen. Dann nahm er zwei Fünfhundert-Milligramm-Tabletten Augmentin in die Hand und richtete Emison auf, er brachte ihn dazu, die Pillen mit ein paar Schlucken Fruchtsaft zu nehmen.
Goot begann, alles einzusammeln, aber er schien auch nicht besonders toll in Form zu sein. »Lass es gut sein, Goot. Jetzt ist Leo dran.«
Dillard, der mittlerweile am Küchentisch saß und das NOAAH -Radio hörte, wandte sich um und starrte Sheppard an. »Ich kann den Anblick von Blut nicht ertragen.«
Sheppards Blutdruck schoss in die Höhe, sein Ärger verwandelte sich in Wut. Er durchquerte in Sekunden den Keller, zerrte Dillard auf die Beine und stieß ihn in Richtung Schlafecke. » Tu deinen Teil, du verdammtes Arschloch! «
Dillard riss sich los, das Gesicht gerötet, und zischte: »Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe, Sheppard.«
Sheppard knallte Dillard die Rolle mit Mülltüten hin. »Du bist dran, Junge. Ich habe genäht, Goot hat geholfen, und du hast nur dagesessen und Radio gehört. Mach jetzt sauber, oder du fliegst raus.«
Dillard sah Sheppard an, als hätte er den Verstand verloren, die dunklen Augen geweitet, dann lachte er. »Ja, klar.« Er ließ die Mülltüten fallen. »Nur falls du dich nicht an die Hierarchie des FBI erinnerst, Shep, möchte ich dir vergegenwärtigen, dass ich immer noch dein Boss bin und Goots Boss, und ich kümmere mich nicht um Handtücher und Laken.«
Sheppard drehte durch. Sein Arm schwang hoch und traf Dillards Kiefer, und als Dillard rücklings wegkippte, Schreck und Überraschung im Gesicht, sprang Goot auf ihn zu, schlang seinen Arm um Dillards Hals und drückte zu, bis Dillards Augen hervorquollen. »Gib mir ja keine Entschuldigung, dir deinen dürren kleinen Hals zu brechen, Leo.« Eine tödliche Ruhe lag in seiner Stimme.
Dillard, der sich auf seine Unterarme stützte, den Kopf schräg, weil Goot ihn dazu zwang, hielt ganz still. Er atmete flach. Sein Blick huschte nach rechts, nach links, als wären seine Augen Murmeln. Blut sickerte aus seinen Nasenlöchern.
»Jeder tut seinen Teil«, sagte Goot leise, »dann überstehen wir diesen Sturm. Verstanden, Leo?«
»Ja. Ja, okay, Mann. Verstanden. In Ordnung.«
Goot löste langsam seinen Arm von Dillards Hals, und Dillard richtete sich langsam und unsicher auf. Er berührte seinen Hals, rieb über die Haut.
Alle erhoben sich. »Es ist ganz einfach,
Weitere Kostenlose Bücher