Verwüstung
tauchte auf, beladen mit sauberen Sachen, Handtüchern, Laken und ließ alles in der Schlafecke fallen. Dann kam er mit Klamotten hinüber zu Sheppard. Sein Auge war immer noch zugeschwollen, aber es sah nicht mehr so dramatisch aus wie vorher, und er schien den Großteil der Glassplitter aus Gesicht und Armen herausbekommen zu haben. »Du bist größer als Franklin, aber diese Baumwollhosen haben eine Kordel an der Hüfte und müssten passen, und die Hemden sind XL .« Er senkte die Stimme. »Was machen wir mit Emison?«
»Wir versuchen, sein Bein zu nähen.«
»Weißt du, wie das geht?«
»Nein. Aber wenn wir es nicht versuchen, wird er hier unten verrecken.«
»Mein Gott.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar. »Wie kann ich helfen?«
»Reiß eines dieser Laken in Streifen. Such Verbandsmaterial aus der Medikamentenkiste heraus.« Sheppard zog sich saubere Sachen an und wusch erneut seine Hände. »Ich brauche Latex-Handschuhe und mehr Licht neben Emison.«
»Bin dabei.«
Vor ein paar Jahren waren Sheppard und Goot an einem Strand hier in Tango windsurfen gegangen. Sheppard war neu in dem Sport und sauste irgendwann zu schnell auf die Küste zu. Er musste von seinem Brett springen und landete auf einer zerbrochenen Bierflasche. Deren schartige Kante hatte seinen Fuß verletzt, von der Sohle bis hinauf zur Oberseite. Wäre der Schnitt nur einen Zentimeter tiefer gewesen, hätte er den Knochen erreicht und Shep hätte operiert werden müssen.
Sheppard erinnerte sich noch, dass die Ärztin in der Notaufnahme jede Menge Betadine benutzt hatte, um die Wunde auszuwaschen, bevor sie mit dem Nähen begonnen hatte. Und sie hatte mehrfach Lidocain in die Wunde injiziert, um den Schmerz zu linden. Doch selbst wenn Franklin Lidocain hätte, wüsste Sheppard nicht, wie man eine Spritze setzte. Und wo sollte er mit dem Nähen anfangen? Wenn die Erinnerung ihn nicht trog, hatte die Ärztin an seinem Fuß bei der Wunde innen begonnen. Diese inneren Fäden werden sich dann auflösen.
Guter Gott, er hatte keine Ahnung, was zum Teufel er machen sollte.
Er kauerte sich neben Emison. Goot und Dillard hatten zwei Sturmlaternen in der Nähe aufgestellt, das Licht fiel über Emisons hochgelegte Beine. Ein Laken war auf dem Boden neben ihm ausgebreitet, darauf standen die Medikamente, ein weiteres lag unter den angehobenen Beinen. Goot reichte Sheppard ein Paar Latex-Handschuhe und kniete sich neben ihn, er war bereit zu assistieren, und seine eigenen Hände steckten ebenfalls in Handschuhen.
»Doug?«
Emisons Augen öffneten sich ein wenig in seinem blassen, schweißnassen Gesicht. »Shep«, hauchte er. »Bring mich … Krankenhaus.«
»Wir können nicht weg hier, und keiner hat ein Handy. Wir werden dein Bein nähen.«
Der Sheriff zog die Luft durch die Zähne. »Weißt … du wie?«
»Natürlich«, log Sheppard. »Mach einfach die Augen zu. Wir kümmern uns um alles.«
Er nickte Goot zu, der begonnen hatte, die blutigen Handtücher abzuwickeln. Sheppard überlegte, dass möglicherweise Glassplitter in der Wunde steckten, und er sie daher, bevor er sie reinigte, mit Wasser auswaschen sollte. Er zögerte aber, das fließende Wasser aus der Leitung zu nehmen. Er griff nach einer großen Flasche mit destilliertem Wasser und drehte die Kappe auf. Er öffnete die Flasche Betadine und zog etwas sterile Gaze aus einem Behälter. Er bat Goot, nach einer Nadel und einem Faden zu suchen und beides mit Alkohol zu sterilisieren. Er war sicher, dass Franklin alles Nötige hier hatte.
Als das letzte blutige Handtuch auf den Boden fiel, stöhnte Dillard und taumelte davon, er würgte. Sekunden später hörten sie, wie er sich hinter dem Bambuswandschirm übergab. Na toll, dachte Sheppard. Dillard würde eine große Hilfe sein.
Sheppard konzentrierte sich jetzt auf Emisons Bein. Es blutete immer noch heftig, außer in den paar Sekunden, als Sheppard Wasser darübergoss. Dann konnte er etwas sehen, was ganz bestimmt Knochen war, und ihm wurde klar, dass er tun müsste, was die Ärztin an seinem Fuß vorgemacht hatte: von innen aus nähen. Die Wunde war zu tief, um es anders hinzubekommen.
Er goss weiter Wasser über die Wunde, bis er keine glitzernden Glasstücken mehr darin sah, dann griff er nach dem Betadine. Beim ersten Spritzer in die Wunde stieß Emison einen schrecklichen Schrei aus, er richtete sich fast senkrecht auf, seine Augen quollen hervor. Sheppard glaubte nicht, dass Betadine brannte, nicht wie das
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