Verwüstung
fände.
»Gibt es eine Dusche im Keller?«, fragte er, als er zu Goot zurückkehrte.
»Nein. Aber einen Haufen Essen und Ausrüstungsgegenstände.«
»Du solltest in der Hütte duschen, solange das noch geht, und versuchen, das Glas rauszukriegen. Vielleicht kannst du sogar ein paar trockene Klamotten für uns finden. Ich werde die Kisten im Wagen nach Arzneimitteln und allem anderen, was wir brauchen können, durchsuchen. Wir werden den Sturm mit unseren beiden Lieblingen im Keller ertragen müssen.«
Goot schnitt eine Grimasse, stützte sich an der Wand ab und erhob sich langsam. Das Licht in der Garage erlosch flackernd, ging dann wieder an.
»Der Generator läuft. Ich hol dir eine Sturmlaterne.«
Sheppard eilte zurück zum Lieferwagen, nahm zwei batteriebetriebene Laternen vom Boden und schaltete sie ein. Sie leuchteten wunderbar hell. Er reichte Goot eine und stellte die andere oben auf einen Aktenschrank.
»Was für eine Stromquelle haben wir im Keller?«, fragte er.
»Einen Generator.«
Was hieß, dass sie Benzin brauchten. »Gibt es irgendwo noch extra Benzin?«
»Ich habe keines gesehen. Vielleicht können wir welches aus dem Lieferwagen abzapfen.«
Falls sie etwas fanden, womit sie es ansaugen und worein sie es fließen lassen konnten. »Schaffst du es in die Hütte?«, fragte Sheppard.
Goot stieß einen Satz auf Spanisch aus, der Sheppard im Grunde sagte, er sollte sich ins Knie ficken. »Bevor ich’s vergesse.« Goot griff in die Tasche seines Regenmantels und zog Handschellen heraus. »Das waren die von Lopez.« Er hob sie hoch.
Die Handschellen bestanden aus nickelüberzogenem, gehärteten Stahl mit doppelten, versenkten Sicherheitsschlössern und zwei Schlüsseln. Aber die Kette zwischen den bei-den Handschellen war gerissen, und die Schnapper der Schellen sahen aus, als wären sie weggeschmolzen. »Was zum Teufel …?«, murmelte Sheppard.
»Ja. Was glaubst du, wie sie das hingekriegt hat?«
Brandwunden an den Händen: Das hatte er in Crystals Akte über eine Insassin gelesen, die möglicherweise von Tia Lopez angegriffen worden war. Brandwunden an den Händen, geschmolzene Handschellen: noch mehr Unmöglichkeiten. Er schüttelte den Kopf, nahm die Handschellen, steckte sie ein. »Leg los, Amigo.«
Als Goot die Tür zur Küche öffnete, hörte Sheppard wieder den Wind jaulen, und ihm wurde klar, dass saubere Sachen ihr geringstes Problem waren. Er sah Goot durch das kaputte Wohnzimmer auf die Rückseite der Hütte zumarschieren, wo sich das Bad befand, dann schloss er die Tür. Er griff nach der Laterne und kehrte zum Lieferwagen zurück, wobei er sich des Gewichts der Handschellen in seiner Tasche bewusst war.
Zerrissen. Geschmolzen. Unmöglich.
Er arbeitete schnell und versuchte, das unangenehme Gefühl an seinen Körperseiten, wenn er sich bewegte, zu ignorieren. Er leerte Kisten, füllte sie mit Essen und anderen nützlichen Dingen und fand schließlich eine Kiste mit Arzneimitteln. Und es war nicht bloß eine kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung. So wie es aussah, war Franklin auf alles unterhalb einer Atombombenexplosion vorbereitet. Von den sechs verschiedenen Antibiotika kannte Sheppard nur zwei – verschiedene Penizillin-Sorten. Jede von ihnen würde gegen eine Infektionen helfen, die sich Goot oder Emison möglicherweise eingefangen hatten. Oder? Penizillin, das Wundermittel? Stimmte das noch?
Sheppard hätte ein mildes Schmerzmittel für sich selbst bevorzugt, nur etwas, um den Schmerz seiner Rippen zu dämpfen. Doch er hatte kein Glück. Stattdessen fand er zwei Röhrchen Kokain und eine dicke Tüte mit Gras. Er stopfte sie in eine der Kisten, dann schleppte er die Kisten zum Kellereingang, stellte die Laterne näher an die Metalltür und öffnete sie.
»Leo?«, rief er.
Dillard tauchte am unteren Ende der Treppe auf, das Gesicht eingefallen, die Klamotten dreckig und zerrissen. »Meine Güte, Shep. Doug hier unten geht es richtig schlecht.«
»Ich habe ein paar Arzneien im Lieferwagen gefunden. Ich bringe sie runter.«
»Wo ist John?«
»Duscht das Glas ab, sucht nach trockenen Sachen. Sind da unten Schlafsäcke?«
»Ja, zwei. Und Decken. Und eine Menge Essen, Wasser, Batterien.«
Sheppard hörte das Rattern und Klappern des Generators. »Wie steht es mit Benzin für den Generator?«
»Er ist nicht voll, aber ich glaube, eine Weile wird es reichen. Der Raum selbst hat irgendeine weitere Stromquelle, vielleicht Solarzellen, aber da das Licht so dämmerig war, habe
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