Verwüstung
Blick – und seine Aufmerksamkeit – auf die Lage der Dinge konzentrieren.
»Was nicht in Ordnung ist, Leo, ist, dass wir nun unter einer zusammengebrochenen Garage eingesperrt sind – deinetwegen.«
» Meinetwegen? « Er tippte sich mit seinen dicken Fingern auf die Brust. » Meinetwegen? « Er begann zu lachen. »Ja, klar, Shep. Es ist meine Schuld, dass die Garage in sich zusammenbricht. Logisch.« Er tigerte im Keller auf und ab, wischte sich das Gesicht mit einem feuchten Tuch. »Logisch, jetzt sehe ich es auch. Ich. Ich bin der große böse Wolf und hab das Ding umgepustet.«
Sheppard ignorierte Dillard. Nur so konnte er funktionieren. Er bemerkte Blutströpfchen auf seinen Armen, wo der Schmutz seine Haut verletzt hatte, doch die körperlichen Verletzungen waren minimal. Er krabbelte zu Goot hinüber und kauerte sich neben Emisons Schlafsack. Nicht gut, sagte Goot stumm.
»Bist du zur 911 durchgekommen?«, fragte Sheppard und legte die Hand auf Emisons Stirn.
»Nein. Kein Netz.«
Scheiße, scheiße, Emisons Stirn war heiß, richtig heiß. Wenn er Emison ein Advil oder ein Tylenol gab, würde er verbluten? Wenn er ihm nichts gab, würde das Fieber weiter steigen und er bekäme Krämpfe?
Er hatte keine Ahnung.
Verlass dich auf dein Gefühl, riet Mira ihm normalerweise.
Ja, also, im Moment brüllte sein Gefühl lautstark, aber Sheppard verstand die Sprache nicht.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand er Goot.
»Meine Abuelita sagt immer, wenn man in Flammen steht, muss das Feuer gebändigt werden, bevor man das wahre Problem in die Zange nehmen kann.«
»Deine Großmutter ist eine Santera, kein Arzt.«
»In ihrer Welt gilt sie als Ärztin, Amigo. Ich sage, wir geben ihm eine volle Dosis.«
»Und was? Advil oder Augmentin?«
»Advil. Fieber senken. Sand aufs Feuer kippen.«
Klar. Sand. Teufel. Er würde Sand werfen und dann auch noch Wasser draufgießen. Sheppard schüttelte zwei Advil und eine weitere Tablette Augmentin auf seine Handfläche. Goot hob Emisons Kopf. »Doug«, sagte Sheppard. »Komm schon, mach die Augen auf. Hey, Doug …«
Emisons Augen öffneten sich, aber sie waren glasig vor Schmerz, Fieber, Verwirrung. Emison murmelte etwas, aber Sheppard konnte ihn nicht verstehen. Die Worte waren gelallt, alles ging ineinander über.
»Doug, du musst das schlucken.« Sheppard drückte die Advil-Tabletten gegen Emisons Lippen. » Safeaufgelddrin «, murmelte er, die Worte liefen ineinander wie warme Butter.
»Was sagst du, Doug?«, Sheppard beugte sich näher an ihn heran. »Sprich deutlicher.«
Einen kurzen Augenblick schien Emison in die Wirklichkeit zurückzukehren. Er sog die Tabletten zwischen die Lippen, nippte an der Wasserflasche, die Goot ihm an den Mund hielt, schluckte. Goot ließ seinen Kopf zurück auf den Schlafsack sinken. »Mein Gott, was passiert mit mir?«, fragte Emison, die Augen aufgerissen.
»Du bist in guten Händen, Doug. Schlaf wieder ein«, sagte Sheppard.
Die Augen schlossen sich mit flatternden Lidern. Zwölf Meter über ihnen donnerten und knallten alle möglichen Gegenstände weiter gegen die Kellertür. »Wir müssen diese Tür sichern«, murmelte Goot und erhob sich, um zu sehen, was er tun konnte; seine Knie knackten.
Sheppard wollte ebenfalls aufstehen, aber Emison packte seine Hand und versuchte, wieder zu sprechen. »Hör m’ zu«, hauchte er. »Geld. Safe. Tango Federal. Wenn mir was passiert, sorg dafür, dass Frau und Kinder. Versprechen.«
Was zum Teufel war das?
»Du hast mein Wort, Doug.« Aber was für Geld? Woher? Wie lautet der Code für den Safe? Wie viel Geld? Bevor er diese Fragen stellen konnte, schloss Emison die Augen und verabschiedete sich wieder.
Von der anderen Seite des Kellers aus starrte Dillard Sheppard an, dann Emison. »Hey, Leo«, rief Goot von der Treppe aus. »Da du bisher noch gar nicht geholfen hast, ernennen wir dich jetzt zum Koch. Warum machst du uns nicht was zu essen?«
»Warum fickst du dich nicht ins Knie?«, schnauzte Dillard zurück.
»Dann kümmere du dich doch um die Tür, und ich koche«, sagte Goot.
Aber Dillard kramte bereits in den Vorräten, er holte Brot, Thunfisch, Mayonnaise und Dosensuppe aus dem kleinen Kühlschrank hervor. »Ich mach schon, Gutierrez. Kümmer du dich um die Tür.«
Aber nur, weil er hungrig war, dachte Sheppard und presste seine Handflächen auf die Oberschenkel, um aufzustehen. Er ging zu den Kisten, die er aus Franklins Lieferwagen geholt hatte, und begann, sie
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