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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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er schließlich bei ihr ankam, war es anderthalb Stunden später. Mit klopfendem Herzen stand er vor ihrer Tür. Der Türsummer ging, bevor er überhaupt sagen konnte, wer er war. Aber sie wusste ja, dass er kam. Als ihre Wohnungstür geöffnet wurde, war er verdutzt. Der junge Mann, der vor ihm stand, sah ihm aus Angelikas Augen entgegen. „Hallo, ich bin Kai. Mam ist gerade im Bad.“
    „Hallo. Mein Name ist Harald.“
    „Weiß ich, Mam hat Sie schon angekündigt. Kommen Sie herein.“ Unbefangen sah Kai ihm entgegen, griff nach dem Kuchenpaket und linste hinein. „Ah, Quarktaschen. Lecker!“ Er hatte ein fröhliches, offenes Gesicht. Er ging ins Wohnzimmer und sprach über die Schulter: „Setzen Sie sich doch. Ich habe den Kaffee schon vorbereitet und muss nur noch die Maschine anschalten.“ Harald sah ihm nach. Schlaksig, hochgewachsen und mit Dreadlocks wirkte ihr Sohn nicht mehr ganz so jung wie auf dem Foto in ihrem Auto. Er hörte die Badezimmertür, und Angelika kam ins Wohnzimmer. „Hallo Harald. Schön, dich zu sehen. Kai kam ganz überraschend hereingeschneit.“
    Dieser kam aus der Küche. „Besser, als wenn ich euch im Bett erwischt hätte.“
    „Kai!“
    „Was ist?“ Er ließ sich auf den Sessel fallen. „Er sieht sympathischer und besser aus als Holger.“
    Angelika warf ihrem Sohn einen liebevollen und gleichzeitig ironischen Blick zu und sagte. „Es ist doch immer wieder schön, wenn die Kinder mit dem Leben ihrer Mutter zufrieden sind.“
    Kai grinste und versuchte, seine langen Beine unter dem Wohnzimmertisch unterzubringen. Schließlich gab er diesen Versuch auf und ließ sie über die Sessellehne baumeln. „Sind Sie auch ein Seelenklempner?“
    Harald schielte nach Angelika, doch sie schüttelte nur lachend den Kopf.
    „Ich bin Tierpfleger.“ Es war irritierend für ihn, Angelikas Augen im Gesicht des Sohnes zu erblicken. Dieser erhob sich und während er in die Küche ging, fragte er: „Und was für Tiere pflegen Sie?“
    Harald musste mit der Antwort warten, bis Kai mit dem Kuchen, den er auf eine Platte gelegt hatte, wieder das Wohnzimmer betrat. „Im Moment leider keine.“
    „Arbeitslos?“
    „Diverse Jobs.“
    „Na ja, mein Studium führt wahrscheinlich auch zu keinem richtigen Broterwerb. Vielleicht sollte ich doch lieber zur Bühne gehen.“
    „Das sind ja ganz neue Töne“, schaltete sich Angelika ein.
    „Sabrina spielt Theater. Durch sie bin ich auf den Geschmack gekommen.“
    „Wer ist Sabrina?“
    „Meine neue Freundin.“
    „Das ging ja schnell.“
    „Komm Mam, du bist schließlich auch kein Kind von Traurigkeit. Apropos. Wie geht es Herbert?“
    „Gut.“
    „Er hat doch mal einen Freund, diesen Kritiker aus Marburg, erwähnt. Ob er da noch Kontakt hat?“ Fragend sah er Angelika an, die jedoch mit den Schultern zuckte. „Das müsstest du ihn schon selber fragen.“
    Kai verschwand wieder in der Küche, um noch Teller und Kuchengabeln zu holen. Er kam wieder. „Ob ich nachher noch bei Herbert vorbeischauen kann?“
    „Ruf ihn an, frag ihn.“
    Kai sah Harald an. „Wie lange kennt Ihr euch schon?“
    „Ein paar Monate“, erwiderte Angelika. „Und nun hör bitte mit dieser Fragerei auf.“
    Kai verschwand wieder in der Küche und kehrte mit der Kaffeekanne zurück. „Du interessierst dich doch auch immer für meine Liebesverhältnisse.“
    „Ich habe nur gefragt, weil ich Brigitte sehr mochte.“
    „Und ich habe nur gefragt, weil ich Holger nicht mochte.“ Kais Grinsen war breit, während er sich setzte. Als er den Blick Angelikas sah, sagte er: „Ist ja schon gut, ich frag nichts mehr.“ Er wandte sich an Harald. „Sie haben interessante Augen.“
    „Wir können uns ruhig duzen.“
    „Okay. Du hast interessante Augen.“ Er kaute vergnügt auf der Quarktasche herum, während er Harald näher in Augenschein nahm. „Du bist der glatte Gegensatz zu diesem Lackaffen!“
    Harald sah Angelika an, deren Mundwinkel zuckten. Sie goss den Kaffee ein und fragte Kai: „Meinst du das ernst mit der Bühne?“
    „Ach, ich weiß nicht. Zuerst einmal spiele ich in der Theatergruppe an der Uni mit. Dann werde ich schon sehen, ob mir das liegt oder ob es bloß eine Laune ist. Deswegen schmeiß ich nicht gleich mein Studium hin. Papa sorgt sich schon wieder. Übrigens hat er eine neue Freundin. Das ist jetzt, glaube ich, die vierte Frau an seiner Seite, die mich vom Typ her an dich erinnert.“ Als er den Blick seiner Mutter sah, sagte er. „Okay, okay,

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