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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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die Augenbraue. „Lauschen Sie immer fremden Gesprächen?“
    „Sie haben nicht besonders leise gesprochen.“ Er wies auf das Buch: „Waren Sie schon in der Ausstellung?“ Ihre grauen Augen musterten ihn. „Stellen Sie sich nie vor, wenn Sie fremde Damen ansprechen?“
    „Entschuldigung. Harald Wiebke. Aber nennen Sie mich ruhig Harald. Also waren Sie schon in der Gemäldegalerie?“
    „Interessante Vorgehensweise.“
    „Wie bitte?“
    „Sie haben doch sicher genau überlegt, womit Sie mich ansprechen können. Da kam das Buch gerade recht.“ Grinsend fragte er: „Haben Sie das Buch deshalb aus Ihrer Tasche geholt und darin gelesen?“
    Sie erwiderte amüsiert. „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich das tun müsste.“
    „Stimmt. Also waren Sie nun in der Galerie?
    „Ja.“
    „Sie machen es mir nicht gerade leicht.“
    „Wieso sollte ich das auch tun?“
    „Wir können uns natürlich auch anschweigen, aber unser Essen würde schon in angenehmerer Stimmung verlaufen.“
    Ihre Mundwinkel zuckten.
    „Haben Sie etwa Angst?“
    „Angst? Vor Ihnen?“ Sie lachte. „Das ist aber ein billiger Trick, Herr Wiebke.“
    „Nun, wenn Sie keine Angst haben, können wir ja gehen. Schließlich verlieren Sie nichts dabei.“
    Die Augenbraue ging wieder nach oben. „Was erwarten Sie sich denn davon?“
    „Sie mit meinem Charme so zu beeindrucken, dass Sie nicht mehr von mir loskommen.“
    „Oh, ich komme ja jetzt schon kaum los von Ihnen“, sagte sie spöttisch.
    „Dann ist das ja geklärt. Wohin gehen wir?“
    „Sie sind ganz schön frech.“
    „Frech kommt weiter oder etwa nicht?“´
    Erheitert betrachtete sie ihn. Sie schien zu überlegen, dann sagte sie: „Wie wäre es mit mexikanisch?“
    „Bin zu allen Schandtaten bereit.“
    Harald winkte der Bedienung. „Wie haben Ihnen die Bilder von Grosz gefallen?“
    „Also, schön finde ich sie nicht, ich würde sie mir nicht an die Wand hängen, aber er war natürlich ein ausgezeichneter Beobachter. Im Großen und Ganzen fand ich die Ausstellung sehr interessant.“
    „Ich auch. Besonders gefällt mir natürlich seine Kritik an den damals herrschenden Zuständen und am Militarismus. Die Bilder hätte sich mein Vater einmal ansehen sollen.“
    Angelika sah ihn fragend an.
    „Mein Vater war Oberst bei der Bundeswehr.“
    „Und sie halten nicht viel davon?“
    „Nein, ich habe den Zivildienst vorgezogen.“
    Sie wartete, dass er weiter sprach, und so erzählte er kurz von der Wanderfalkenbewachung. „Ich hatte außerordentliches Glück. Ich hätte ungern alten Frauen im Altersheim den Hintern geputzt.“
    Sie legte den Kopf schräg, und ihr Blick schien ihn zu röntgen. „Zu unästhetisch?“
    „Nein. Ich finde nur, dass die alten Damen ein Recht auf ihre Intimsphäre haben und wenn es schon nötig ist, diese zu stören, sollten das nicht gerade junge Männer machen, sondern Frauen. Finden Sie das nicht?“
    „Doch. Sie haben Recht.“
    „Aber natürlich muss ich ehrlicherweise sagen, dass die Arbeit bei den Falken sicher weitaus angenehmer war, als sie es im Altersheim gewesen wäre.“ Die Serviererin kam. Bevor Angelika etwas sagen konnte, sagte er: „Alles zusammen.“ Er bezahlte und sah Angelika an. „Kennen Sie einen guten Mexikaner?“
    „Ja. Wenn Sie einverstanden sind, können wir meinen Wagen nehmen.“
    „Passt gut, ich habe kein Auto.“
    Auf dem Weg dorthin schwiegen sie. „Warum auf einmal so schweigsam?“ fragte sie.
    „Vielleicht machen Sie mich ja einfach nervös.“
    Sie lachte und sagte kopfschüttelnd: „Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.“ Sie waren bei ihrem Wagen angekommen, und sie schloss die Tür auf und öffnete ihm von innen.
    Als er eingestiegen war, erwiderte er: „Sie sind eben eine äußerst reizvolle Frau.“
    Sie schnallte sich an und startete den Motor. „Eine reizvolle Frau, die Sie eben ziemlich dreist angesprochen haben.“ Sie sah in den Rückspiegel und fuhr versiert aus der engen Parklücke. „Oder haben Sie plötzlich Angst vor Ihrer eigenen Courage?“
    Er legte ebenfalls den Sicherheitsgurt um. „Dafür haben Sie mir schon zu sehr den Kopf verdreht.“
    „Geht das immer so schnell bei Ihnen?“
    „Nein, nur bei außergewöhnlichen Frauen.“
    Sie warf ihm einen amüsierten Blick zu.
    „Sind das Ihre Kinder?“ Er zeigte auf das Armaturenbrett, auf dem zwei kleine Bilder angebracht waren. „Ja. Kai und Svenja.“
    „Wohnen sie bei Ihnen?“
    „Nein, sie studieren beide in

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