verwundet (German Edition)
haben? Glaubst du wirklich, ich will mit dir spielen?“ Sie starrten sich an. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Du hast wirklich nichts begriffen.“
Sie wollte gehen, doch er hielt sie auf. „Ich will dir nicht wehtun Es passiert einfach irgendwie.“
Ihr Blick war abweisend. „Das tust du aber und nicht irgendwie. Tut mir leid, Harald. Du kannst nicht immer um dich schlagen und dich dann darauf ausruhen, kein Talent für Gefühle zu haben.“
„Du bringst mich völlig durcheinander. Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mit dir umgehen soll.“
„Frei heraus und gradlinig.“ Ihr Blick war forschend. „Was willst du Harald?“
„Dich!“
„Du hast eine merkwürdige Art, das zu zeigen.“
„Ich will dir nicht wehtun.“ Er zögerte. „Es ist nur…“, er merkte, wie ihm heiß wurde, „ich bin es nicht gewöhnt, so zu lieben. Ich wollte nie so lieben.“
Ihr Blick wurde sanft, ein Hauch von Trauer war darin zu lesen. „Das ist schade, Harald. Und es ist um so bedauerlicher, weil du zu so tiefen Gefühlen fähig bist, was nicht jedem gegeben ist, dich aber von deiner Angst beherrschen lässt.“
Seine Stimme klang gepresst: „Ich habe schon einmal einen Menschen verloren, den ich sehr geliebt habe. Daraufhin habe ich beschlossen, mich nie mehr an einen Menschen zu binden, und jetzt kommst du daher und...“ Er konnte nicht weiter sprechen, räusperte sich und versuchte, den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken.
„Dein Verlust tut mir leid. Sehr!“ Sie hob die Hand, um ihn zu streicheln, ließ sie jedoch wieder sinken. „Verluste gehören zu unserem Leben. Sich deswegen nie mehr auf Gefühle einzulassen, ist meines Erachtens ein Irrweg, denn auf diese Weise verarmt unser Leben.“ Sie hielt kurz inne. „Diese Entscheidung musst du jedoch selbst treffen. Niemand kann dir da helfen.“ Ihr Gesichtsausdruck war ernst. „Aber auch ich muss mich entscheiden. Auch wenn du mich als Psychiaterin vielleicht auf einen Sockel stellst und glaubst, ich hätte alles im Griff, so lass dir versichert sein, dass dem nicht so ist. Ich bin nicht unverletzlich, und dieses ewige Hin und Her bringt keinem von uns beiden etwas.“ Sie wollte sich abwenden, doch Harald zog sie mit einer jähen Bewegung an sich. „Geh nicht! Ich... ich will dich nicht verlieren.“ Er umarmte sie so fest, dass sie stöhnte. Sofort ließ er sie los. „Ich liebe dich. Ich...“ Er zog sie wieder an sich, und so standen sie eine Weile eng umschlungen. Es wurde langsam dämmrig, aber er merkte es nicht. Die Glocke, die den Besuchern anzeigen sollte, dass der Wildpark in einer Viertelstunde würde, erklang. Er seufzte ergeben. Langsam gingen sie in Richtung Ausgang, beide schwiegen. Als sie auf dem Parkplatz ankamen, brannten schon die Laternen. Nachdenklich schloss sie ihr Auto auf. „Ich habe gestern einen Eintopf gekocht. Wenn du möchtest, können wir jetzt zu mir fahren und ihn essen.“
Er stimmte erfreut zu. Je näher sie ihrer Wohnung kamen, umso aufgeregter wurde er.
Auf ihrem Wohnzimmertisch stand ein Strauß frischer Blumen. Er folgte ihr in die Küche. Sie sagte: „Setz dich ruhig schon, ich muss den Eintopf nur aufwärmen.“ Sie werkelte am Herd herum, drückte ihm eine Flasche Mineralwasser und zwei Gläser in die Hand und folgte ihm mit Tellern und Besteck ins Wohnzimmer. „Schöner Strauß.“
„Ja, nicht wahr?“ Sie schob die Vase etwas beiseite, um Platz für das Geschirr zu machen.
„Warum lächelst du?“
„Weil du nie direkt etwas fragst, sondern immer auf Umwegen.“
Fragend sah er sie an.
„Du fragst nicht, von wem der Strauß ist oder ob der Mann vom Flughafen mein Liebhaber ist, sondern, ob ich das Kleid auch für ihn anhatte, und wenn du herausfinden willst, ob ich noch ein Verhältnis mit Holger Rembrandt habe, fragst du, ob ich noch tanze. Wenn das keine Umwege sind.“
Er fühlte sich ertappt. „Von wem ist der Strauß?“
„Von Katja, meiner Freundin, der du das mexikanische Essen verdankst.“ Sie deckte den Tisch.
„Im Grunde genommen müsste ich ihr einen Blumenstrauß schicken, vielmehr gleich einen ganzen Blumen laden !“
„Wie charmant!“
„Ich meine das vollkommen ernst!“ Er ging in die Küche. Während er die Kartoffelsuppe umrührte, fragte er sich, wie lange ein Mensch solche starken Gefühle aushalten konnte.
Nach dem Essen half er ihr, abzuräumen. „Was machen wir mit dem angebrochenen Abend?“
„Ich wollte noch in ein Konzert. Möchtest du
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