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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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aufgeschlossen. Er erfuhr von ihr, dass sie als Medizinisch-Technische Assistentin arbeitete. Schließlich riss Holger das Ruder an sich. Harald lehnte sich zurück und beobachtete Angelika, die Holger nicht richtig zuzuhören, sondern mit ihren Gedanken woanders zu sein schien. Er versuchte, ihren Blick zu erhaschen, doch als ihm dies gelang, hielt er ihn nicht aus, denn ihr Gesicht wirkte verschlossen, und sie erwiderte sein Lächeln nicht. Als er wegsah, traf er auf Katjas Augen, die ihn und Angelika beobachtet hatte. Holger dozierte noch, und es stellte sich heraus, dass er Gynäkologe war. Er versuchte Harald erneut in Verlegenheit zu bringen, indem er ihn wieder auf seinen Tankstellenjob ansprach. Doch Katja sagte: „Ich finde es prima, wenn jemand, der eigentlich einen anderen Beruf hat, sich nicht zu schade ist, auch solche Arbeiten zu verrichten. Das finde ich weitaus besser, als dem Staat auf der Tasche zu liegen. Ich habe davor höchste Achtung.“ Harald grinste in sich hinein.
    Sie wandte sich jetzt wieder an ihn. „Ich feiere morgen Geburtstag und möchte Sie gerne einladen.“ Überrascht bedankte er sich: „Ich komme gerne.“ Angelika unterdrückte ein Gähnen. „Seid mir nicht böse, aber ich möchte den Abend beenden. Ich bin doch ziemlich erledigt.“
    Auf Fingerzeig von Holger brachte der Kellner die Rechnung. „Ich lade euch alle zur Feier des Tages ein“ sagte Holger mit einer großzügigen Gebärde.
    Angelika lächelte. „Dann bedanke ich mich wohl im Namen aller Anwesenden.“
    Katja hatte einen Zettel aus ihrer Handtasche geholt und schrieb die Adresse des Tennisclubs auf, in dem sie morgen ihren Geburtstag feiern würde.
    Harald hoffte im Stillen, dass er noch einmal mit Angelika sprechen könne, doch es ergab sich nicht, und als er sich bei der Verabschiedung lobend über ihr Tanzen äußerte, dankte sie ihm nur kurz und stieg in das Auto von Holger. Fröhlichkeit vortäuschend gab er Katja die Hand. „Bis morgen also.“
    Seinen Heimweg trat er niedergeschlagen an.
    Am nächsten Abend um halb neun stand er schließlich vor der Adresse, die Katja ihm gegeben hatte. Er hörte schon gedämpfte Musik und folgte einer Gruppe von Leuten, die danach aussahen, als wollten sie ebenfalls zu einem Fest. Bald gelangten sie in ein Lokal mit einer Bar, einer Tanzfläche und einer kleinen Empore für die sechs Musiker. Es waren schon eine Menge Leute da, alle etwas feiner gekleidet. Puh, wo bin ich denn nun wieder gelandet, dachte Harald. Er hielt Ausschau nach Katja und entdeckte ihren hellen Bubikopf. Sie unterhielt sich mit Angelika und einem älteren Herrn. Er schritt auf die drei zu und begrüßte sie. Er gratulierte Katja zum Geburtstag und überreichte ihr sein Geschenk. „Dankeschön.“ Katja freute sich sichtlich und stellte Harald dem Herrn vor, der ihr Vater war und Harald freundlich anlächelte. Katja reichte ihr Sektglas dem Vater und öffnete das Päckchen. Ein erfreuter Aufschrei ertönte, und sie blätterte gleich in dem Buch. „Das ist ja klasse. Sehr aufmerksam von Ihnen.“ Es war ein Buch über Loriot. Er hatte gestern aus dem Gespräch herausgehört, dass sie diesen sehr schätzte. Zu seiner Überraschung stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Er fühlte Angelikas Blick. Katja sagte: „Dort ist die Bar, und dort drüben steht das Büfett. Nachher würde ich gerne mit Ihnen tanzen. Ach, schon wieder neue Gäste. Entschuldigung.“ Sie lächelte ihm noch einmal zu und verließ ihn. Er wollte Angelika ansprechen, als diese sagte: „Entschuldige mich bitte.“ Sie ließ ihn stehen, ging auf einen
    Herrn zu und begrüßte ihn erfreut. Der ergriff ihre beiden Hände und küsste sie auf die Wangen. Misstrauisch beäugte Harald ihn. Der Typ hatte schon schlohweißes Haar, obwohl sein Gesicht noch relativ glatt war. Er mochte etwa Mitte Sechzig sein. Frustriert ging Harald zur Bar und wollte sich ein Bier bestellen, überlegte es sich dann aber anders und bestellte ein Glas Wein. Es blieb ihm jedoch wenig Zeit, seinen trüben Gedanken nachzuhängen, denn es setzten sich drei Frauen neben ihn, die etwa in seinem Alter waren und sehr ausgelassen wirkten. Eine von ihnen, eine flotte Rothaarige, sah Harald an und sagte zu den anderen. „Seht einmal, was wir hier für einen einsamen Wolf haben.“
    Die anderen beiden, zwei Brünette, lachten. Eine von ihnen ging um ihn herum und sagte: „Ein ziemlich gutaussehender Wolf“, und setzte sich auf seine

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