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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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gerne mit dem Wolf tanzen.“ Fließ lachte. „Ernsthafte Unterhaltungen scheinen hier nicht erwünscht. Was bedeutet das mit dem Wolf?“ Petra zwinkerte Harald zu und sagte scherzend mit verschwörerischer Stimme zu Herbert Fließ. „Das bleibt unser Geheimnis“ und zog Harald mit sich. Er konnte sich jetzt nicht mehr so auf ihre Albereien einlassen. Sie wurde ihm langsam zu aufdringlich, und so war er froh, als das Orchester nach zwei weiteren Liedern eine Pause machte. Petra entschuldigte sich bei ihm, sie wolle sich frisch machen. Dabei warf sie ihm einen eindeutigen Blick zu. Er hatte jedoch nicht vor, ihr zu folgen. Plötzlich hörte er seinen Namen. Es war Katja, die mit ein paar Leuten zusammen saß und ihn an ihren Tisch winkte. Auch Angelika, Fließ und Holger saßen dort. Er ging zu ihnen und setzte sich. Fließ lächelte ihm zu. „Da kommt ja unser Mephisto-Wolf. Jetzt wo die rothaarige Dame gerade nicht anwesend ist, könnten Sie uns eigentlich aufklären, was es mit dem Wolf auf sich hat.“ Katja lachte. „Nun Herbert. Schau ihn dir doch mal genau an. Hat er nicht Wolfsaugen?“
    „Hm. Tatsächlich. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, sehen sie eher aus wie die von einem Uhu.“
    Katja zwinkerte Harald zu und sagte zu Fließ. „Jetzt weiß ich, warum ich ihn so gut leiden kann. Uhus gehören schließlich zu meinen Lieblingstieren.“
    In diesem Augenblick tauchte Petra neben Harald auf. Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Hallo Wölfchen. Ich habe auf dich gewartet.“ Sie erntete Gelächter mit ihrer Bemerkung und sah sich verblüfft um. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Katja klärte sie auf. „Wir haben eben festgestellt, dass er ein Uhu ist und kein Wolf.“
    „Quatsch. Er ist ein Wolf.“
    Fließ grinste. „Sollte Ihnen ein Uhu nicht imponierend genug sein. Wie wäre es dann mit einem Habichtchen?“ Das Gelächter erschallt von neuem.
    Petra setzte sich jetzt zu Haralds Verblüffung auf seinen Schoß und legte den Arm um seinen Hals. „Er ist und bleibt eindeutig ein Wolf!“
    Fließ beugte sich zu Harald und sagte in komplizenhaftem Ton, jedoch so laut, dass es alle hören konnten. „Man sollte Frauen niemals widersprechen!“
    Petra erwiderte: „Wieso tun Sie es dann?“
    Wieder lachte alles. Harald bat Petra aufzustehen. Sie zog einen Schmollmund, musste sich aber fügen.
    Fließ beugte sich jetzt zu Angelika. Harald verspürte plötzlich einen Schmerz in seiner Brust. Unwillkürlich griff er sich an die Brust. Die Handbewegung erregte Angelikas Aufmerksamkeit. Sie musterte ihn durchdringend, sah jedoch weg, als sie seinem Blick begegnete. Rembrandt, der die ganze Zeit mit finsterem Blick dabei gesessen, aber bisher nichts gesagt hatte, fragte ihn plötzlich laut: „Katja hat mir erzählt, Sie hätten früher in einem Pferdestall gearbeitet. Nun eine Tankstelle? Ist Ihnen der Benzingeruch jetzt lieber als Pferdemist?“ Sein Grinsen war mokant. Alle am Tisch hörten schlagartig auf zu reden und sahen zwischen Holger und Harald hin und her.
    „Ach wissen Sie, Herr Rembrandt, das mit der Tankstelle ist nur eine Übergangslösung. Was die Pferde angeht, so sind es wunderbare Tiere. Sie sind mir lieber und haben mehr Persönlichkeit als so manche Menschen, die ihre Indifferenz hinter einer aufpolierten Fassade verstecken müssen.“ Damit erhob er sich und verließ die Gruppe, ohne noch einmal irgend jemanden anzusehen. „Harald?“ Es war Katja, die ihm gefolgt war. „Tut mir leid. Sie sollten sich von Holger nicht provozieren lassen. Er ist sonst nicht so.“
    „Kann ich mir kaum vorstellen.“
    „Bleiben Sie doch. Sie haben noch kein einziges Mal mit mir getanzt.“
    „Ich bin nicht sonderlich gut darin.“
    „Einen Tanz?“ Sie lächelte, und er hatte nicht das Herz, nein zu sagen. „Na gut.“
    „Fein.“ Sie wollte noch etwas sagen, entschuldigte sich dann aber, als ihr der Barkeeper mit dem Telefonhörer winkte.
    Harald hatte vorhin beim Aufsuchen der Toiletten gesehen, dass es noch einen kleinen Raum gab. Dorthin ging er jetzt. Er würde hören, wenn das Orchester wieder zu spielen anfing. Der Raum hatte eine kleine Bar und eine gemütliche Sitzecke um einen großen quadratischen Tisch. Er setzte sich jedoch auf einen Barhocker und hing seinen Gedanken nach. Er musste an Lisa denken. Wie gut er sie verstand. Sie klagte über die Dunkelheit in ihrem Inneren, ohne zu ahnen, dass in ihm die gleiche Finsternis herrschte. Er horchte auf, das Orchester

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