Verzaubert fuer die Ewigkeit
Jahre an Scham und Kummer beschert hatten - waren verschwunden.
Kurz vor dem Morgengrauen glitt Raymond aus dem Bett und zog sich die Hose, Stiefel und ein Leinenhemd an. Er ging leise zur Tür und schaute zu Fionna zurück, die schlafend auf seinem Bett lag. Sie lag auf dem Bauch, hatte ein Bein hochgezogen und schlief in herrlicher Nacktheit in einem See aus zerknüllten Laken, die nur ihr süßes Hinterteil bedeckten und die Seiten ihrer Brüste, die zarte Kurve ihres Rückgrats jedoch entblößten. Ein Rückgrat ohne Narben. Diese nicht zu leugnende Tatsache machte ihm das klar, was er schon wusste. Magie war Wirklichkeit. Und Fionna war ihr Zentrum.
Er schlüpfte aus der Kammer und ging die Treppe hinunter und um die schlafenden Menschen herum, die jeden Winkel der Burg in Beschlag genommen hatten. Raymond trat in die Küche und fand dort, was er suchte. Oder besser gesagt, wen.
Hisolda knetete mit gleichmäßigen Bewegungen einen Brotteig.
Sie war die Älteste hier, dachte Raymond, und er wusste, dass sie ihm ein paar Antworten geben könnte, die selbst Fionna nicht zur Verfügung standen.
»Also seid Ihr endlich gekommen, mir Fragen zu stellen«, sagte sie sanft und deutete mit ihrer bemehlten Hand auf den Hocker, der ihr gegenüberstand. Raymond setzte sich und verschränkte die Arme auf der Tischplatte. Sie fuhr mit dem Kneten fort.
»Seit wann kennt Ihr Fionna?«
Sie lächelte, und ihrem faltigen, alten Gesicht sah er an, dass es einst von großer Schönheit gewesen sein musste. Ihre
Augen glitzerten vor Übermut, den die Jahre ihr nicht genommen hatten. »Ich war bei ihrer Mutter, als sie geboren wurde. Ich war Egrains Zofe.«
»Also hab Ihr alles miterlebt, auch die Schläge?«
»Ja. Das war ein freudloser Tag für GleannTaise.«
»Und was hatte es mit diesem Fluch auf sich?«
Sie ging zu einem anderen Tisch, schnitt eine Scheibe von einem großen Laib Brot ab und strich Butter darauf, ehe sie sie ihm brachte. »Ihr erteilt mir nun den Befehl zu sprechen?«
»Ja.« Er biss in das Brot, das noch ofenwarm war.
Hisolda bestreute den Tisch mit Mehl und kehrte zu ihrem Knetteig zurück. »Die Ehe von Doyle und Egrain war nicht glücklich, und sie wurde schlechter, als Quinn fort ging.«
»Quinn? Ach ja, Fionna hatte ja einen Bruder.« PenDragon hatte ihn erwähnt.
Hisolda sah ihn mit der typischen Geduld des Alters an und wartete darauf, dass er mit der Geschichte Schritt hielt. »Quinn würde niemals hierher zurückkommen. Seine Pflicht gilt Irland und nicht den Besitztümern seines Vaters. Selbst seine Mutter konnte ihn nicht dazu bewegen, so lange zu bleiben, bis er auf seine Ansprüche verzichtete. So lastete die Fortführung der Linie auf Fionna. Sie war in jungen Jahren mit dem Sohn eines Clanführers in der Nähe von Bann River verlobt worden. Das wusste sie natürlich nicht«, fügte sie hinzu, als Raymond die Arme sinken ließ und sich aufrichtete. »Sie war ein Kind. >Kein Grund, sie zu beunruhigen<, hatte ihr Vater gesagt.« Hisolda zuckte mit den dünnen Schultern, teilte den Teig in zwei Teile und formte ihn. »Doch ihr Vater zählte auf dieses Bündnis, es ging ihm um die Macht und das Geld, und als sie ihn mit dem Maguire hinterging, unter der Nase König Tigherans, wurde mehr als nur ein Vertrag gebrochen. Die Maguires waren wütend und verlangten eine Zahlung, die niemand hier hätte leisten können. Die O’Flynns und O’Cahans hatten ihren Schutz aus eigenem Stolz verloren, weil sie sich weigerten zu vergeben und sich von Doyle abwandten. Und König Tigheran, diese aufgeblasene Schafsblase, forderte ihren Kopf.« Hisoldas Blick suchte Raymonds. »Wörtlich, ihren Kopf.«
»Warum ist sie denn dann nicht tot?«
»Sioban hat Tigheran sofort geheiratet, hat damit seinen verletzten Stolz besänftigt und hat dem Kampf in Coleraine und Donegal ein Ende gesetzt. Der Rat beschloss, dass Fionna schuldig war. Es bedeutete wenig, dass Ian sie belogen und behauptet hatte, Sioban wäre willens.« Ihr angewiderter Ton verriet Raymond, dass sie ihm nicht vergeben hatte, obwohl Fionna dies getan hatte. »Er wurde drei Jahre lang nach England geschickt, doch Fionnas Vater war gezwungen, seine Besitztümer in West-Antrim aufzugeben und ein paar mehr in den neun Schluchten. Alles, außer dieser Burg.« Hisoldas Rücken versteifte sich, und sie sah ihren Lord an. »Doyle hatte Egrain wegen ihrer Besitztümer geheiratet. Er hatte mit dem Rat um ihre Hand geschachert, und als er das meiste davon
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