Verzaubert
verschwinden.«
»Reden Sie nicht weiter«, flehte ich.
»Aber sie tauchte nicht wieder auf.«
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3
W as tun Sie da?«, rief Maximillian Zadok, als ich ans Waschbecken stürzte, nachdem er von mir runtergegangen war.
»Eine der Elfen hat einen verstauchten Knöchel. Sie hat sich einen Eisbeutel mitgebracht, um den Fuß zwischendurch kühlen zu können.« Ich holte den Beutel aus dem Waschbecken.
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich werde dieses Theater nicht verlassen, während ich mich bester Gesundheit erfreue, und damit meine Karriere ruinieren.«
»Hören Sie auf! Davon werden Sie krank!«, rief er, als ich das Seidenmieder meines Kostüms aufknöpfte und das Eis auf mein Unterhemd drückte.
»Ich habe gelesen, dass Meryl Streep das mal gemacht hat, bevor sie eine Sterbeszene drehte. Damit alles echter wirkte.«
»Potztausend!«
»Hm?« Ich schüttelte den Kopf. »Jedenfalls hat es so gut funktioniert, dass man am Ende dachte, sie sei wirklich krank.«
»Ich verstehe nicht.«
»Wenn ich mein Stichwort verpasse, was jeden Moment passieren wird, werden sie nach mir sehen. Marschiere ich vorher einfach aus dem Theater, feuert Matilda mich und zieht meinen Namen in den Dreck. Sollte ich aber allem Anschein nach krank sein, muss sie es mir durchgehen lassen.«
Ich hörte mein Stichwort durch die Gegensprechanlage, und plötzlich fühlte ich mich wirklich krank. Was zur Hölle tat ich da nur?
»Und wie erklären wir die Anwesenheit meiner Person?«, fragte Zadok nervös.
»Sie sind der Arzt, den ich gerufen habe.« Das war der Teil der Inszenierung, der mir Sorgen bereitete. Ich wusste, dass ich die Sterbenskranke geben konnte, aber würde irgendjemand Zadok abnehmen, dass er nicht hoffnungslos verrückt war?
»Müsste dann nicht ein Sanitätsfahrzeug draußen stehen?«
»Ein was?«
»Sie wissen schon. So ein Gefährt mit Lampe und Geheule.«
»Ein Krankenwagen? Nein. Ich werde langsam das Bewusstsein wiedererlangen und Sie bitten, mich nach Hause zu fahren. Alle werden sagen, wie todkrank ich aussehe, und anschließend verlassen wir gemeinsam das Theater. Kapiert?«
Er wirkte besorgt. »Aber –« Dann zuckte er zusammen. »Es kommt jemand!«
»Schnell! Das Eis zurück ins Waschbecken.«
Ich sank auf den Boden, schloss die Augen und gab das Häuflein Elend.
Matildas kreischende Stimme schallte durch den Flur.
»Wo steckt sie? Dafür bringe ich sie um! Ich sorge dafür, dass sie den Tag verflucht, an dem sie sich bei der Schauspielschule angemeldet hat. Von allen leichtfertigen, hirnlosen, unprofessionellen –« Sie verstummte. Offenbar hatte sie die Garderobe betreten und mich entdeckt. Sie musste auch Zadok gesehen haben, der sich über mich beugte und meinen Puls kontrollierte, denn sie brüllte: »Hilfe! Hilfe! Jemand überfällt Esther!«
Ab dann lief alles schief. Joe, der Prinz und der Stage Manager stürzten mit Matilda in den Raum. Über die Gegensprechanlage plärrte der Chor wieder und wieder die Einleitung zu meinem Auftritt und wartete erfolglos auf Virtues Erscheinen. Zwei der Männer warfen sich auf Zadok, während dieser schrie: »Ich bin Arzt! Wirklich! Oxford University, Abschlussklasse 1678 . So glauben Sie mir doch, das können Sie nachprüfen!«
»Esther, alles in Ordnung?«, rief Joe und schüttelte mich, als wäre ich eine Stoffpuppe.
Matilda hingegen verpasste mir eine Ohrfeige – ich hätte alles dafür gegeben, zurückschlagen zu dürfen. Stattdessen hielt ich mich an meine Rolle, stöhnte schwach und stammelte wirres Zeug wie im Fieberwahn.
»Mein Gott, sie ist eiskalt!«, sagte Joe entsetzt. »Sie friert bestimmt.«
»Trotzdem sollte sie jetzt auf der Bühne stehen«, fauchte Matilda und klatschte mir noch eine.
»Darling, hör auf. Sie ist bewusstlos – und sehr krank. So kann sie nicht auftreten.« Joe klang erleichtert.
»Doktor«, stöhnte ich.
»Sehen Sie?«, mischte sich Zadok ein. »Sie verlangt nach mir.«
»Was haben Sie ihr angetan, Sie Unhold?« Der Prinz schwenkte sein Schwert.
»Matilda, der Arzt sollte sie untersuchen«, drängte Joe.
»Oxford University, sagten Sie?«, fragte Matilda.
»Ja, Dr. Zadok.« Noch außer Atem fügte er verschämt hinzu: »Mit Auszeichnung in Naturwissenschaften und Theologie.«
»Können Sie sie wieder auf die Beine bringen, Doktor?«
Er kniete sich neben mich. Ich blinzelte kurz, und stellte fest, dass seine Lippen aufgesprungen waren.
»Das bezweifle ich. Die Symptome weisen auf kryogenes
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