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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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hingetan?« Er zog eine Mischung getrockneter Blätter und Wurzeln aus der Brusttasche.
    Ich las weiter und brach dann abrupt ab. »Drachenblut?«
    »Danach suche ich schon seit Monaten. Sie kennen nicht zufällig eine gute Quelle?«
    »Nicht auf Anhieb …«
    »Ah! Da ist ja diese Formel, von der ich dachte, dass ich sie verloren hätte.« Max ließ ein Blatt mit dem vertrauten M. Z.-Briefkopf auf den Haufen fallen, der sich langsam zu seinen Füßen ansammelte. Es war vollgekritzelt mit Notizen, sonderbaren Zeichnungen und Symbolen. Die Schrift kam mir irgendwie bekannt vor.
    »Ist das Hebräisch?«
    »Aramäisch.«
    »Weshalb –«
    »Aha! Hier, die Zimmernummer von Cowboy Duke.« Er zeigte sie mir.
    »Das ist im neunten Stock.«
    »Ach ja, neun. Das ist eine sehr gute Zahl«, murmelte Zadok und stopfte alles zurück in seine Taschen. »Eine Trilogie von Dreien.«
    Wir durchquerten die Lobby und gingen zum Aufzug. »Ich bevorzuge Treppen«, bemerkte Max ängstlich.
    »Aber nicht bis in den neunten Stock.«
    Zusammen mit einem bieder wirkenden Ehepaar mittleren Alters betraten wir die Kabine. »Zwölf, bitte«, sagte der Mann, und ich drückte den Knopf.
    »Kostümparty?«, fragte mich die Frau.
    »Beerdigung«, antwortete ich.
    Schweigend fuhren wir hoch.
    Cowboy Duke Dempsey begrüßte uns in seiner riesigen Plüschsuite mit Blick auf die Park Avenue. Sobald er den Mund aufmachte, hörte man den starken Osttexas-Akzent. »Howdy, Kumpel! Immer nur hereinspaziert, junge Lady!« Wäre sein Handschlag noch begeisterter ausgefallen, hätte mich das den Arm gekostet.
    »Freut mich riesig, Sie kennenzulernen!«, versicherte mir der Cowboy. »Und es erleichtert mich sehr, Sie wiederzusehen, Maximillian. Kommt rein und fühlt euch wie zu Hause. Hübsches Teil, das Sie da anhaben, Lady. Aber setzt euch doch, Dixie wird uns was zu trinken holen. Dixie – Honey?«
    »Ich dachte, Dixie wäre verschwunden?«, fragte ich.
    »Das war Dolly«, erklärte Duke.
    »Oh.«
    »Das hier ist mein kleines Mädchen.«
    »Freut mich«, begrüßte ich die junge Frau. Sie war etwa achtzehn, groß, drall, hatte ellenlanges, weizenblondes Haar, kornblumenblaue Augen, sonnenverwöhnte Haut und strotzte nur so vor Gesundheit.
    »Ist sie nicht hübsch?«
    »Oh, Daddy!«, Dixie errötete, wie es sich gehörte.
    »Treten Sie mit auf?«, fragte ich.
    »Natürlich tut sie das«, antwortete Duke. »Aber bei dem Trick mit dem Verschwinden darf sie nicht mitmachen, bevor wir herausgefunden haben, was mit Dolly geschehen ist.«
    »Oh, Daddy!«, sagte Dixie noch einmal.
    »Sie
wollen
dabei mitmachen?«, fragte ich.
    »Sie hat das Showbusiness im Blut«, verkündete der Cowboy stolz. Und offensichtlich steckte in Dukes Blut die Liebe zum großen Auftritt. Jedenfalls erklärten seine fransenbesetzten und strassbestickten Klamotten, weshalb ihn der Anblick meines Kostüms keinen Moment lang aus dem Konzept brachte.
    Ich ließ den Blick durch die Suite schweifen. »Wie ich sehe, verdienen sie mit Ihren Auftritten ganz gut, Duke.«
    »Oh, die Zauberei ist nur ein Hobby. Clubs, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Familienfeiern. Nein, das hier …« – er wies achtlos auf unsere palastartige Umgebung – »… wird von meinen Geschäftsanteilen bezahlt.«
    »Öl?«
    »Kondome.«
    »Gute Investition.«
    Er grinste. »Also, was wollen Sie trinken?«
    Max und ich lehnten dankend ab. Wir wollten lieber sofort zur Sache kommen. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass Cowboy Duke und Dixie zwar für gewöhnlich auf einer abgelegenen Ranch in Texas lebten, die letzten sechs Wochen jedoch in New York verbracht hatten. Dixie hatte in diesem Jahr die Highschool mit Auszeichnung beendet. Da sie jedoch erst im Herbst mit dem College anfing, hatte sie ihren Vater gefragt, ob sie an einem achtwöchigen prestigeträchtigen (und teuren) Schauspielkurs teilnehmen dürfe.
    »Natürlich habe ich zugestimmt«, sagte der Cowboy. »Ich kann ihr nichts abschlagen, schon gar nicht seit dem Tod ihrer Mutter.«
    »Oh, das tut mir leid. Wann ist sie verstorben?«
    »Vor fünfzehn Jahren.« Er lächelte Dixie an. »Jedenfalls stand es nie zur Debatte, dass ich mein kleines Mädchen allein nach New York gehen ließ. Auf gar keinen Fall. Ich kann meine geschäftlichen Angelegenheiten auch von hier aus regeln, zumindest ein paar Monate lang. Also flog ich mit ihr her.«
    »Wie nett.« Ich vermutete, dass Dixies Reiselust gerade dadurch motiviert gewesen war, sich eine Zeitlang

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