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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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glaubte, dass Golly in einem unbeobachteten Moment einfach davonmarschiert war, musste es ihm zwangsläufig merkwürdig vorkommen, dass diese Kiste innerhalb weniger Tage in zwei seltsame Vorfälle verwickelt war – er hatte Lunte gerochen. Und obwohl er vielleicht noch nicht wusste, was genau ihn an dieser Sache störte, folgte er seiner Nase.
    Wie konnte ich ihn auf eine falsche Fährte locken? Sollte ich es überhaupt versuchen? Die Wahrheit ging in diesem Fall weit über sein rationales Vorstellungsvermögen hinaus, vielleicht würde er ein bisschen Zeit und Energie auf die Lösung verwenden und dann aufgeben. Nichts zu unternehmen, war vermutlich der beste Weg, um sicherzugehen, dass er die Zerstörung der Kiste nie mit mir und einem dreihundertfünfzig Jahre alten Zauberer in Verbindung brachte.
    Magnus erzählte Lopez gerade von einer ähnlichen Reparatur, die er vor etwa zwei Jahren durchgeführt hatte. Als Lopez nach dem Namen und der Adresse des Kunden fragte, zeigte Magnus auf den roten Vorhang hinter sich und sagte: »Die ist irgendwo in meinem Büro. Aber es könnte eine Weile dauern, bis ich sie gefunden habe.«
    »Es ist wichtig«, sagte Lopez beharrlich.
    Magnus zuckte mit den Schultern. »Also gut, allerdings muss ich mich erst um meine Kundin kümmern.«
    »Ich werde warten«, versicherte Lopez.
    Da ich Magnus schlecht auffordern konnte, Matilda hinzuhalten, während Lopez daneben stand, rief ich: »Oh, ich
liebe
diese Kleider!«, und zeigte auf die Kostüme in den Kleiderständern. »Dürfte ich ein paar davon anprobieren?«
    Magnus lächelte und seine Stimme triefte vor heißblütigem Entzücken, als er sagte: »Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen behilflich zu sein.«
    Offenbar fand er es keinesfalls ungewöhnlich, dass ich meine Sonnenbrille nicht abnahm. Lopez hingegen musterte mich ein wenig zu aufmerksam, irgendetwas schien ihn zu irritieren. Vielleicht kam ich ihm doch bekannt vor. Er hatte mich bereits in zwei verschiedenen Kostümen gesehen, es mochte also etwas an mir geben, an das er sich trotz meiner Verkleidung erinnerte. Ich wandte ihm den Rücken zu und begann, wahllos Kostüme auszusuchen. »Wo ist die Garderobe?«, fragte ich.
    »Dort hinten.« Magnus zeigte auf einige alte Kabinen. »Lassen Sie sich Zeit, meine Liebe. Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen meine
ganze
Aufmerksamkeit zu widmen, sobald die Angelegenheit mit diesem Gentleman hier erledigt ist.«
    »Danke.« Und während ich
meine
ganze Aufmerksamkeit einem neongrünen Modell mit Spitze und Pailletten widmete, hoffte ich, dass die beiden mich jetzt wieder ignorierten.
    »Detective?«, sagte Magnus.
    »Hm?« Aus Lopez’ geistesabwesender Antwort schloss ich, dass er mich noch immer anstarrte.
    »Hier entlang, Detective.«
    »Ach ja, richtig.«
    Ich hörte sich entfernende Schritte und dann das Rascheln des Vorhangs. Behutsam spähte ich über meine Schulter und stellte erleichtert fest, dass ich allein war. Vielleicht sollte ich besser verschwinden, bevor Lopez zurückkam. Aber dann dachte ich an die Glaskiste. Wahrscheinlich stand sie oben, vielleicht sogar an derselben Stelle, an der ich sie auch beim letzten Mal gesehen hatte. Ein schneller Blick, und ich wüsste, ob Magnus bereits mit der Arbeit begonnen hatte. Außerdem konnte ich mich so lange dort herumdrücken, bis ich sicher war, dass Lopez gegangen war. Ich sah auf meine Uhr, das Geschäft würde bald schließen. Danach sollte also auch niemand mehr aufkreuzen und mein Gespräch mit dem rothaarigen Zauberexperten stören.
    Ich hängte ein verführerisches, knallig pinkfarbenes Abendkleid zurück an den Ständer, schlich auf Zehenspitzen quer durch den Raum und die Treppe hinauf.
    Oben angekommen nahm ich die Sonnenbrille ab, um trotz der zugeklebten Fenster etwas sehen zu können, und zog die Stiefel aus, damit Magnus und Lopez mich nicht herumlaufen hörten. Im ersten Stock war es genauso chaotisch, wie ich es in Erinnerung hatte – ein Labyrinth ungeordneter Pakete, Kartons und Geräte. Die Glaskiste war nicht dort, wo ich sie vermutete. Ich brauchte eine Weile, um alles oberflächlich abzusuchen, konnte sie jedoch nicht finden. Das Ganze entwickelte sich zu einer größeren Suchaktion, als ich angenommen hatte, und langsam war ich entnervt. Aber da ich noch immer nicht das Windspiel an der Tür gehört hatte, und sich Lopez demnach weiterhin mit Magnus unterhielt, konnte ich auch nicht wieder hinunter. Also beschloss ich, im zweiten Stock nach der Kiste zu

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