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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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    Ich entdeckte eine Kordel, schaltete das Licht über der Treppe an und schlich auf Socken nach oben. Dort versperrte mir ein Stapel paillettenbesetzter Outfits aus Elastan den Weg. Kopfschüttelnd ging ich um die Kleidung herum und prallte beinahe mit einer kleinen asiatischen Frau zusammen, die eine gewaltige Schlange um den Körper gewickelt trug. Mir entfuhr ein kurzer Aufschrei und ich machte einen Satz nach hinten, die Frau schrie ebenfalls und wich zurück. Die Schlange bewegte den Kopf, und schlagartig wurde mir bewusst, dass sie echt war. Jetzt kreischte ich wie am Spieß, denn vor Schlangen habe ich panische Angst. Ich stolperte rückwärts und fiel auf den klimpernden Kleiderstapel. Daraufhin begannen zwei weitere Leute zu schreien, deren Anwesenheit ich erst jetzt bemerkte. Wie eine Schildkröte lag ich zappelnd in dem Kleiderstapel auf dem Rücken und ruderte mit Armen und Beinen. Die schlangenumhüllte Dame beugte sich vor und reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen. Doch der Anblick des Schlangenkopfes, der sich meinem Gesicht näherte, ließ mich nur noch lauter kreischen. Die beiden anderen ergriffen die Frau an den Armen und zogen sie von mir fort. Magnus brüllte unten herum. Dann hörte ich donnernde Schritte auf der Treppe, und nur einen Augenblick später schauten zwei verblüffte Männer auf mich herab.
    Magnus hielt einen Speer in Händen (
einen Speer!
) und starrte mich entgeistert an. Sein rotbärtiger Kiefer bewegte sich einige Male auf und ab, aber es kamen keine Worte aus seinem Mund. Dann blickte er sich rasch um, als würde er die anderen Leute suchen. Lopez seufzte, schob seine Waffe zurück in das Halfter, hockte sich neben mich und nahm mir die blonde Perücke ab. »Hallo, Esther.« Er musterte mich von oben bis unten. »Ich nehme an, dafür gibt es eine plausible Erklärung, oder?«

[home]
7
    Z u meiner Schauspielausbildung gehörte auch Improvisationsunterricht. Dabei lernt man vor allem, schnell zu reagieren. Deshalb war ich bereit für Lopez’ Fragen, als ich mich unten in Magnus’ Büro auf einen Stuhl setzte und er wissen wollte, weshalb ich verkleidet durch den Zauberladen schlich.
    »Ich war auf der Suche nach unserer Glaskiste.« Aus Agentenromanen hatte ich gelernt, dass es am besten war, so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben.
    »Wieso haben Sie Magnus nicht einfach danach gefragt?«
    »Genau!«, meldete sich Magnus zu Wort, der an seinem Schreibtisch saß.
    »Nun – wo ist sie denn?«, fragte ich.
    »Vorher, meinte ich«, stellte Lopez klar.
    »In meinem Transporter«, antwortete Magnus trotzdem. »Ich habe sie heute im Theater abgeholt. Am Abend wollte ich sie ausladen und morgen mit der Reparatur beginnen.«
    »Ich dachte, das hätte absolute Priorität?«, antwortete ich bissig.
    »Hat es auch.«
    »Und dann lassen Sie die Kiste den ganzen Tag im Wagen?«
    »Ich bin eben ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Nicht zu beschäftigt, um mit Kundinnen zu flirten!«, entgegnete ich.
    »Ich … Sie … Ach, vergessen Sie’s.« Er winkte genervt ab und warf Lopez einen Blick zu.
    Der hatte eine ernsthafte Miene aufgesetzt und unseren hitzigen Dialog offenbar in der Hoffnung verfolgt, einem von uns würden im Eifer des Gefechts interessante Informationen rausrutschen.
    Ich sah Magnus an und fragte mich, weshalb es im zweiten Stock eine riesige Schlange gab und wer sein seltsames Personal war. Als könne er meine Gedanken lesen, wurde er rot.
    Da Lopez anscheinend davon ausging, dass wir mit unserem Schlagabtausch fertig waren, sagte er zu mir: »Wie ich sehe, haben Sie sich auf wundersame Weise erholt.«
    »Erholt …« Plötzlich wusste ich, was er meinte, Matilda hatte ihm also von mir erzählt. Daran hätte ich denken müssen. »Sie spielen darauf an, dass ich gestern während der Vorstellung krank wurde?«
    »Und jetzt geht es Ihnen wieder gut?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich fühle mich noch immer ziemlich schwach. Kann ich jetzt gehen?«
    »Noch nicht.«
    »Es kann sein, dass ich mich übergeben muss«, sagte ich warnend.
    »Wir werden einen Eimer holen«, erwiderte Lopez.
    »Ich fahre besser nach Hause.« Ich stand auf.
    »Setzen Sie sich«, befahl er knapp und energisch.
    »Aber –«
    »Hinsetzen.«
    Ich ließ mich auf den Stuhl fallen.
    Er lehnte sich an Magnus’ Schreibtisch, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich an. Ich starrte zurück. Natürlich würde ich ihm nie verraten, dass diese strenge

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