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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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»Ich gehe besser ran. Sonst ruft sie im Fünf-Minuten-Takt an. Es wird nicht lange dauern.«
    Er klappte das Handy auf und sagte mit einem Blick voller schwer geprüfter Geduld: »Hi, Mom.«
    Ich prustete in meinen Kaffee und grinste, woraufhin er mich warnend ansah.
    »Ja … Hmhm … Nein … Nein.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Lass es uns noch mal versuchen:
Nein
 … Ich sagte nein … Mom –« Er zuckte zusammen und hielt den Hörer vom Ohr weg. Dann deckte er die Muschel mit der Hand zu und sagte zu mir: »Sie würden staunen, wie viele Freundinnen meine Mutter hat, deren Single-Töchter hier in der Stadt leben. Und alle scheinen so verzweifelt auf der Suche nach einem Date zu sein, dass sie ihre Mütter damit beauftragt haben, als Kupplerinnen zu arbeiten.«
    Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch.
    »Ich kann es mir auch nicht vorstellen, aber meine Mutter schwört, dass es so sei. Vermutlich kennt nur ihr Beichtvater die Wahrheit.«
    »Haben Sie die blauen Augen von Ihrer Mutter?«, fragte ich.
    Er nickte. »Ihr Name ist Bridget Eileen Donovan.«
    »Und Ihr Vater?«
    »Er kam aus Kuba hierher, als er jung war.« Und er war zweifellos die Ursache für Lopez’ exotisches Aussehen, dachte ich und betrachtete sein schwarzes Haar und den dunklen Teint.
    Er hielt sich das Handy wieder ans Ohr. »Ja, Mom, ich bin noch dran … Nein, ich kann nicht … Nein.« Er hörte zu. »Das hat seinen guten Grund.« Als Antwort auf ihre nächste Frage sagte er: »Weil ich jemanden kennengelernt habe, der mir gefällt.«
    Unsere Blicke trafen sich, und ich wünschte, ich würde nicht aussehen wie eine alte Hexe.
    »Nein, ich lüge dich nicht an, nur um dich loszuwerden«, sagte er ins Telefon. »Ja, es ist eine Frau … Nein, unverheiratet … Ja, im gebärfähigen Alter.«
    Ich verschluckte mich an meinem Kaffee.
    »Ich habe mir noch nicht
alle
Stellen angesehen, aber bisher konnte ich kein Piercing entdecken.« Er hörte kurz zu. »Ob sie hübsch ist?« Er musterte mich. »Manchmal.«
    Ich starrte ihn an.
    Er grinste und fügte hinzu: »Auf ihre Weise.«
    Ich trank weiter meinen Kaffee und tat so, als würde ich nicht zuhören.
    »Ich glaube, sie ist Jüdin.« Er sah mich fragend an, und als ich ihn weiterhin ignorierte, tippte er mit dem Fuß gegen meine Wade. »Stimmt’s?« Ich nickte, und er sagte: »Ja, Jüdin … Nein, sie wird nicht konvertieren … Ja, da bin ich sicher … Nein, ich möchte nicht, dass Bruder Devaney sie anruft.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Nein, wir haben noch nicht darüber gesprochen, in welchem Glauben wir die Kinder erziehen … Oder wie wir heiraten … Nein, darüber auch nicht … Weil wir bisher noch nicht zusammen aus waren … Doch, ich bin sicher, dass sie will.«
    Er hielt den Hörer erneut vom Ohr fort, während seine Mutter kreischte. Dann sagte er: »Weil ich den Verdacht habe, dass sie verrückt ist und eine Straftat verübt hat. Du kannst dir vorstellen, dass ich deshalb in einem Interessenskonflikt stecke.« Als Antwort auf die nächste Frage seiner geliebten Mutter sagte er: »Nein, nicht etwas so Schlimmes wie Mord oder bewaffneter Raubüberfall.« Er blickte mich an und fragte: »Ist doch so, oder?«
    »Sie sollten jetzt besser gehen«, sagte ich aufrichtig.
    »Genau genommen, Mom, versuche ich gerade, mit ihr zu frühstücken, wenn du also einfach … Nein, ich habe nicht hier übernachtet.«
    »Warum sprechen Sie über so etwas mit Ihrer
Mutter?
«, fragte ich.
    »Weil es weniger anstrengend ist, als sich zu widersetzen. Glauben Sie mir.« Dann sagte er ins Telefon: »Okay, gut. Grüß Pop von mir. Und Mom? Versuch mal, eine Weile nicht anzurufen, okay? Es macht keinen guten Eindruck auf diese Frau.« Er grinste. »Nun ja, sogar Verbrecher haben ihre Ansprüche. Bye, Mom.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, starrte ich ihn gleichermaßen entrüstet wie verblüfft an – ich war zu verdutzt, als dass mir eine passende Bemerkung einfiel.
    »Jetzt sehen Sie mich nicht so an«, sagte er und bestrich seinen Bagel weiter mit Frischkäse. »Sie haben keine Ahnung, wie viel Überwindung es mich gekostet hat, meiner Mutter einzugestehen, dass ich endlich eine alleinstehende Frau im gebärfähigen Alter kennengelernt habe – und das in einer Stadt mit elf Millionen Einwohnern.« Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Es wurde langsam schwierig, ihr einzureden, dass es solche Menschen in New York nicht gibt.«
    »Wenn sie derart wild entschlossen ist,

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