Verzaubert
und trank dankbar einen großen Schluck der heißen Flüssigkeit. Doch gleich darauf verzog ich angewidert das Gesicht und sagte, ohne die Augen zu öffnen: »Ich trinke ihn mit Milch.«
»Okay.«
Ich spürte, dass Lopez mir den Becher aus der Hand nahm. Dann hörte ich, wie sich die Kühlschranktür öffnete, etwas verschoben wurde und anschließend ein Geräusch, als ob der Detective etwas eingoss. Der Becher wurde mir wieder in die Hand gedrückt. Ich hob ihn an die Lippen, trank noch einmal und bemerkte: »Das ist besser.« Nach einem weiteren Schluck öffnete ich die Augen und sah, wie Lopez in den Küchenschränken herumwühlte. »Was tun Sie da?«
»Ich suche … ah, da haben wir ja welche.« Er stellte zwei Teller auf den Tisch und setzte dann seine Suchaktion in meiner Küche fort. Kurz darauf kehrte er mit Messern und Servietten zurück. Er packte die Bagels und den Frischkäse aus.
»Okay«, murmelte ich und betrachtete mit trockenen, schmerzenden Augen die milden Gaben. »Ausgezeichnet. Sie können jetzt gehen.«
»Ich hatte eigentlich vor, mit Ihnen zusammen zu frühstücken.« Er setzte sich, legte einen Bagel auf seinen Teller und nahm sich den anderen Kaffeebecher.
»Nein, den brauche ich.« Noch bevor er einen Schluck trinken konnte, schnappte ich mir seinen Becher und presste ihn gegen mein fleckiges T-Shirt.
»O bitte, nur keine Förmlichkeiten. Bedienen Sie sich einfach.«
»Warum belästigen Sie mich so früh?«, entgegnete ich.
»Es ist nach zehn.«
»Ich war erst sehr spät im Bett, nicht vor …« Ich legte den Kopf schief. »Keine Ahnung. Aber es ist noch nicht lange her, das weiß ich genau.«
»Was hat Sie so lange auf den Beinen gehalten?«
Einbruch, die Entdeckung illegaler Einwanderer, gefolgt von einer längeren Besprechung mit zwei Zauberern, einem Cowboy und einigen Dragqueens.
»Äh …« Ich blinzelte und fürchtete einen Moment lang, ich hätte laut gesprochen. An Lopez’ Gesichtsausdruck konnte ich jedoch erkennen, dass dem nicht so war. Davon abgesehen arbeitete meine Zunge noch nicht gut genug, als dass ich einen derart langen Satz hinbekommen hätte.
In der Besprechung einige Stunden zuvor bestätigten Duke und Delilah Magnus’ Behauptung: Sie waren dem rothaarigen Illusionsexperten nie zuvor begegnet, geschweige denn, dass sie Geschäfte mit ihm gemacht hatten. Und bis zum Morgengrauen hatte Max noch immer keine Vermutung, wer letzte Nacht verschwunden war. Außerdem waren wir uns einig, dass keiner von uns zu etwas nutz sein würde, wenn wir uns nicht ein wenig ausruhten. Heute Mittag gegen zwölf wurde ich wieder in der Buchhandlung erwartet – und eigentlich hatte ich geplant, bis Viertel vor zwölf zu schlafen. Ich blickte Lopez finster an und dachte, dass ich noch neunzig Minuten im Bett hätte liegen können, wenn er nicht aufgetaucht wäre.
»Was wollten Sie sagen?«, drängte er.
»Wie?«
»Weshalb waren Sie erst so spät im Bett?« Lopez sah mich unverwandt an.
»Ähm …«
»Ein Kreuzzug gegen das Böse?«
Allmählich erinnerte ich mich daran, was gestern alles passiert war.
»Esther.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Haben Sie einen Kater?«
»Nein, ich bin nur erschöpft, entmutigt und mir tut alles weh.«
»Wo haben Sie Schmerzen?« Sein Blick fiel auf den blauen Fleck an meinem Arm. »Hat Ihnen jemand weh getan?«
Ich versuchte, den kurzen Ärmel über die Stelle zu ziehen, hörte jedoch damit auf, als ich merkte, dass ich Lopez’ Interesse dadurch nur anstachelte. »Es war ein Unfall. Jemand ist auf mich gefallen, dann bin ich gestürzt und …« Ich zuckte mit den Schultern. »Reine Tollpatschigkeit.«
»In der Buchhandlung?«
Mein Gehirn arbeitete noch langsam, ich starrte ihn nur an und fragte mich, was ich sagen sollte.
»Esther?«
»Danke für den Kaffee«, murmelte ich, als mir klarwurde, dass ich mich zusammenreißen und meine Bemerkungen sorgfältig überlegen musste.
Lopez lehnte sich zurück und hatte offenbar entschieden, das Thema fallenzulassen. Zumindest für den Moment. Er nickte in Richtung Kaffee und sagte: »Keine Ursache. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, wenn ich einer Frau am Morgen unangemeldet einen Besuch abstatte.«
»Machen Sie das für alle weiblichen Verdächtigen, die Sie aus dem Tiefschlaf reißen?«
Nach einer kurzen Pause antwortete er: »Genau genommen bin ich gerade nicht im Dienst.«
»Tatsächlich?« Sollte dies etwa ein rein privater Besuch sein?
»Ich wollte
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