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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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vorbei und erstatten euch Bericht.« So viel zu der schönen Vorstellung, direkt nach Hause zu marschieren und sich ins Bett fallen zu lassen.
    »In Ordnung, wir warten hier.«
    »Es wird Zeit, zu gehen«, sagte Max und setzte seinen Hut auf. Wir alle taten es ihm gleich.
    Magnus betrachtete unsere Hüte und fragte: »Gibt es in eurer Vereinigung eine Art Dresscode?«
    Ich überging seine Bemerkung und sagte: »Ich schlage Ihnen einen Handel vor.«
    »Und weshalb ist eigentlich Ihr Gesicht so schmutzig, Esther?«
    Verlegen rieb ich mir über die Wange. Druckerschwärze war nicht gerade leicht abzuwaschen. »Ich werde niemandem verraten, dass Sie illegale Einwanderer ins Land schmuggeln –«
    »Verfolgte Zauberkünstler«, korrigierte er mich.
    »… wenn Sie Matilda nicht sagen, dass die Kiste fertig ist, bevor Sie von
mir
das Okay dafür bekommen. Einverstanden?«
    »Ich kann sie nicht bis in alle Ewigkeit hinhalten«, bemerkte er.
    »Das weiß ich. Aber ich brauche noch Zeit, und immerhin brauchen
Sie
dann keine Zeit absitzen. Sind wir im Geschäft?«
    Er seufzte und nickte. »Abgemacht.«
    Damit war zumindest ein Problem gelöst – obwohl mir dieses mittlerweile nebensächlich erschien.

[home]
11
    E rst im Morgengrauen war ich bäuchlings auf meine Matratze niedergesunken. Es kam mir so vor, als wäre ich gerade erst eingeschlafen, da klingelte es an der Wohnungstür. Als das markerschütternde Summen durch die Wohnung hallte, saß ich sofort vor Schreck aufrecht im Bett. Dann ließ ich mich wieder fallen und entschied, liegen zu bleiben – für immer.
    Aber natürlich nervte die Klingel eine Minute später erneut. Stöhnend kletterte ich aus dem Bett und taumelte zur Schlafzimmertür. Mir tat alles weh – die Ereignisse der letzten Nacht hatten ihren Tribut gefordert. Als ich am Spiegel der Ankleide vorbeikam, erhaschte ich einen Blick auf mich und zuckte zusammen. Mein Anblick hätte kleine Kinder in Panik versetzt. Die Haare waren so verfilzt, dass ich gar nicht erst versucht hatte, ein fest verknotetes Haargummi herauszubekommen. Ich trug noch immer die Kleidung, die ich am Tag zuvor angehabt hatte: eine dunkelblaue Trainingshose und ein graues T-Shirt. Auf dem T-Shirt waren Flecken von dem Rotwein, den ich verschüttet hatte, als wir am Morgen um drei im
Pony Expressive
Kriegsrat hielten. An meinem Arm entdeckte ich einen großen blauen Fleck vom Sturz in Magnus’ Geschäft. Versteckt unter den zerknitterten, schmuddeligen Klamotten spürte ich weitere Prellungen. Mein Gesicht war blass und stellenweise mit Druckerschwärze verschmiert. Die Augen waren blutunterlaufen und dunkel umrandet. Ich sah aus wie eine dieser alten Hexen in Max’ okkulten Büchern.
    Die Klingel ließ mich erneut zusammenschrecken. Ich stolperte zur Gegensprechanlage und drückte auf den Öffner für die Haustür unten. Hauptsache, dieses höllische Geklingel hörte auf –
sofort.
Erst, als ich in Richtung Kaffeemaschine wankte, kam mir in den Sinn, dass ich die Gegensprechanlage hätte nutzen sollen, um die Identität meines Besuchers festzustellen, bevor ich ihn ins Haus ließ. »Selbst schuld, wenn ich jetzt das Opfer eines Serienmörders werde«, murmelte ich und suchte orientierungslos nach Kaffeepulver.
    Es klopfte an der Wohnungstür. Ich stöhnte und schleppte mich benommen zurück zur Tür. Ohne zu fragen, wer davor stand, öffnete ich.
    Lopez warf mir einen langen Blick zu und sagte dann: »Eigentlich hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass Sie ein Morgenmensch sind.«
    Ich starrte ihn verwirrt an.
    »Kann ich reinkommen?«, fragte er.
    Er trug eine Tüte im Arm, und mir strömte ein verführerischer Geruch entgegen. »Ist das Kaffee?«, krächzte ich.
    Er nickte. »Und Bagels. Ich habe Frühstück mitgebracht.«
    »Dann immer herein.« Ich wandte mich von der Tür ab und schlurfte zum Küchentisch. Dort ließ ich mich auf einen Stuhl sinken und schloss die Augen. Ich hörte, dass die Wohnungstür ins Schloss fiel und sich Schritte näherten. An dem Rascheln erkannte ich, dass Lopez den Kaffee und die Bagels auspackte.
    »Teller?«, fragte er.
    Ich öffnete die Augen und blinzelte ihn an.
    »Haben Sie Teller?«
    »Teller«, wiederholte ich das Wort langsam und wartete darauf, dass mein Gehirn dem Wort irgendeine Bedeutung zuordnete.
    Seine Mundwinkel zuckten. »Trinken Sie erst mal einen Schluck Kaffee, Esther.«
    Ich ergriff den Plastikbecher, den er mir in die Hand drückte, schloss erneut die Augen

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