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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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lispelt und kann kein L aussprechen.«
    »Ich habe Hieronymus nie zu Gesicht bekommen«, fuhr Delilah fort. »Er versteckt sich im Keller und redet mit niemandem von uns. Warum macht er das, wenn er nichts verbrochen hat?«
    »Weil er schüchtern ist«, entgegnete Lysander.
    Da ich erneut in einer Warteschleife hing, sagte ich: »Verstehen Sie nicht? Es geht nicht um ein Persönlichkeitsproblem – obwohl Hieronymus ein viel schwerwiegenderes hat, als ich vermutete. Warum versteckt er sich im Keller, wenn wir hier sind? Damit er niemandem begegnet und möglicherweise erkannt wird! Deshalb! Er geht Delilah, Barclay und Duke aus dem Weg.«
    »Und mir«, bemerkte Goudini.
    »Sie sind erst am späten Nachmittag hergekommen«, sagte Lysander herablassend.
    »Und seither hat niemand Hieronymus gesehen«, erwiderte Goudini.
    »Wir wissen trotzdem nicht, ob er Phil ist«, beharrte Lysander.
    »Seit wir uns hier in der Buchhandlung treffen«, begann ich, »lief er Gefahr, erkannt zu werden. Also hielt er den Kopf gesenkt, war mürrisch – und vor allem: sagte nichts. Schließlich haben die meisten von uns ›Phil‹ nie gesehen, und die anderen kannten ihn nur in Verkleidung. Aber auf keinen Fall konnte er es sich leisten, in Anwesenheit eines der Magier den Mund aufzumachen!«
    »Die Ähnlichkeit mit Phil wäre uns sofort aufgefallen«, bestätigte Goudini.
    »Je weniger Leute ihn überhaupt sprechen hörten, desto besser«, fuhr ich fort. »Denkt etwa daran, dass Satsy erzählte, Hieronymus hätte kaum ein Wort gesagt, als sie sich heute Morgen begegneten. Wenn allen hier Hieronymus’ Sprechfehler aufgefallen wäre, hätte es nicht lange gedauert, bis einer es zufällig erwähnt und man ihn als Phil entlarvt hätte. Ja, Officer, ich bin noch dran«, sagte ich erneut ins Telefon. »Nein, Detective Lopez bearbeitet den Fall … Ja, es läuft unter vermisste Personen … Nein, Hieronymus ist kein Opfer, sondern der Entführer.« Ich verdrehte die Augen. »Könnte ich
bitte
Detective Lopez’ Handynummer bekommen? Ich bin sicher, dass er damit einverstanden ist.«
    »Wenn das stimmt …«, begann Lysander.
    »Das tut es«, versicherte Delilah. »Lopez hat etwas für Esther übrig, das ist uns allen aufgefallen.«
    »Nein, ich meine, wenn Hieronymus’ Sprechfehler ihn tatsächlich als Phil entlarvt, weshalb hat es dann derart lange gedauert draufzukommen?«, fragte Lysander. »Vielleicht greifen wir in unserer Verzweiflung nach jedem Strohhalm. Vielleicht ist Esthers Theorie falsch, und Duke, Barclay und Mr. Herlihy haben nicht einmal mit Phil trainiert – falls Barclay und Duke überhaupt einen Coach engagierten. Vielleicht ziehen wir erneut wilde und unbegründete Schlussfolgerungen. Solche, die letztlich dazu führten, dass wir in Magic Magnus’ Geschäft eingebrochen sind.«
    Delilah zupfte ihn am Kragen. »Das sind aber ziemlich viele ›Vielleichts‹, Honey.« Sie schmiegte sich noch enger an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Bitte, verrate uns seinen Nachnamen.«
    »Wir haben so gut wie nie darüber gesprochen«, sagte Max plötzlich.
    Als Delilah Lysander über die Wange strich, errötete er und krächzte: »Worüber?«
    Ich hielt den Hörer zu, mein Blick traf sich mit dem von Max. »Das stimmt.« Auf einmal erkannte ich es. »Wir haben uns bemüht, es nicht zu erwähnen.«
    »Was?«, wiederholte Lysander schwach, während sich Delilah über die Lippen leckte.
    »Die Bürde des armen Jungen«, antwortete Max.
    »Richtig!«, rief ich. »Falls Sie es überhaupt je erwähnten, dann immer auf diese indirekte Weise. Und nachdem Dixie Hieronymus kennengelernt hatte, sagte sie zwar, sie könne verstehen, warum er so schüchtern sei, aber auch sie ging nicht weiter darauf ein. Sogar als Sie uns erzählten …« – ich wandte mich an Lysander – »… dass er deshalb bestimmte Zauberformeln nicht aussprechen kann, nannten Sie das Kind nicht beim Namen.«
    »Bis heute Abend wusste ich gar nicht, dass Hieronymus einen Sprechfehler hat«, murmelte Delilah. »Ich hatte mitbekommen, dass er unhöflich, schüchtern und mürrisch sein soll, aber nicht, dass er lispelt und kein L sprechen kann.«
    »Mich über seine Unhöflichkeit aufzuregen, fand ich in Ordnung …«, begann ich.
    »Aber über sein Problem versuchten wir taktvoll hinwegzusehen«, schloss Max.
    Delilah nickte. »Genau wie Samson und ich immer so taten, als würden wir Phils Sprechfehler gar nicht bemerken. Wir redeten nicht einmal miteinander

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