Verzaubert
und versuchte mir das Telefon wegzunehmen.
Ich stieß den Magier fort und sagte zu dem Beamten am anderen Ende der Leitung: »H-O-H …« – Lysander versetzte mir ebenfalls einen Schubs und langte erneut nach meinem Handy – »… E-N …«
»Bitte, keine Gewalt!«, rief Max, während Lysander und ich weiter miteinander rangen und ich den Namen zu Ende buchstabierte.
»Sie versucht diesen Lopez und die Polizei in etwas hineinzuziehen, das der heiligen Pflicht des Collegiums obliegt!«
Da ich gerade in einer Warteschleife hing, sagte ich aufgebracht: »Wir wissen nicht, wo Hieronymus ist! Wir wissen nicht, was er als Nächstes vorhat! Wir wissen nicht, wo wir nach den Verschwundenen suchen sollen – oder, der Himmel bewahre, nach ihren Leichen!« Als Delilah verzweifelt aufschluchzte, hätte ich mir am liebsten auf die Zunge gebissen. Die Dragqueen ließ sich mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck in den nächsten Sessel fallen.
»Taktvoll wie immer«, fauchte Lysander mich an.
»Nein, nein«, stieß Delilah gequält hervor. »Wir müssen der schrecklichen Wahrheit ins Gesicht sehen. Ihr dürft nicht aus Rücksicht um den heißen Brei herumreden.« Ein Tränchen schlüpfte aus ihrem Augenwinkel. Ich sah ihr an, dass ihr jetzt Satsy, Khyber und Whoopsy fehlten. Doch die waren ins Pony Expressive aufgebrochen, um aufzutreten. Ich hatte darauf bestanden: Der Laden hätte sonst die ganze Vorstellung absagen müssen, und hier konnten sie momentan nichts tun.
Goudini streckte die Hand in Delilahs Richtung, zögerte, zog sie stirnrunzelnd zurück, gab sich dann jedoch einen Ruck und tätschelte ihr tröstend den Rücken. Als sie schniefte, zauberte er mit der anderen Hand ein Taschentuch wie aus dem Nichts und reichte es ihr. Das entlockte ihr ein zaghaftes Lächeln.
»Danke, Garry.«
»Wir
brauchen
Hilfe, Lysander!«, sagte ich. »Jemanden, der Hieronymus aufhalten oder außer Gefecht setzen kann – wenn wir dazu nicht in der Lage sind. Andernfalls finden wir die Opfer vielleicht nie.«
»Die Polizei ist nicht dafür gerüstet, um mit mystischen Angelegenheiten umzugehen!«
»Aber sie ist dafür gerüstet, jemanden davon abzuhalten, ein Flugzeug zu besteigen oder ein Auto zu mieten«, entgegnete ich.
»Glauben Sie etwa, das würde einen Magier daran hindern, zu fliehen?«
»Ja, ich bin noch in der Leitung«, sagte ich ins Telefon. »Nein. Hohenheim ist sein Pseudonym. Sein richtiger Name lautet Hieronymus …« Ich sah Max fragend an, da ich Hieronymus’ Nachnamen nicht kannte.
»Sag ihn ihr auf keinen Fall!«, zischte Lysander.
»Ich kenne seinen Nachnamen nicht«, sagte Max.
»Max«,
beschwor ich ihn.
»Nein, ich weiß ihn wirklich nicht. Ich habe ihn bloß ein einziges Mal gehört, als mir das Collegium mitteilte, dass Hieronymus bald bei mir eintreffen würde.« Er zupfte an seinem Bart. »Wie hieß er nur? Blogenviek? Burblenamen? Nein …«
»Delilah.« Ich wandte mich der Dragqueen zu und deutete auf Lysander. »
Er
kennt den Namen. Bring ihn dazu, ihn auszuspucken.« Ins Telefon sagte ich: »Ja, Sir, kommt sofort. Ich werde Ihnen eine Beschreibung geben, während wir auf den Nachnamen warten.«
»Junge Frau … äh, Delilah«, begann Lysander, während sich Delilah schluchzend an seine Brust drückte und ihn anflehte, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um den teuflischen Hexenmeister zu finden, der unschuldige Opfer verschwinden ließ oder gar tötete. »So verstehen Sie doch. Wir können die Polizei nicht mit hineinziehen. Um Empedokles willen, wir wissen ja nicht einmal, ob der arme Junge schuldig ist! Ich kann nicht –«
»Wachen Sie auf, Lysander!« Ich hielt das Telefon mit der Hand zu. »Wie viele männliche, weiße Zauberer halten sich wohl zurzeit in New York auf, die einen ausgeprägten Sprechfehler besitzen und Leute verschwinden lassen können?«
»Jeder, der über diese Macht verfügt, kann Hieronymus’ Hemmschuh nachgeahmt haben, um den Verdacht auf ihn zu lenken«, beharrte Lysander und fühlte sich sichtlich unwohl, weil sich Delilah an ihn klammerte.
»Wenn Phil Hieronymus nachgeahmt hat, um uns in die Irre zu führen«, begann die Dragqueen und hob ihm ihr hübsches, tränenverschmiertes Gesicht entgegen, »warum hat er dann unterschiedliche Verkleidungen gewählt? Warum hat er uns verzaubert, damit wir uns nach den Sitzungen kaum noch an ihn erinnern?«
»Ja, sein Sprechfehler ist das deutlichste Erkennungsmerkmal«, sagte ich in den Hörer. »Er
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