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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ihre Bettdecke und lächelte ebenso spöttisch in seine Richtung wie
er vermutlich in ihre. »Das dachte ich mir schon. Denn wenn Sie ein Gentleman
wären, hätte ich meine Kleider noch an.«
    »Und Sie
würden Gefahr laufen, an Lungenentzündung zu sterben.« Er wurde wieder ernst.
»Was mich auf eine Frage bringt. Wie sind Sie klatschnass und an einen Pfahl
gefesselt in die Mitte meines verdammten Burghofs geraten?«
    Gwendolyn
war verärgert. »Vergeben Sie mir, Eure Lordschaft Drache, dass ich so verwegen
war, Sie in Ihrer kostbaren Einsamkeit zu stören. Ich sehe Sie genau vor mir,
wie Sie sich die Hufe am Kaminfeuer wärmten und ein schönes Glas warmen
Katzenbluts genossen, als Sie draußen den Pöbel schreien hörten.
›Verflucht‹, knurrten Sie, ›da hat mir schon wieder jemand ein
Menschenopfer vor die Türe gestellt‹.«
    Er schwieg
so endlos lange, dass Gwendolyn es mit der Angst bekam. Als er endlich
antwortete, rasselte seine Stimme trocken wie Drachenschuppen. »Tatsächlich
habe ich ein Glas Port getrunken, als ich den Aufruhr bemerkte. Dem Katzenblut
habe ich wegen meiner Verdauungsstörungen abgeschworen.« Gwendolyn bemerkte zu
spät, dass er ein Streichholz entzündet hatte. Die Flamme verlosch, ehe sie
etwas erkennen konnte. Ihr blieb nur der Duft einer Zigarre und ein glühender
Punkt im Dunkel. »Die Leute aus dem Dorf haben Sie also in diesem Wolkenbruch
die Klippen hinaufgezerrt, an den Pfahl gebunden und hier gelassen, damit Sie
von meiner Hand sterben.« Er grummelte. »Und sie besitzen die Unverschämtheit, mich ein Monster zu nennen.«
    Gwendolyn
suchte seine unsichtbaren Augen und fixierte ihn auf gut Glück. »Ich verstehe
nicht, wie Sie sie verurteilen können. Sie haben nur auf Ihre gefräßigen
Forderungen reagiert.«
    Die
Rauchwolke, die jetzt aus dem Schatten kam, schien wie ein Anflug von
Temperament. »Ich wollte Wild und Whisky. Keine verdammte Frau.«
    »Das ist
aber nicht alles, was Sie wollten, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Warum
verteidigen Sie die Leute, wenn die Sie doch so skrupellos weggeworfen haben,
als wären Sie nicht mehr wert als ein Sack voller Gerümpel?«
    »Weil sie
töricht, ungebildet und irregeleitet sind. Und Sie sind nichts anderes als ein
gemeiner Maulheld, der einen dummen alten Aberglauben ausnutzt und unschuldige
Menschen terrorisiert.«
    Die glühende
Zigarre verschwand, als habe er sie vor Ärger ausgetreten. »Sie mögen
vielleicht dumm sein. Aber sie sind weit davon entfernt, unschuldig zu sein.
Sie haben mehr Blut an den Händen als ich selbst.«
    Gwendolyn
hätte gerade noch geschworen, ihr Häscher sei Engländer. Doch je ärgerlicher er
wurde, umso mehr schlich sich ein kehliger Unterton in seine Stimme.
    »Wer sind
Sie?«, flüsterte sie noch einmal.
    »Vielleicht
sollte ich Ihnen diese Frage stellen. Wie soll ich Sie nennen?«
    Gwendolyn
wurde wieder mutiger. »Sie weigern sich, mir zu sagen, wer Sie sind, aber mir
fallen für Sie eine Menge Namen ein.«
    »Feigling,
zum Beispiel? Maulheld? Scharlatan?«, schlug er vor.
    »Lump.
Schurke. Halunke«, machte Gwendolyn weiter. »Ich bitte Sie«, redete er ihr gut
zu, »aus Ihrem beredten Mund hatte ich mir Fantasievolleres erwartet«.
    Gwendolyn
wäre am liebsten mit einer Verwünschung herausgeplatzt, die selbst Izzy hätte
erröten lassen, und biss sich schnell auf die Unterlippe. »Ich heiße Gwendolyn.
Gwendolyn Wilder.«
    Plötzlich
peitschte ein Windstoß durch den Raum und blies die Kerzen aus. Gwendolyn
stockte der Atem. Zuerst glaubte sie noch, er sei gegangen und habe sie in der
Dunkelheit allein gelassen, aber dann war er auf einmal da. Er schien sie
vollständig zu umgeben, ohne sie dabei auch nur zu berühren. Sie atmete den
Drachen ein – seinen Duft aus Gewürzen und Sandelholz, der so unentrinnbar
männlich und betörend war. Jetzt wusste sie genau, wo sie sich befand.
    Dies war seine Höhle. Sein Gemach. Sein Bett.
    »Warum
Sie?« Sein Flüstern war eigenartig drängend. »Warum haben die Sie ausgesucht?«
    In
Gwendolyns Ohren klangen die Fragen wie eine gezielte Beleidigung. Warum
haben sie keine Hübschere genommen? Oder eine Dünnere? Jemanden wie Glynnis,
Nessa oder neuerdings sogar Kitty?
    Sie schloss
die Augen und war dankbar, dass er ihre geröteten Wangen nicht sehen konnte.
»Sie haben mich genommen, weil Jungfrauen in Ballybliss fast noch seltener
sind als Drachen.«
    Er strich
ihr mit heimtückischer Zärtlichkeit über die feuchten Haare und erinnerte sie
wortlos

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