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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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die Brust
heften? Danke für diese schmackhafte Jungfrau, aber Seine Lordschaft bevorzugen
scharf gewürzte Dirnen?« Er schnaubte verächtlich. »Die Dörfler könntest du
vielleicht hinters Licht führen, aber sie nicht. Dafür ist es zu spät.
Sie hält mich längst nur noch für einen gierigen Scharlatan, der es darauf
angelegt hat, die Dorfbewohner um all ihr Hab und Gut zu bringen.«
    »Könntest
du ihr nicht mit deinem zornigen Feueratem drohen, falls sie dich verrät?«
Tupper schnippte mit den Fingern. »Du weißt schon, mein Der-Drache-kann-sich-in-einen-Mann-verwandeln-wenn-er-will-Gerücht.
Gerade darauf war ich immer recht stolz.«
    »Das hätte
vielleicht auch funktioniert, wenn sie mir ein einfältiges Mädchen gebracht
hätten, das sich schon vor ihrem eigenen Schattenwurf fürchtet.« Er schüttelte
den Kopf, und eine Spur von Bewunderung mischte sich in seinen Verdruss. »Die
Kleine wird nicht leicht zu täuschen sein. Wenn wir sie gehen lassen, hetzt sie
uns das ganze Dorf an den Hals. Und darauf bin ich nicht vorbereitet. Also ...«
Er erhob sich und lief auf und ab. Toby streckte sich zu voller Länge aus und
belegte die Ofenbank sofort wieder für sich. »So wie es aussieht, muss ich
jetzt Freiheitsberaubung in die wachsende Liste meiner Missetaten aufnehmen.«
    »Du willst
sie dabehalten?«
    »Fürs
Erste, ja. Aber sie darf niemals mein Gesicht zu sehen kriegen.«
    Tupper hob
sein Glas und vergaß vor Aufregung, dass er es längst geleert hatte. »Und wenn
sie es doch sieht?«
    Der Drache
schaute ihn prüfend an und lächelte verbittert. »Dann wird sie feststellen,
dass es auf dieser Welt dunklere Dinge gibt als Drachen. Denk daran, Tup – die
Leute im Dorf halten dich für einen Geist. Ich bin einer.«

5
    Als
Gwendolyn am
nächsten Morgen erwachte, war sie wütend und hungrig. Eine Kombination, die
schon an einem guten Tag gefährlich genug war, und dieser Tag war ganz bestimmt
nicht gut. Sie hatte eine unruhige Nacht damit verbracht, über des Drachen
anmaßendes Benehmen nachzugrübeln, und dass ihr dabei ständig sein herber Duft
in die Nase stieg, hatte sich als wenig hilfreich erwiesen.
    Sie setzte
sich auf und war erleichtert, endlich nicht mehr im Dunklen zu sein. Durch ein
vergittertes kreisrundes Loch weit oben an der Wand fiel buttergelbes
Sonnenlicht herein. Letzte Nacht hatte sie all ihre Sinne so auf ihren Peiniger
konzentriert, dass ihr sogar die Brecher entgangen waren, die tief unten an die
Felsen donnerten. Er musste sie in einen der Türme auf der Seeseite gebracht
haben, die damals vom Feuer der englischen Kanonen weitgehend verschont geblieben
waren.
    Sie
kletterte aus dem Bett und wickelte sich das Seidenlaken als römische Toga so
um den Körper, wie die Halbgöttinnen oben auf dem Deckengemälde. Ihr
Leinenkleid lag als feuchtes Häufchen auf dem Boden. Gwendolyn schüttelte den
Kopf. Man konnte von einem Drachen anscheinend nicht erwarten, dass er daran
dachte, ein Kleidungsstück zum Trocknen aufzuhängen. Sie stapfte durch das
Gemach und wirbelte dabei mit ihrem Laken riesige Staubwolken auf, die ihr die
Nase kitzelten. Es stand außer Frage, dass das extravagante
Bett, das Bettzeug aus Satin und die riesigen Kandelaber eine Oase des Luxus
inmitten einer Wüstenei waren. Sie
lächelte amüsiert vor sich hin. Seine Lordschaft, der Drache, mochte im Herzen
ein Ungeheuer sein, aber er schätzte ganz offensichtlich den Komfort.
    Die Wände
waren mit abgenutzten Holzpaneelen getäfelt, von denen weiße Tünche
splitterte. Hinter einem mottenzerfressenen
Vorhang entdeckte sie einen verborgenen Durchschlupf. Doch nachdem sie ein
loses Stück des Bodenpflasters hineingeworfen hatte und nicht die Spur eines
Echos oder eines Plätscherns an ihr Ohr drang, verwarf sie jeden Gedanken an
eine Flucht durch den jäh abstürzenden Tunnel wieder. Zumindest würde ihr die
Peinlichkeit erspart bleiben, Seine Lordschaft, den Drachen, darum bitten zu
müssen, ihren Nachttopf zu entleeren. Obwohl es sich vielleicht lohnte, ihren
eigenen Stolz zu vergessen, wenn sie seinen damit verletzen konnte.
    In der Ecke
hing ein hölzerner Vogelkäfig, um den sich Girlanden aus Spinnweben rankten.
Sein Bewohner musste längst entflogen sein, dachte Gwendolyn, bis sie auf Zehenspitzen
stehend durch die Stäbe lugte und das kleine Knochenhäufchen sah.
    Sie ging
ein paar Schritte zurück. Der zerbrechliche kleine Vogelkörper sah so
pathetisch und verloren aus. Ein fröhliches, zwitscherndes Wesen

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