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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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daran, dass es mitunter gefährlicher war, in der Gewalt eines Mannes
zu sein, als in der eines Monsters. »Eintausend Pfund in Gold? Ist das der
Preis, den man heutzutage für Unschuld bezahlt?«
    Er wartete
die Antwort, die sie ihm ohnehin nicht geben konnte, nicht ab. Ein erneuter
Windstoß, noch tiefere Dunkelheit,
und Gwendolyn wusste, dass er diesmal wirklich gegangen war. Sie umklammerte
ihre Knie, blickte zu dem Deckengemälde hinauf, das sie nicht mehr erkennen
konnte, und fühlte sich so einsam wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Den
Drachen hatte der
Geschmack von Jungfrauen nie besonders gereizt.
    Mochte ihr
Fleisch auch wunderbar zart sein, sie zu umwerben bedurfte es Charme und
Geduld. Beides besaß er nicht gerade im Überfluss.
    Er glitt in
die Tiefen der Festung, würdigte die zerborstenen Mauern und die
eingetrockneten Blutspuren keines Blickes und verfluchte sein Schicksal.
    Er hatte
seine kunstvolle Falle nicht erdacht, um sich eine Frau damit zu fangen. Und
erst recht keine, die ihn so verrückt machte wie die, die ihn jetzt davon
abhielt, in seinem Bett zu schlafen.
    Als er sie
auf sein zerwühltes Lager gelegt hatte, um ihr das durchnässte Leinenkleid vom
eiskalten Körper zu ziehen, hatte er sie nur aufwärmen wollen. Doch je weiter
er ihre schneeweiße Haut entblößte, desto mehr hatte ihn die Gleichgültigkeit
verlassen, die ihm üblicherweise so gute Dienste leistete. Ihn hatte ein Fieber
erfasst, das tief in seinem Unterleib wütete. Er brannte darauf, sie zu
berühren.
    Es war
schon qualvoll genug gewesen, nur ihre blassen, wohl geformten Brüste zu sehen,
aber als er sich dabei erwischte, wie er
versuchte, einen Blick auf den blonden Flaum zu erheischen, den er sicher
zwischen ihren Oberschenkeln finden würde, hatte er schnell die Decke über sie
geworfen.
    Während er
im Dunkel Wache hielt und darauf wartete, dass sie wieder zu sich kam, hatte er
sich gefragt, ob er Bestie genug war, eine wehrlose Frau zu vergewaltigen.
    Er strich
sich seine widerspenstigen Locken aus der Stirn und beschleunigte seinen
Schritt. Nicht, dass seine Gefangene wirklich so wehrlos gewesen wäre. Sie
hatte ihn im Burghof in
gefährlichem Ton vorgewarnt, dass sie sich den Naturwissenschaften
und dem logischen Denken verpflichtet hatte und die Pamphlete der Königlichen
Gesellschaft zur Erlangung
Naturwissenschaftlicher Erkenntnisse durch Experiment verschlang. Sie glaubte
nicht an Drachen, und sie glaubte auch nicht an ihn. Es gab nichts, was er
dagegen hätte einwenden können, denn schließlich glaubte er selbst auch nicht
an sich.
    Hätte er
darauf gehofft, dass sie ihn mit Tränen in den großen, blauen Augen um ihre
Freiheit und ihr Leben angefleht hätte, wäre er bitter enttäuscht worden. Aber
sie hatte ihn wegen seiner Gier sogar gescholten, und er wäre beschämt gewesen,
hätte er noch so etwas wie ein Gewissen gehabt.
    Er
schüttelte den Kopf über so viel Kühnheit und bog um die nächste Ecke, wo er
feststellen musste, dass er keine Gelegenheit haben würde, seine eigenen
feuchten Sachen zu trocknen: Da hatte schon jemand anders seinen bequemen
Ohrensessel, seinen warmen Platz am Feuer und seinen Portwein mit Beschlag
belegt.
    Das
Kellerverlies war einst Vorraum des Kerkers und Aufenthaltsraum der
Wachsoldaten gewesen. Verrostete Äxte, Degen und Breitschwerter zierten die
dunklen Mauern und gaben dem Raum jenen anheimelnden Charme aller mittelalterlichen
Folterkammern. Aber den Mann, der sich im Sessel des Drachen breit gemacht
hatte und sich die bestrumpften Beine am Kamin wärmte, schien das grimmige
Ambiente nicht zu stören. Er hatte seinen feuchten Gehrock gegen einen
scharlachrot und schwarz karierten Tartan getauscht und sich eine
federgeschmückte Schottenmütze keck in die Stirn geschoben. Die perfekte
Ergänzung zum Dudelsack auf seinem Schoß.
    Der Drache
ging zur Feuerstelle und erntete von der dickfelligen, grauen Katze, die sich
auf der Ofenbank wärmte, nur ein verschlafenes Blinzeln. Er hatte sich Toby in
der Hoffnung angeschafft, dass der große Kater die Rattenpopulation im Schloss
dezimieren würde. Aber Toby und die Ratten schienen eine Art Friedensvertrag
geschlossen zu haben, der es den Ratten erlaubte, sich ungehindert zu vermehren,
und Toby, dreiundzwanzig Stunden am Tag zu schlafen.
    Erst jetzt,
wo er keine Sitzgelegenheit mehr abbekam, spürte der Drache, wie erschöpft er
war. Er drehte sich um und ignorierte den fragenden Blick seines Freundes.
»Wenn du weiter so um die

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