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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Geisel
gefangen halten.«
    »Jetzt, wo
wir die Höflichkeiten hinter uns gebracht haben ...«, der Drache streckte
seine Hand aus, »Tupper, deine Krawatte!«
    Tupper
betrachtete verwirrt den leicht lädierten Stoff. »Ist sie sehr verknittert?«
    Der tiefe
Seufzer des Drachen verwehte Gwendolyn das Haar.
    »Oh!«, rief
Tupper schließlich, band sie auf und legte sie ihm in die Hand.
    Als
Gwendolyn begriff, was er vorhatte, setzte sie sich heftig zur Wehr. »Wenn Sie
auch nur an Ihrer Augenbinde zupfen«, murmelte er und legte ihr den
zusammengefalteten Stoff über die Augen, »dann fessle ich Ihnen die Hände, was
es Ihnen schwer machen dürfte, das Laken auch weiterhin so krampfhaft
festzuhalten.«
    Gwendolyn
hatte keine Wahl. Es war schon demütigend genug, dass er sie nackt gesehen
hatte, und sie wollte ihn nicht auch noch im Angesicht des errötenden
Tuppingham sein Spiel mit ihr treiben lassen.
    Wäre er
grob mit ihr umgegangen, hätte sie ihn leichteren Herzens verabscheuen können,
doch er bemühte sich ausnehmend, ihr nicht an den seidigen Strähnen zu ziepen,
als er die Augenbinde zuknotete. Doch so unnachgiebig, wie er sie jetzt am Arm
packte und zum Bett dirigierte, schien er langsam mit seiner Geduld am Ende zu
sein. »Geh jetzt, Tupper. Ich habe etwas mit Miss Wilder zu besprechen. Allein.«
    »Du
brauchst wirklich nicht böse auf sie zu sein, mein Freund«, sagte Tupper. »Wenn
ich besser aufgepasst hätte ...«
    »Dann
hättest du anstelle deiner Schottenmütze keinen Vogelkäfig aufgesetzt bekommen.
Zapple nicht herum wie ein
aufgeregtes Kindermädchen. Ich habe nicht die Absicht, unseren Gast zu schänden
oder der Folter zu unterwerfen. Trotzdem ...«
    Viel zu
schnell fiel die Türe ins Schloss.
    Gwendolyn
spürte die Bettkante an den Kniekehlen, und der Drache kommandierte:
»Hinsetzen!«
    Sie folgte
und reckte beleidigt das Kinn vor.
    Sie hörte
ihn gemessenen Schrittes auf und ab gehen. »Sie werden wohl einsehen, Miss
Wilder, dass Ihre außerplanmäßige Ankunft auf Weyrcraig Castle mir ebenso
unangenehm ist wie Ihnen. Wenn ich könnte, würde ich Sie selbstverständlich
gehen lassen. Sie stellen eine Ablenkung dar, die nicht nur überflüssig,
sondern störend ist.«
    »Ich kann
Ihnen versichern, dass ich zu Hause gebraucht werde. Warum schicken Sie mich
also nicht heim?«, erklärte sie und hoffte, dass Ersteres noch stimmte.
    »Weil ich
hier genauso gefangen bin, wie Sie es sind. Und ich werde nicht zulassen, dass
Sie alles zunichte machen, wofür ich die letzten –«, er hielt inne, beruhigte
sich und fuhr leidenschaftslos fort, »– paar Monate gearbeitet habe. Sie werden
so lange mein Gast bleiben müssen, bis ich meine geschäftlichen
Angelegenheiten in Ballybliss abgeschlossen habe.«
    »Ihr
›Gast‹?«, äffte sie ihn nach und fing höhnisch zu lachen an. »Schließen
Sie Ihre ›Gäste‹ immer in türlosen Räumen weg? Und welche Art von
›Geschäft‹ sollte ein Mann wie Sie wohl in einem sterbenden
Hochlandörtchen zu erledigen haben, wo eh nur noch die leben, die zu arm oder
zu starrsinnig sind, wegzugehen?« Dann kam ihr eine Idee. »Sind Sie wegen der
alten Verwünschung hier? Haben Sie und Mr. Tuppingham von unserem Fluch gehört
und sich gedacht, die Menschen von Ballybliss wären leichte Beute?«
    Er ging
jetzt langsamer. »Ich glaube, mich vage an etwas in der Art zu erinnern.« Er
machte eine Pause, und sie stellte sich vor, wie er sich mit einem seiner schönen
Finger nachdenklich übers Kinn strich. »O ja, jetzt fällt es mir wieder ein.
Es scheint, als habe ihr eigener Clanslord die guten Leute von Ballybliss auf
seinem Sterbebett verflucht. Sagen Sie mir, Miss Wilder, was haben Ihre
Clansleute getan, dass sie ein solches Schicksal verdienen?«
    »Es war
nicht das, was sie getan haben. Sondern das, was sie nicht getan haben.«
Gwendolyn senkte den Kopf und war dankbar, dass er ihren beschämten Blick nicht
sehen konnte. »Unser Clansherr sympathisierte heimlich mit Bonnie Prince
Charlie und seiner Sache. Als der Prinz sich nach seiner Niederlage bei
Culloden irgendwo verstecken musste, hat MacCullough ihm Weyrcraig Castle als
Zuflucht angeboten.«
    »Eine
noble, wenn auch naive Geste.«
    Gwendolyn
hob den Kopf. »Naiv? Nein, das glaube ich nicht. MacCullough war ein Visionär –
er wagte es, von einem freien Schottland ohne englische Tyrannei zu träumen.
Einem vereinten Schottland unter dem Banner seines rechtmäßigen Königs.«
    »Aber zu
welchem Preis, Miss

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