Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
verfolgt
hatte?
    Sein Atem
ließ den sauber gestutzten, rotblonden Schnauzbart vibrieren. Sein Haar hatte
die gleiche blasse Farbe und wurde am
Oberkopf schon licht. Er hatte zwar eine karierte Schärpe
über die Schulter des Gehrocks geworfen, aber seine vollen Wangen waren so
rosig, wie es nur die eines gebürtigen
Engländers sein konnten. Er trug einen kostbaren Gürtel und eine gedoppelte
Weste mit Perlenknöpfen. Die Nase war rundlich, der Mund sanft geschwungen, und
er sah ganz eindeutig sympathisch aus.
    Gwendolyn
bewegte sich ein paar Schritte zurück und schalt sich für ihr lächerliches
Benehmen. Was hatte sie denn erwartet?
Einen atemberaubenden, introvertierten Schurken mit
diabolischem Lächeln und stechendem Blick? Einen dunklen Prinzen, den nur der
Kuss einer unschuldigen Maid von einem
grausamen Fluch befreien konnte? Sie hätte erleichtert sein müssen, dass er
kein Monster war, sondern einfach nur ein Mann. Und ein ganz normaler dazu.
    Gwendolyn
schüttelte den Kopf und bewegte sich rückwärts auf die offene Tür zu. »Lebt
wohl, Mylord Drache«, murmelte sie, »ich glaube nicht, dass wir uns
wiedersehen.«
    »An Ihrer
Stelle wäre ich mir da nicht so sicher.« Ein paar warme Hände legten sich ihr
von hinten auf die Schultern, und zärtliche Fingerspitzen glitten ihr sanft
übers Schlüsselbein. »Ganz im Gegenteil sogar, meine Liebe. Wir sollten uns
darauf einstellen, einander eine ganze Zeit lang Gesellschaft zu leisten.«

6
    »Drehen Sie sich nicht um«, befahl der
Drache mit der Autorität eines Mannes, der es gewohnt ist, dass man ihm gehorcht.
    Es reizte
sie, sich ihm zu widersetzen, aber der sanfte Druck seiner Fingerspitzen sagte
ihr, dass er sich notfalls mit Gewalt durchsetzen würde und auf ihren Gehorsam
ohnehin nicht angewiesen war. Außerdem war sie nicht gerade begeistert von der
Vorstellung, sich nur mit einem eigensinnigen Laken bekleidet, das nichts
lieber tun wollte, als ihr zu entgleiten, auf eine Rauferei mit ihm
einzulassen.
    Stattdessen
versuchte sie, die wenigen Einzelheiten zu einem Bild zusammenzusetzen. Er war
mindestens einen Kopf größer als sie, hatte die Hände eines Aristokraten, lange
schlanke Finger, gepflegte Fingernägel und zarte schwarze Haare auf den
Handrücken. Sie sog seinen Geruch ein, der sich mit dem betörenden Duft einer
Zigarre vermischte, und fragte sich, wie sie so dumm hatte sein können, den
Mann, den sie mit dem Vogelkäfig niedergeschlagen hatte, für den Drachen zu
halten, dessen bloße Anwesenheit ihr doch jeden Nerv prickeln ließ.
    Der andere
Mann setzte sich auf und rieb sich winselnd den Hinterkopf.
    »Dieser
kleine Fratz hat es mir ordentlich gegeben«, jammerte er und zog sich ein
Taschentuch aus der Brusttasche, um sich die Schokolade aus dem Gesicht zu
wischen. »Ich hab den Schlag nicht kommen sehen.«
    »Das ist
meist so, wenn Frauen zuschlagen«, kommentierte der Drache trocken. Er
begutachtete anscheinend gerade den Schlamassel,
der ihr Frühstück hätte sein sollen. »Sieht so aus, als könne sie sich für süße
Brötchen und heiße Schokolade nicht begeistern.«
    »Sie kann
sich nicht dafür begeistern, wie ein Vogel in einen Käfig gesperrt zu sein«,
erwiderte Gwendolyn und hoffte vage, vergessen zu können, dass er sie noch
immer in den Armen hielt, wenn sie sich nur aufrecht genug hielt.
    Sein
rauchiger Atem streichelte ihr den Nacken. »Würde es Ihnen denn nicht gefallen,
mein verhätscheltes Schoßhündchen zu sein?«
    »Auch das
verhätscheltste Schoßhündchen geht seinem Herrn an die Gurgel, wenn es schlecht
behandelt wird oder nicht genug Aufmerksamkeit bekommt.«
    »Ich werde
mir Ihre Warnung zu Herzen nehmen. Aber seien Sie versichert, ich hatte nie
vor, Ihnen zu wenig Aufmerksamkeit zu widmen.«
    Bevor
Gwendolyn seine beunruhigende Ankündigung richtig verdaut hatte, wandte er sich
an seinen Kumpan. »Soll ich dich vorstellen, Tup, oder machst du es selbst?«
    Tupper
stand auf, klopfte sich Brötchenkrümel und Vogelkäfigsplitter von den
rehledernen Kniebundhosen und verneigte
sich verlegen. »Theodore Tuppingham, meine Gnädigste, allzeit zu Ihren
Diensten. Aber ich hoffe, Sie nennen mich Tupper. Wie all meine Freunde.« Seine
Augen waren genauso treuherzig braun wie die des Spaniels, mit dem ihr Vater
früher auf die Jagd gegangen war.
    »Gwendolyn
Wilder«, antwortete sie kühl. »Und ich fürchte, Sie kaum als einen Freund
betrachten zu können, so lange Sie und Ihr Gefährte mich hier als

Weitere Kostenlose Bücher