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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Streifen
von ihrer Spitzenmanschette und tupfte seine Wunde ab. »Ich verstehe nicht,
Tupper. Wie konnte das passieren?«
    Der Drache
warf seinem Freund schmallippig einen Blick zu. »Tja, Tupper. Vielleicht
möchtest du Miss Wilder erklären, wie
das passieren konnte.« Er sah gereizt zum Fenster, dann zu Gwendolyn. Noch lag
sein Gesicht im Schatten, aber das schwenkende Licht der näher rückenden
Fackeln wurde immer heller. »Und zwar schnell.«
    »Alles
meine Schuld – sie sind Kitty gefolgt, als sie sich mit mir traf und –«,
keuchte Tupper. Er richtete sich auf.
    »Kitty?«
wiederholte Gwendolyn. Er jaulte vor Schmerz, als sie den Notverband fallen
ließ und ihn am Ellbogen packte. »Meine Kitty?«
    Tupper
schüttelte den Kopf. »Meine Kitty. Jedenfalls hoffe ich, dass sie die
Meine wird. Gefragt hab ich sie schon.«
    »Es ist mir
schnurzegal, wessen blödes Kitz sie ist.« Der Drache stieß einen Finger gegen
die Fensterscheibe. »Alles, was ich wissen will, ist: Warum fordert der wütende
Mob da draußen meinen Kopf?«
    Tupper warf
ihm einen verlegenen Blick zu. »Die wollen nicht deinen Kopf. Sie wollen
meinen. Sie glauben, ich bin der Drache.«
    Der Drache
sagte bedrohlich leise: »Mr. Tuppingham, hätten Sie wohl die Güte, mich darüber
aufzuklären, wie die Leute zu diesem eigentümlichen Schluss gekommen sind?«
    Tupper
machte ein himmlisch unschuldiges Gesicht. »Das ist mir ganz und gar
schleierhaft. Aber sie haben mich stundenlang verfolgt, gehetzt wie einen
Fuchs. Sie hätten mich auch fast gekriegt, wenn ich nicht zufällig einen Abhang
heruntergefallen und auf einer Felsbank gelandet wäre, die außer ihrer
Reichweite lag. Ich denke, da haben sie sich dann entschlossen, auf die Burg zu
marschieren.«
    Der Drache
trat neben das Fenster. Er war immer noch darauf bedacht, sein Gesicht zu
verbergen. Die Dörfler waren jetzt klar zu erkennen. Gwendolyn erschauderte,
als die Luft von einem highlandischen Schlachtgebrüll hallte, das seit über
fünfzehn Jahren nicht mehr ertönt war.
    Der Drache
sagte mit dunkler, bitterer Stimme. »Wenn diese Bastarde ihren Clansführer
damals so eifrig verteidigt hätten, würde er heute noch leben.«
    Tupper
zuckte die Schultern. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Schnell. Wenn wir es
zur Bucht schaffen, bevor sie die Burg stürmen, können wir vielleicht unsere
Köpfe retten.« Der Drache drehte sich um und schlug seinem Freund auf die
Schulter. »Gut gedacht, Mann. Auf geht's!«
    Er griff
nach Gwendolyns Hand, aber erst nach ein paar Schritten bemerkte er, dass sie
sich nicht von der Stelle rührte. Er
zerrte an ihrer Hand. »Gwendolyn, komm. Du hast doch gehört, was Tupper sagt.
Wir müssen uns beeilen.«
    »Ich werde nicht gehen«, sagte sie sanft.
    »Was soll
das heißen? Nicht gehen. Natürlich gehst du!« Seine Hände umfassten ihre
Schultern. »Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, ich überlasse dich einem
blutrünstigen Rudel Wölfe! Sie hätten dich schon einmal fast umgebracht. Ich
gebe ihnen keine zweite Gelegenheit.«
    Gwendolyn
stemmte sich gegen seinen Brustkorb. Sie überlegte fieberhaft. »Sie sind nicht
wegen mir gekommen, sondern wegen des Drachen. Sie glauben, ich sei tot. Vielleicht
gewinnt ihr Zeit, wenn sie mich lebend finden. Der Schock wird sie aufhalten.
Ich halte sie hin, während ihr zum Schiff rudert.«
    »Gottverdammt.
Ich werde dich nicht verlassen«, sagte er finster.
    »Du hast
keine Wahl. Wenn sie uns hier zusammen finden, ist mein Leben keinen
Pfifferling mehr wert.« Sie schubste ihn gewaltsam weg. »Jetzt lauf doch!
Verdammt! Du bringst uns noch alle um!«
    Der Drache
warf einen Blick aus dem Fenster, dann einen über die Schulter. Tupper stand
mit gesenktem Kopf auf der dritten Stufe nach unten. Er vermied jede weitere
Geste, jedes Wort. Der Fackelschein wurde immer heller. Wenn er noch länger
verharrte, war die ganze Maskerade umsonst gewesen.
    Noch bevor
er seine Hände um ihr Gesicht legte und mit dem Daumen ihre Wangenknochen
nachzeichnete, als besäßen seine Fingerspitzen ein Gedächtnis, wusste
Gwendolyn, dass er sie verlassen würde.
    »Ich komme
zu dir zurück. Das schwöre ich bei meinem Leben«, sagte er entschlossen.
    Sie
berührte sein Gesicht und lächelte durch einen Tränenschleier
hindurch. »Du hast einmal gesagt, du hättest dir um meinetwillen gewünscht, du
wärst ein Mensch, der Wort hält. Jetzt bin ich diejenige, die sich das
wünscht.«
    Bevor er
einen weiteren Schwur tun konnte, den er

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