Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
vielleicht brechen musste, zog
Gwendolyn seinen Kopf an den seidigen Haaren zu sich herunter. Es war ein Kuss
wie kein anderer zuvor, eine heiße, salzig-süße Kombination, geschmiedet aus
Versprechen und Bedauern, zerbrochenen Träumen und unerfülltem Verlangen.
    Sie hörten
die Überreste der Burgtore krachen, die aus den Angeln gerissen wurden,
daraufhin Tuppers Warnschrei.
    »Geh! Bevor
es zu spät ist!«, befahl Gwendolyn. Sie schubste den Drachen zu den Treppen.
    Er warf ihr
noch einen allerletzten Blick zu, bevor er, Tupper auf den Fersen, in der
Dunkelheit verschwand.
    Sobald ihre
Schritte verhallt waren, ordnete Gwendolyn ihr Haar mit einer sonderbaren
Gemütsruhe. Sie wusste, dass die Burg und ihre Träume in Flammen aufgehen konnten,
aber es bedeutete ihr nichts, solange sie einen Drachen beschützen musste.
    Als
Gwendolyn auf der
obersten der drei Empfangstreppen erschien, die von der Burg Weyrcraig auf den
Hof führten, fielen die Dörfler überwältigt zurück.
    Gwendolyn
glaubte, sie seien einfach nur erstaunt, sie lebend und ungefressen
anzutreffen. Sie ahnte nicht, welchen Anblick sie bot; ihre Wangen immer noch
glühend von den Küssen des Drachen, ihre üppigen Rundungen nicht mehr in
kratzige Wolle, sondern in himmelblauen Taft gehüllt, der vollendet zum Blau
ihrer Augen passte. Ihr gelöstes Haar wogte über ihren Rücken. Seine goldenen
Wellen spiegelten die Feuer- und Eisfunken der flackernden Fackeln und des
kalten Mondlichts wider.
    Sie stand
aufrecht mit hoch erhobenem Haupt.
    »Gwennie!«,
brach Kitty das Schweigen. Sie versuchte, sich aus Nialls rücksichtslosem Griff
zu winden. »Der Drache hat mir gesagt, dass du lebst! Sie haben versucht, mir
einzureden, dass ich spinne. Aber ich wusste, dass er mich nie anlügen würde.«
    Gwendolyn
blinzelte verwirrt, bis sie bemerkte, dass Kitty von ihrem Drachen
sprach. Tuppers verlegenes Geständnis begann Sinn zu machen.
    Nessa und
Glynnis glotzten, als hätten sie sie nie zuvor gesehen. Gwendolyn suchte in der
Rotte nach Izzy, um wenigstens eine Verbündete zu haben, entdeckte aber keine
Spur von ihr. Die treue Magd musste bei Gwendolyns Vater geblieben sein.
    Ailbert
trat mit seinen stämmigen Söhnen aus der Menge hervor. »Geh zur Seite, Mädel.
Wir wollen keinen Streit mit dir.«
    »Dann wirst
du überrascht sein, dass ich Streit mit euch will. Immerhin habt ihr mich vor
knapp zwei Wochen zum Sterben hier ausgesetzt.«
    »Scheint
dir ja ganz gut bekommen zu sein«, knurrte Ross.
    Als sein
Blick im weiten Ausschnitt ihres Mieders hängen blieb, erkannte Gwendolyn, dass
die Verachtung in seinen Augen immer nur eines gewesen war – Begierde.
Jedesmal, wenn er ihr ein Bein stellte, sie zwickte oder beschimpfte, wollte er
sie dafür bestrafen, dass er sie begehrte.
    »Anscheinend
ging es mir besser als dir, Ross«, sagte sie sanft. »Ich habe es nie nötig
gehabt, andere zu demütigen, um mir selber größer vorzukommen.«
    Ein paar
»Ohs« und »Hms« wurden laut. Ross machte einen drohenden Schritt auf sie zu.
Sein jüngerer Bruder hielt ihn zurück.
    Lachlan
schüttelte sein dunkles Haar aus dem Gesicht. Mit einem muskulösen Arm hielt er
Ross fest. »Willst du etwa dieses
Drachenvieh in Schutz nehmen? Während der sich an alle Mädels im Dorf ranmacht,
an dich, an Kitty und Gott weiß an wie viel andere noch!«, schrie er.
    »Er wollte
mich zur Frau nehmen«, jammerte Kitty. Nessa prustete. »'n Schilling für jedes
Mal, dass ich das gehört hab' ...«
    »Den wirst
du doch für jedes Mal bekommen haben, oder?«, gab Glynnis zuckersüß zurück. Sie
rief ein unfrohes Lachen in den Reihen der Dörfler hervor.
    Ailbert
schaute mehr flehend als fordernd: »Warst immer 'n gutes Mädchen, Gwendolyn
Wilder. 'n vernünftiges Mädel.« Als
sie diese vertrauten Worte hörte, biss Gwendolyn die Zähne aufeinander. »Sieh
halt ein, dass dieser Lump uns alle zum Narren gehalten hat, dich
eingeschlossen. Er hat gelogen, gestohlen und uns um unsre rechtmäßige Habe gebracht.«
    »Er hatte
seine Gründe«, sagte sie. Wenn sie nur gewusst hätte, welche.
    »Kann sein.
Aber die hab'n wir auch. Drum sind wir heut' Nacht da. Wir wollen dem Drachen
seinen Kopf, und den krieg'n wir auch. Jetzt geh zur Seite, Frau, bevor ich was
machen muss, was uns später beid'n Leid tut.«
    Gwendolyn
konnte nicht abschätzen, ob sie für Tupper und den Drachen genug Zeit
geschunden hatte, damit sie zu den Booten gelangten. Ihre eigene Zeit lief
jedenfalls aus. Ailbert stieß

Weitere Kostenlose Bücher