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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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eine Berührung.« Sie drückte seine Hand an
ihre Brust, damit er ihr Herzrasen fühlte. »Meine Liebe.«
    Der Drache
hätte in diesem Augenblick nicht fliehen können, selbst wenn Gwendolyn eine
Fackel vor sein Gesicht gehalten hätte. Mit ihren Worten hatte sie etwas aufs
Spiel gesetzt, das weitaus kostbarer war als ihre Tugend und das sie ihr Leben
lang wie einen Schatz gehütet hatte – ihren Stolz.
    »Seien Sie
nicht so eine verdammte Närrin! Wie können Sie einen Mann lieben, dessen Namen
Sie nicht kennen? Und dessen Gesicht Sie nie gesehen haben?«
    »Ich weiß
es nicht«, gestand sie und führte seine Hand an ihre Lippen. »Aber ich weiß,
dass Sie morgen mein Herz mitnehmen werden, wo immer Sie auch hingehen werden.«
    Als
Gwendolyns Lippen an seinen Knöcheln entlangstrichen, stöhnte der Drache. Er
konnte fühlen, wie die rauen Schuppen, die sein Herz so lange gepanzert hatten,
aufrissen und abfielen. Er konnte nicht anders, als den Duft ihres Haars
einzuatmen, seine Finger in ihrer leuchtenden Fülle zu verschlingen und seinen
Mund zu senken.
    Er war
einmal verrückt genug gewesen, erproben zu wollen, wer die größere Macht
besäße – der Drache oder das Mädchen. Aber als Gwendolyns Lippen sich unter
seinen öffneten und ihn anflehten, sie zu lieben, gaben seine Beine nach und
brachten ihn auf die Knie.
    Nicht
einmal der rumpelnde Donner in der Ferne erschreckte ihn. Wenigstens dachte
er, es sei Donner – seine Ohren rauschten so laut, es hätte ein Donner sein
können, Kanonenfeuer oder einfach sein Herzklopfen, als er sich Gwendolyn
ergab.
    »Tötet den
Drachen! Tötet den Drachen!« Das entfernte Geschrei sandte ein Schaudern durch
Gwendolyns Körper.
    »Was zum
Teufel ...?«, er hob seinen Kopf und lauschte. Der Sprechchor wurde lauter.
    Tötet
den Drachen!
    Tötet
den Drachen!
    Erst
holen wir seinen Schopf
    dann
holen wir seinen Kopf
    Und dann
plagt er uns nicht länger!
    Der
Drache fluchte
atemlos, sprang auf die Füße, legte seine Hände um Gwendolyns Gesicht und
presste einen wilden Kuss auf ihre Lippen. »Mein Liebes, verzeih mir, dass ich unser
kleines Zwischenspiel unterbrechen muss, aber ich glaube, wir haben ungebetenen
Besuch bekommen.«
    Bevor sie
sich fangen konnte, ergriff er ihre Hand und zerrte sie mit sich die Treppe
hinauf.

17
    Der
Drache hatte sie
»mein Liebes« genannt.
    Gwendolyn
stolperte ihm hinterdrein. Sie war zerrissen zwischen Schrecken und Freude.
Obwohl ihr verdammter gesunder Menschenverstand ihr einredete, dass seine Worte
nur spöttische Einschmeichelei sein könnten, jubelte ihr Herz.
    Deshalb war
es auch so traurig, dass sie sterben mussten.
    Als sie aus
dem Verließ in die Waffenkammer hochgestiegen waren, hatte sich der
Sprechgesang in ein Durcheinander aus Schreien und Geheul aufgelöst. Der Drache
presste seinen Rücken gegen die Wand und zog sie fest an sich.
    »Sie sind
noch nicht bei der Burg«, murmelte er. »Wenn wir es bis zu den Zinnen schaffen,
bevor sie den Burghof stürmen, kann ich dem Schiff Zeichen geben, uns zu holen.«
    Es bedurfte
keiner Erklärungen. Als er ihre Schläfe mit den Lippen streifte und ihre Hand
ermutigend drückte, wusste Gwendolyn, dass sie ihm selbst in die Hölle gefolgt
wäre. Hand in Hand rannten sie durch die Waffenkammer, an der Kapelle vorbei,
durch das Haupttor. Obwohl das Mondlicht durch die geborstene Tür strömte,
hatte sie keine Zeit, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, keine Zeit,
irgendetwas zu tun als zu laufen und Luft in ihre Lungen zu saugen. Als sie die
Treppe hinaufrannten, überholte sie ein grauer
Streifen. Gwendolyn bemerkte nicht sofort, dass es Toby war, der ein hitzigeres
Tempo vorlegte als seinen üblichen pomadigen Gang.
    Sie liefen
die Galerie entlang bis zu einer steinernen Wendeltreppe,
die aussah wie die zu Gwendolyns Turm. Er war jetzt die Beute und nicht der
Jäger. Er lief Gwendolyn voran und führte
sie sicher um jede Biegung, jeden geborstenen Steinblock und jeden Riss im
Boden herum. Aber dann wären sie fast kopfüber in Tupper hineingelaufen.
    Sein Haar
war zerwühlt und sein schwarzes Seidenhemd völlig zerrissen. Er trug nur noch
einen Stiefel, und Blut floss aus einer
Schürfwunde an der Schläfe. »Ich konnte den Dörflern entkommen; hab dem Schiff
von den Zinnen aus Zeichen gegeben!« Seine Stimme überschlug sich atemlos. »Die
Männer müssten genau jetzt die Boote schicken.«
    Gwendolyn
sah, dass er am Rande der Erschöpfung und Hysterie war. Sie riss einen

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