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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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dich einfach nicht verlassen«, sagte er
leise und eindringlich, »ich musste einfach zurückkommen.«
    Die Stimme
des Drachen aus Bernards betrügerischem Mund zu vernehmen war mehr, als
Gwendolyn ertragen konnte. »Zumindest musste ich diesmal keine fünfzehn Jahre
warten«, knirschte sie.
    Als sie
versuchte, sich ihm zu entwinden, legte Bernard für einen Moment seine
Zurückhaltung ab und riss sie heftig an sich. Er sprach mit zusammengepressten
Lippen und behielt dabei ein Auge auf die Dorfleute. »Es tut mir aufrichtig
Leid, Sie damit verärgert zu haben, Miss Wilder, dass ich am Leben bin. Aber
wir haben im Moment wichtigere Dinge zu erledigen. Unsere Haut zu retten,
beispielsweise.«
    »Und wenn
ich nicht mehr der Ansicht bin, dass die Ihre es wert ist, gerettet zu werden?
Was tun Sie dann?« Sie schaute in Richtung seiner Pistole. »Mich erschießen?«
    Sie
wünschte sich fast, er hätte es getan. Seit sie von jener Eiche auf seine Brust
herabgepurzelt war, war sie sich nicht mehr so erniedrigt vorgekommen. Hätte
sie ihn damals nur platt gemacht und sich diese Höllenqual erspart, sich nicht
nur einmal in ihn zu verlieben, sondern zweimal.
    Bevor er
noch antworten konnte, kam Tupper aus der Burg gestolpert und rieb sich das
Kinn. »Zum Teufel, Mann, du hättest nicht so über mich herfallen müssen. Wenn
du einfach nur freundlich gefragt hättest. Ich hätte dich schon nicht daran
gehindert, aus dem Beiboot zu springen.«
    Gwendolyn
schaute nach unten. Bernards Strümpfe und die untere Hälfte seiner Kniebundhose
trieften vor Wasser und klebten an den ohnehin schon sündhaft sichtbaren Muskeln.
    »Drache!«
Alle im Burghof verrenkten sich die Köpfe, als die geschmeidige, dunkelhaarige
Schönheit die Treppe hinaufflog und sich Tupper an den Hals warf.
    »Kitty!«
Tupper errötete zwar, doch er erwiderte die Umarmung mit anrührender
Leidenschaft.
    »Ist das
nun Ihre Kitty oder seine?«, flüsterte Bernard in Gwendolyns Ohr.
    »Da bin ich
mir nicht mehr so sicher«, antwortete Gwendolyn betreten, derweil Tupper das
Haar ihrer Schwester zerzauste.
    »Warum soll der jetzt auf einmal der Drache sein? Ich dachte, er wäre der
Drache.« Granny Hay zeigte mit dem Finger auf Bernard.
    »Sei doch
keine solche Närrin«, krächzte der alte Tavis und schlurfte zur Treppe. »Jeder
kann sehen, dass er der MacCullough ist, der aus seinem Grab gestiegen
ist, um Vergeltung zu üben.«
    Worauf sich
einige der Dörfler bekreuzigten und andere sich auf die Burgtore zu bewegten.
Gwendolyn hatte bis zu diesem Augenblick nicht verstanden, warum die Dorfbewohner
so entsetzt auf das Erscheinen des Drachen reagiert hatten. Doch als ihr
bewusst wurde, dass Bernard zum Abbild seines Vaters herangewachsen war,
erschauderte auch sie.
    »Du bist
hier der Narr, alter Mann!« Ailbert schob Tavis in die Menge zurück. »Du warst
doch dabei, wie wir an dem Morgen nach Cumberlands Angriff die Hügel
hinaufgestiegen sind. Da war kaum noch Leben in MacCullough.«
    Gwendolyn
erhaschte einen Blick auf Bernards Gesicht. Seine regungslose Miene ließ sie
frösteln.
    »MacCullough
kann nicht mehr am Leben sein!« Ailbert redete so leidenschaftlich auf die
Dörfler ein, als wolle er nicht nur sie, sondern auch sich selbst überzeugen.
»Wir wa ren doch dabei, als er seinen letzten Atemzug tat! Wir haben seine
letzten Worte gehört!«
    »Euer
Verderben kommt auf Drachenschwingen.« Bernards sonore Stimme schlug die
Dörfler, wo sie auch standen, in ihren Bann.
    Sein
Feueratem wird ins Grab euch bringen
    und die Rachsucht weiterlebt,
    bis ihr
unbeflecktes Blut ihm gebt.
    Er endete
mit gleichgültigem Schulterzucken. »Dafür, dass mein Vater sich immer mehr als
Wissenschaftler denn als Dichter
verstanden hat, war es gar kein schlechter Versuch.« Er ließ seinen Blick über
die Menge schweifen. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass er gerade dabei war,
sein Leben auszuhauchen, als er die Verse schuf.«
    »Nicht der
Vater, sondern der Sohn«, stöhnte Granny Hay und umklammerte das abgegriffene
Kreuz, das sie unter ihrem Umhang versteckt hatte.
    »Aber wir
haben auch deine Leiche gefunden, Junge«, flüsterte Ailbert. »Ganz verbrannt in
der Ecke der großen Halle. Ich hab sie selber ins Leichentuch gewickelt und auf
den Rücken deines Ponys ... Wie ...?«
    »Ja genau,
wie konnte das passieren?«, wollte auch Gwendolyn empört wissen.
    Bernard
warf ihr einen bedeutungsschweren Blick zu und tat ein paar Schritte nach vorn.
    »Ich nehme
an, dass es die

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