Verzaubertes Verlangen
alle drei Männer hypnotisiert und ihnen falsche Erinnerungen eingegeben. Meine Güte, Rosalind, Sie haben es seit Ihren Tagen als Wahrsagerin wirklich weit gebracht.«
Rosalinds Lächeln erlosch. »Ich bin keine Jahrmarktswahrsagerin. Das war ich nie. Ich besitze eine übersinnliche Gabe für Hypnose.«
»Eine sehr rudimentäre Gabe, laut Stilwells Tagebuch.«
»Das stimmt nicht .« Die Pistole in Rosalinds Hand zitterte von ihrer jäh auflodernden Wut. »Er wollte mich heiraten, bevor Sie aufgetaucht sind.«
»Ach wirklich?«
»Ja . Ich war seine wahre Gefährtin. Er hat nie daran gezweifelt, bis Sie als Mrs. Jones auf der Bildfläche erschienen sind. Er wollte Sie nur, weil er überzeugt davon war, Gabriel Jones hätte Sie als seine Frau auserwählt. Er glaubte nämlich, dass Jones nur eine Frau heiraten würde, die über ausgeprägte übersinnliche Fähigkeiten verfügte.«
»Ich dachte, Sie würden den Witwenstand vorziehen. Sie haben mir einmal ausführlichst alle Vorteile geschildert, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.«
»Mit John Stilwell wäre es etwas anderes gewesen.«
»Weil er Ihnen in der Maske von Lord Ackland zwei Dinge geben konnte, die Sie ohne Heirat nicht erlangen konnten: Eine gesicherte gesellschaftliche Stellung und Zugriff auf ein Vermögen.«
»Ich habe einen Platz in der gehobenen Gesellschaft verdient«, wütete Rosalind. »Mein Vater war Lord Bencher. Ich hätte eine höhere Tochter sein sollen. Ich hätte mit seinen Töchtern aufwachsen und die besten Schulen besuchen sollen. Ich hätte in die obersten Schichten einheiraten sollen.«
»Aber Sie wurden unehelich geboren, und das ändert alles, nicht wahr? Glauben Sie mir, ich verstehe Ihre Lage. Was wollen Sie jetzt tun, wo sich Ihr Plan, Lady Ackland zu werden, in Schall und Rauch aufgelöst hat?«
»Sie waren es, die meine Pläne zunichte gemacht hat, Sie und Gabriel Jones. Aber ich habe einmal die gesellschaftliche Leiter erklommen, und ich werde es auch ein zweites Mal schaffen. Diesmal werde ich mein Glück allerdings in Amerika versuchen, wo es einfacher sein sollte, mich als Witwe eines reichen britischen Lords auszugeben. Wie ich höre, sind Titel in Amerika sehr beliebt.«
»Seien Sie doch vernünftig. Wenn Sie jetzt fortgehen, können Sie entkommen, ohne dass jemand etwas davon erfahren muss. Aber wenn Sie mich umbringen, dann versichere ich Ihnen, dass Gabriel Sie aufspüren wird, egal, wohin Sie fliehen oder wie oft Sie Ihren Namen ändern. Gabriel hat nämlich eine ganz spezielle Begabung zum Jagen. Er ist besser darin, als John Stilwell es je war. Es wird Ihnen sicher aufgefallen sein, wer von beiden überlebt hat.«
»Ja, ich weiß.« Rosalinds Gesicht verzerrte sich, und der fiebrige Ausdruck in ihren Augen wurde noch intensiver. »John hat vermutet, dass er und Gabriel Jones über ähnliche paranormale Fähigkeiten verfügten. Ich versichere Ihnen, dass ich nicht den Wunsch hege, mein Leben lang über die Schulter schauen zu müssen. Daher habe ich dafür gesorgt, dass Ihr Tod und der Ihres Ladenmädchens wie ein weiterer tragischer Unfall in einem Fotoatelier aussehen wird. Wie ich höre, passieren derartige Unfälle sehr häufig.«
Maud stieß einen verzweifelten Laut aus.
Rosalind ignorierte sie. Sie fuchtelte mit der Pistole herum. »Gehen Sie in die Dunkelkammer, Mrs. Jones.«
»Warum?«
»Sie werden dort eine Flasche mit Äther finden.« Rosalind lächelte. »Jedermann weiß, wie gefährlich Äther ist. Man hört ja immer wieder, dass es in Dunkelkammern wegen dieser Chemikalie zu Feuern oder Explosionen kommt.«
»Ich verwende keinen Äther. Er wurde in den Tagen des alten Kollodium-Nassverfahrens gebraucht, aber nicht mehr bei den neuen Gelatinetrockenplatten.«
»Niemand wird je herausfinden, welche Chemikalie letztendlich für das Feuer verantwortlich war«, entgegnete Rosalind aufgebracht.
»Äther ist hoch entzündlich und explosiv. Sie werden wahrscheinlich nicht nur mich und Maud, sondern auch sich selbst umbringen, wenn Sie ihn anzünden«, warnte Venetia.
Rosalinds Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln. »Es ist mir klar, dass es äußerst gefährlich ist, in einer Dunkelkammer ein Feuer zu entfachen. Deshalb werden Sie es für mich tun, Mrs. Jones.«
»Sie können doch nicht wirklich glauben, dass ich Ihnen auch noch dabei helfen werde, mich und Maud umzubringen. Nein, Mrs. Fleming. Das werden Sie schon selbst machen müssen.«
»Im Gegenteil. Ich kann Sie dazu
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