Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick

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Gedächtnisstütze.«
    »Ich glaube, es ist das andere Geheimnis, wegen dem sich alle am meisten Sorgen machen«, erklärte Edward. »Das mit Papa.«

    Er drehte sich um und verschwand durch die Tür.
    Gabriel stand eine Weile mit einer Hand voll Krawatten da und lauschte Edwards Schritten auf der Treppe.
    Dies ist in der Tat ein Haus voller Geheimnisse , ging es ihm durch den Sinn. Aber andererseits, welches Haus hatte keine Geheimnisse?

11
    Zwei weitere Fische waren tot.
    Sie trieben knapp unter der Oberfläche, und ihre bleichen Bäuche schimmerten matt silbern im Schein der Gaslampe.
    Das neue Aquarium war riesig im Vergleich zu den vorherigen. Es hatte die Größe und Tiefe von drei Badewannen nebeneinander und war aus Holz und Glas gebaut, mit einem stabilen Metallrahmen. Die Vorderseite des Aquariums war eine Glasscheibe. Ein Unterwasserdschungel aus Wasserpflanzen bot Nahrung und natürliche Deckung ebenso für Jäger wie für ihre Beute.
    Der Mörder griff sich ein Netz und angelte die toten Fische heraus. Eine Untersuchung der Kadaver musste erst noch sicherstellen, dass sie nicht an einer Krankheit oder einer anderen natürlichen Ursache eingegangen waren, doch auf den ersten Blick sah es aus, als produzierte die neue Pflanzensorte nicht genügend Sauerstoff. Über die vergangenen zwei Tage war die Hälfte der Fische im Aquarium gestorben.
    Die Darwin’sche Welt im Miniaturformat nachzubilden,
erwies sich als bedeutend komplizierter als angenommen. Die Naturgesetze erschienen so unendlich klar und simpel, wenn man sie rein theoretisch betrachtete, aber in der Praxis gab es so viele veränderliche Größen. Temperatur, Witterung, Krankheit, die Nahrungsversorgung, ja selbst der Zufall spielten eine Rolle, wenn man es mit der wirklichen Welt zu tun hatte.
    Doch ungeachtet aller Variablen blieben die Gesetze selbst unveränderlich. Und allen voran das wichtigste Gesetz von allen: Nur die Stärksten überlebten.
    Der Mörder zog besondere Befriedigung aus der logischen Folgerung: Nur die Stärksten verdienten , zu überleben und zu gedeihen.
    Die Natur hatte selbstverständlich dafür Sorge getragen, dass die Beute einen gewissen Schutz genoss. Das war schließlich nötig, um das Gleichgewicht zu wahren. Was sollte aus all den Räubern werden, wenn es keine Beute mehr gab?
    Doch es bestand nicht der geringste Zweifel daran, welche Gruppe von den unerbittlichen, unversöhnlichen Kräften der natürlichen Auslese geschaffen und weiterentwickelt wurde, um zu herrschen.
    Das Wissen, dass die Natur Jäger und Beute erschaffen hatte, war zutiefst befriedigend. Selbstverständlich hatten die Starken das Recht, ja die Verpflichtung , die Bestimmung , über die Schwachen zu herrschen. Mitleid oder Gnade zu zeigen, bedeutete nur, die natürliche Ordnung zu verleugnen.
    Die Stärksten hatten darüberhinaus die Pflicht, die überlegenen Eigenschaften, mit denen sie gesegnet waren, weiterzugeben. Einen passenden Paarungspartner zu finden,
ein gesundes Weibchen, das ebenfalls überragende Charakteristiken besaß, war zwingend notwendig.
    Seine erste Wahl eines Weibchens hatte sich als Enttäuschung erwiesen, überlegte der Mörder. Doch jetzt war er sicher, dass es eine andere, passendere Wahl gab: Eine Frau, die aller Wahrscheinlichkeit nach die einzigartigen Gaben besaß, die er sich an der Mutter seiner Nachkommen wünschte.
    Die altbewährten Traditionen der Arcane Society waren innerhalb des Geheimbunds bestens bekannt. Er wusste, dass Gabriel Jones niemals ein bedeutungsloses Weib wie die Fotografin – eine Frau ohne Geld oder gesellschaftliche Stellung – ausgewählt hätte, wenn sie nicht starke übersinnliche Kräfte besäße.
    Der Mörder legte einen der toten Fische auf den Untersuchungstisch und griff nach einem Messer.
    Gefühllose Kaltblüteraugen beobachteten ihn aus den von Farnen überwucherten, gläsernen Ward’schen Kästen heraus, die eine Wand des Raums säumten.
    Die Insekten-, Reptilien- und Unterwasserwelten waren die ultimativen Beispiele für die erhabenen Kräfte der natürlichen Auslese in ihrer reinsten Form, ging es dem Mörder durch den Kopf. Es gab kein Mitgefühl, keine Emotion, keine Familienbande, keine Leidenschaft oder politischen Überzeugungen in diesen Reichen. Das Leben war auf seine grundlegendsten Elemente reduziert. Töten oder getötet werden.
    Er begann mit dem Sezieren des Fisches. Fehlgeschlagene Experimente waren immer ärgerlich, aber sie waren nicht gänzlich ohne