Verzeih mir, mein Herz!
ihre Schultern herab und ihr erwachsener erster Eindruck schwand dahin.
Zugegeben, der Auftritt des Mädchens war von vornherein nicht besonders nach Jordans Geschmack gewesen, denn es war offensichtlich, wie sehr sie seinen Vater verehrte. Ihr glückliches Gesicht, ihr freudiges Kreischen und dass sie ihn immer noch nicht zur Kenntnis genommen hatte, war alles andere als nach seiner Fasson. Zumindest verstand Jordan nun, warum keines seiner Argumente bei seinem Vater gefruchtet hatte, das Mädchen war genauso, wie der Duke of Marlborough sich wohl seinen Sohn gewünscht hätte. Ihm treu ergeben und seinen Wünschen gehorsam folgend. Was sollte Jordan mit einer Marionette seines Vaters anfangen? Verärgert straffte er seine Schultern und setzte eine gleichgültige Miene auf.
„Das tut mir so leid, Papa! Oh, Onkel Sebastian, ich wollte doch einen guten Eindruck machen!” Sie seufzte herzzerreißend und senkte das kleine Kinn auf die Brust. „Aber das ist ohnehin nebensächlich, nicht wahr? Es ist ja niemand hier, den ich beeindrucken müsste. Ich nehme an, Lord Aylesbury hat es rundheraus abgelehnt, sich mit mir zu verloben?”
Bestürzt über die gar nicht so weit hergeholte Annahme des Mädchens presste Jordan die Lippen aufeinander.
2. Kapitel
London, Grosvenor Square, Spätsommer 1815
Mit Tränen der Enttäuschung in den Augen stand Elizabeth Barkley vor dem großen Alabasterspiegel in ihrem Ankleidekabinett und besah sich ihr Spiegelbild. Sie sah lächerlich aus, geradezu abscheulich!
Ihre Zofe Mandy starrte ebenso fassungslos wie die Herrin auf das Kostüm, das erst vor wenigen Stunden geliefert worden war und das ihrer hochgewachsenen, wohlgeformten Herrin nicht im Geringsten passte. Aufgrund der verspäteten Lieferung hatte Miss Barkley noch knappe zwei Stunden, um sich für den Ball im Charlton House zurechtzumachen und der persönlichen Einladung des Prinzen of Wales nachzukommen. Es war undenkbar, nicht zu erscheinen, doch in dieser schlechten Kopie eines Burgfräuleinkostüms war eine Teilnahme ebenfalls undenkbar. Das Unterkleid war viel zu kurz und ließ eine gute Handbreit zwischen Saum und Boden, wodurch man einen direkten Blick auf ihre schlanken Knöchel hatte, das Oberkleid war viel zu eng, so dass es über den Hüften spannte und unschöne Falten über ihren Bauch warf, der eigentlich völlig glatt war, nun indes aussah, als wäre er ausladend gewölbt. Zu allem Überfluss konnte man den Ausschnitt nicht einmal mehr Dekolleté nennen. Denn er war so tief angesetzt, dass ihre Brüste gar nicht mehr bedeckt wurden, sondern durch den Einschnitt im Oberkleid ihr Unterkleid mitsamt ihrer Oberweite herausdrängte! Elizabeth war verzweifelt, selbst eine ganze Armee von geübten Schneiderinnen könnte diese Katastrophe nicht innerhalb von zwei Stunden in ein ansprechendes Kostüm umwandeln!
„Bitte gib Lady Gabriella Bescheid, dass ich an dem Ball heute Abend nicht teilnehmen kann”, bat Elizabeth erstickt und schickte die getreue Zofe fort. Elendig ließ sie sich auf die Bank an ihrem Frisiertisch fallen und brach bei dem unverkennbaren Laut der platzenden Nähte in Schluchzen aus.
Lady Chadwick eilte bei den beunruhigenden Neuigkeiten auf das Zimmer der Nichte mit dem unbedingten Ansinnen, ihre Meinung zu ändern. Es war undenkbar, Prinnys Ball fernzubleiben, schließlich musste Gabriella Radcliff Carmichael ihre süße, kleine Susan verheiraten. Ein Fernbleiben konnte ihrer Beliebtheit Abbruch tun und ihre Aussichten minimieren. Selbstverständlich nahm dieses verwöhnte Biest Elizabeth darauf keine Rücksicht, warum auch, war sie doch seit Jahren mit dem Erben eines Dukes verlobt. Gabriella hatte auf Elizabeths Anwesenheit in der Stadt während Susans Debüt bestanden, in der Hoffnung, dass etwas von ihrem Glanz auf die Cousine abfärbte. Aber anstatt Susan zu patronisieren, weigerte sich das Mädchen, als die Verlobte des Marquess of Aylesbury aufzutreten. Sie hatte ihm nicht einmal ein Billett geschickt, um ihn auf ihre Anwesenheit in der Stadt aufmerksam zu machen. Welch glanzvolle Auftritte hätte die feenhafte Susan an der Seite einer so illustren Persönlichkeit gemacht?
„Was höre ich da, Betty? Du kannst unmöglich den Maskenball platzen lassen! Du wirst uns alle unmöglich machen, wenn du eine persönliche Einladung des Prinzregenten ausschlägst”, tadelte Gabriella und versuchte die Spitze ihrer Worte an Schärfe zu nehmen, indem sie ein sanftes Lächeln aufsetzte.
„Ich
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