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Verzeih mir, mein Herz!

Verzeih mir, mein Herz!

Titel: Verzeih mir, mein Herz! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Collins
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werde mich und euch unmöglich machen, wenn ich so hingehe”, stellte Elizabeth richtig und wendete ihr tränenüberströmtes Antlitz der Tante zu.
    Gabriella hatte den Kummer des Mädchens nicht bemerkt, da ihr Blick förmlich an der dargebotenen Gestalt der Nichte hing. „Was zum Himmel trägst du da?”, fragte sie fassungslos und deutete mit einer vagen Handbewegung auf die burgunderrote Kreation.
    „Madame LeClerc ist ein Fehler unterlaufen. Sie hat mein Kostüm völlig …” Elizabeth brach ab und stand betrübt auf, damit sich die Countess selbst ein Bild von dem horrenden Problem machen konnte.
    Gabriella hatte die Tür zu den Räumen ihrer Nichte nicht geschlossen und so war ihr schockierter Ausruf über den Flur geschallt. Binnen Wimpernschlägen stand Susan in der Tür und brach in schallendes Gelächter aus. „Das ist das Kostüm, das du dir ausgesucht hast? Wahrlich Betty, ich habe dir einen besseren Geschmack zugestanden!”, japste sie und hielt sich die stechende Seite. Susan trug bereits ihr Meeresgöttinnen-Kostüm aus wallendem grün-blauen Taft und einigen bauschigen Lagen gleichfarbigen Organzas. Auf ihrem blonden Haar steckte eine perlenbesetzte Krone und funkelnde Smaragde zierten ihr Dekolleté. Für ein junges Mädchen ein viel zu auffälliger Schmuck, dem die Countess nur zugestimmt hatte, weil sie zu einem Maskenball gingen und man sich dort immer etwas mehr erlauben konnte als auf anderen Festen. Unter dem Mantel der Verschwiegenheit, selbstredend!
    „Es ist abscheulich!”, schniefte Elizabeth niedergeschlagen und strich über den Rock.
    „Es ist noch viel schlimmer, Betty! Mein Gott, was machen wir denn nur?” Gabriella war einer Ohnmacht nahe und flatterte aufgeregt in dem schmalen Kabinett umher auf der Suche nach einer schnellen Lösung. „Madame LeClerc muss ein anderes Kostüm schicken!”
    „Ach, Mama, dafür ist doch gar keine Zeit mehr! Allein bis der Lakai in der St. James Street ankommt … Und ob sie überhaupt noch eins da hat, ist auch nicht gewiss!”
    „Nein, nein, ihr müsst ohne mich gehen.” Elizabeth ließ die Schultern hängen. Es wäre ihr erster Kostümball in London gewesen und sie hatte sich so darauf gefreut.
    „Unmöglich!”, stellte Gabriella schnell klar.
    Susan sah zu ihrer Mutter. „Ich möchte, dass Betty mitkommt!”
    Gabriella stöhnte verhalten. Es musste schnell eine Lösung gefunden werden. Aber ja! Ein Lächeln ließ ihr ehedem attraktives Gesicht erstrahlen und ihre Augen funkelten vor Erleichterung. Rückversichernd fragte sie: „Du hast doch zwei Kostüme anfertigen lassen, Liebes, würde es dir etwas ausmachen, wenn Betty das trägt, das du nicht möchtest? Ich bin mir sicher, wenn wir den Saum auslassen …”
    Susan war nur wenige Zentimeter kleiner als die ältere Cousine, was aber niemandem auffiel, da sie dies mit Absätzen ausglich. Susan machte ein missmutiges Gesicht, so wie es die Mutter erwartet hatte, da Susan alles andere als gern teilte, ließ sich aber schnell überreden. Elizabeths Protest, dass das Ersatzkleid der Cousine fast ebenso unanständig war wie ihr missratenes Kostüm, ging in den Beteuerungen der Tante unter.
    „Papperlapapp, Kind! Du bist zweiundzwanzig und verlobt, du wirst eines Tages die Duchess of Marlborough sein, niemand wird dich wegen eines etwas ausladenden Dekolletés schelten! Wohl aber wegen der Brüskierung des zukünftigen Königs!”
    Und damit war die Angelegenheit für die maliziöse Countess of Chadwick erledigt.
    London, Charlton House
    Elizabeth Barkley strich sich unbehaglich über die luftigen Lagen des rosa Tülls, die in verführerischen Wogen die Rundungen ihres Körpers umschmeichelten, und bemühte sich, so würdevoll wie möglich zu erscheinen. Sie war dankbar für die Maske, die ihr Gesicht fast vollständig verhüllte und deren leichter Schleier sogar nur eine Ahnung von ihrem Mund und ihrer Kinnpartie zuließ. Ganz im Gegenteil zu dem Kleid, das kaum Raum für Fantasie ließ, so offenherzig war es geschnitten. Aber es saß wie angegossen! Das Mieder umschloss ihren Busen mit einem aufreizend tiefen V-Ausschnitt, aber die altrosa Borte, die ihn umrahmte, hielt alles sittsam an Ort und Stelle. Selbstverständlich trug sie kein Korsett, wie hätte sie es auch darunter verstecken können? Allerdings benötigte sie wegen ihrer jugendlichen Fülle auch keines, um ihre Brust zu stützen. Ein umherschweifender Blick bewies, dass kaum ein anwesender Gentlemen die Abwesenheit des

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