Verzeihen ist immer moeglich
Einzelnen nicht nur mit der gelebten Perspektive und wie er selbst die Ereignisse seines Lebens wahrgenommen hat, sondern auch mit den Auswirkungen und Konsequenzen auf andere Menschen.
Dabei bleibt nichts verborgen, noch kann etwas beschönigt werden. Der größte Irrtum der Lebenden besteht in der Annahme, dass die wahren Beweggründe ihrer Gedanken und Handlungen verborgen bleiben. Doch nun machen wir die Erfahrung, dass nur Authentizität, Klarheit des Willens und Liebe zählen, wenn die Karten aufgedeckt werden.
In dieser Phase der Aufarbeitung der Illusionen des Erdenlebens wird sich so mancher Verstorbene zum ersten Mal bewusst, was er selbst zu Problemen und Konflikten beigetragen hat. Eine Projektion von Schuld auf andere, wie es im Leben oft erfolgt, ist nun nicht länger möglich. Wir erleben jeden Schmerz, den wir anderen zugefügt haben, aus dessen Perspektive. In der Einheit des Seins wird uns bewusst, dass wir den Schmerz, die Urteile oder das Verurteilen anderer uns selbst zugefügt haben.
Das löst bei vielen echtes Bedauern aus und führt zu dem aufrichtigen Wunsch nach Vergebung und Aussöhnung. Der freie Wille besteht nach dem Tod weiter und manche Verstorbene halten sich so lange in einer Zwischenwelt auf, bis sie den Mut aufbringen, sich mit den Bildern ihres Lebens auseinanderzusetzen. Das führt bei vielen Verstorbenen dazu, dass sie Hinterbliebene um Vergebung bitten.
Die Bitte um Vergebung
»Mein Leben lang hatte ich große Probleme mit meinem Vater, der durch seinen ständigen Alkoholkonsum schon während meiner Kindheit die ganze Familie tyrannisierte. Oft schrie er nächtelang, sodass wir nicht schlafen konnten. Mein jüngerer Bruder litt schon mit zehn Jahren an Panikattacken und nahm sich als Siebzehnjähriger das Leben. Dafür machte ich meinen Vater verantwortlich und hasste ihn. Vor zwei Jahren starb er infolge eines Herzinfarkts.
Etwa ein Jahr nach seinem Tod hatte ich einen Traum, den ich nie vergessen werde. Ich erblickte meinen Vater auf einer erleuchteten Wiese, und er wirkte erstaunlich jung. Doch er war irgendwie sehr traurig. Dann sprach er mit mir: ›Ich bin gekommen, um dich um Verzeihung zu bitten, für alles, was ich dir angetan habe. Es tut mir aufrichtig leid.‹ Dann sah ich meinen Bruder neben ihm stehen. Er lächelte und drückte unseren Vater. Er sah sehr glücklich aus und zeigte das sehr deutlich. Der Traum bewirkte, dass ich mich endlich von meinem Hass befreien und verzeihen konnte.«
Solange wir durch Hass, Wut oder Groll an einen Verstorbenen gebunden bleiben, werden wir keinen inneren Frieden finden. Die Bitte um Vergebung seitens eines Verstorbenen kann bewirken, dass wir die Opferrolle und den aufgestauten Schmerz der Vergangenheit loslassen können. Das Gefühl der Reue, das der Verstorbene zum Ausdruck bringt, und die Versicherung, dass es ihm aufrichtig leidtut, ist ein Akt der Befreiung für alle Beteiligten. Vergebung ist ein Akt der Liebe und Lebende und Verstorbene können nur gemeinsam verzeihen.
Wir sind so lange in unserem Lebensfluss blockiert, bis alle nicht gelösten und verdrängten Konflikte losgelassen werden können. Es ist der eigene Mangel an Liebe, wenn wir nicht verzeihen können. Als Hinterbliebene hinterlassen unterdrückte Wut und das Nichtaussprechen belastender Dinge tiefe Spuren, die uns keinen Frieden finden lassen. Der spirituelle Plan unseres Lebens, an den Umständen zu wachsen, ist darauf ausgerichtet, uns zu bedingungsloser Liebe zu führen. Das ist verbunden mit geistigen Werten wie Mitgefühl, Lebensbejahung, Toleranz, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Frieden und vor allem Versöhnlichkeit. Der Prozess der Selbsterkenntnis ist der Grund dafür, dass die Bitte um Vergebung sowie echte Reue ein wiederkehrendes Element in den Nachtodkontakten sind. Dafür ein typisches Beispiel:
»Mein Vater starb durch einen Verkehrsunfall. Das war für mich sehr schmerzlich, obwohl ich schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm hatte, da er schnell gewalttätig wurde. Wie oft hatte ich mir vorgenommen, ihn zu besuchen, um mit ihm Frieden zu schließen. Nun war es dafür zu spät.
Etwa ein halbes Jahr nach seinem Tod erschien er mir im Traum. Er stand an meinem Bett und umarmte mich herzlich. Er strahlte Sanftmut aus, die ich zuvor nie an ihm erlebt hatte. Und dann geschah es: Er bat mich telepathisch um Vergebung. Es tue ihm leid, mich so häufig geschlagen zu haben. Ich möge mich nicht weiter mit der Vergangenheit quälen. Durch
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