Verzeihen ist immer moeglich
diesen Traum konnte ich endlich mit meinem Vater ins Reine kommen.«
Im Leben gibt es viele Wege und viele Menschen, denen wir begegnen. Wir alle haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was richtig oder falsch, gut oder böse ist. Insofern können wir Menschen, denen wir auf unserem Weg durchs Leben begegnen, nur so annehmen, wie sie sind. Das Wichtigste ist die Liebe und die Güte, die wir für andere empfinden. Die Erfahrung vollkommener Güte lässt uns wachsen, vor allem durch Vergebung.
Rosalyn wurde als Kind von ihrem Onkel missbraucht. Durch dieses unverarbeitete Trauma wurde sie drogen- und alkoholabhängig. Schließlich erkannte sie, dass sie mit ihrem Onkel Frieden schließen wollte.
»Im vergangenen Frühling wachte ich eines Nachts plötzlich auf. Ich drehte mich um und sah Jesus und Onkel Mickey direkt neben meinem Bett stehen! Ich sah nur ihre Oberkörper und dahinter war helles Licht. Ein überwältigendes Gefühl der Liebe überkam mich, doch ich nahm auch den Ernst der Situation wahr. Jesus fragte: ›Willst du diesem Mann irgendetwas zur Last legen?‹ Ich antwortete: ›Nein.‹ Dann sah Jesus meinen Onkel an und sprach zu ihm: ›Auch ich lege ihm nichts zur Last.‹ Da wusste ich, dass Onkel Mickey seinen Frieden beim Herrn gefunden hatte – und dass er frei war. Wenige Tage später schrieb mir meine Mutter, dass Onkel Mickey gestorben sei.« 52
Kurz nach dem Mord an seinem Sohn Ron hatte Glen eine Erscheinung. Ron forderte ihn inständig auf, nicht in Wut und Hass zu verfallen.
»Da sagte Ron: ›Kein Hass, keine Wut, Dad.‹ Er schien mir damit zu versichern, dass er für niemanden Hass empfand und auf niemanden wütend war. Und er wollte auch nicht, dass ich Wut oder Hassgefühle gegen irgendjemanden hegte. Dann sagte er noch: ›Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Ich bin glücklich.‹ Das tat mir gut.« 53
Verstorbene können immer verzeihen durch den größeren Überblick, den sie durch ihre Lebensrückschau erhalten haben. In der jenseitigen Welt sind alle Bewertungen und Gegensätzlichkeiten aufgehoben, sie sind Illusionen des Erdenlebens, die in der anderen Welt nicht existieren. Es gibt dort keine Polarität von Gut und Böse, und es ist uns, unabhängig von der Schwere oder Grausamkeit einer Tat, bereits vergeben.
Die Lebensrückschau ist Heilung, niemals aber Strafe! Nur durch objektive Erkenntnis der Auswirkungen unseres Lebens auf das Ganze ist Weiterentwicklung möglich. Wer in Wut und Zorn stecken bleibt, zieht stets nur neuen Schmerz und Negativität in sein Leben.
Ein Mann erzählte mir, dass sein Sohn durch einen ärztlichen Kunstfehler gestorben sei. Er war voller Wut und Zorn auf das Operationsteam und betrachtete die Ärzte fast als Mörder. Darüber hinaus machte er sich schwerste Vorwürfe darüber, dass er die Operation zugelassen habe und nicht anwesend war, als sein Sohn starb. Eines Nachts erschien ihm Christian im Traum. Er sah überirdisch schön aus und lächelte:
»Ich möchte dir sagen, Papa, dass ich nicht gelitten habe und keinerlei Schmerz fühlte bei meinem Übergang. Die wirklich Leidtragenden sind die Ärzte, die sich mit den Konsequenzen ihres Fehlers und ihrer Verantwortung auseinandersetzen müssen. Vergib ihnen und quäle dich nicht länger und vergib dir selbst. Dann wird alles gut!«
Oft erkennen wir erst nach dem Tod eines Angehörigen eigene Unterlassungen oder auch Verletzungen. Dadurch kommen die eigenen Fehler wieder ins Bewusstsein. Das kann für Hinterbliebene sehr quälend sein, weil sie glauben, dass es keine Möglichkeit mehr gibt, um Verzeihung zu bitten. Viele fühlen sich dann schuldig. In Wirklichkeit gibt es keine Fehler, für die ich mich schlecht fühlen muss.
Fehler sind dazu da, sie zu erkennen, sie zu bedauern, um dann die Verantwortung dafür zu übernehmen und durch Verzeihen und Selbstvergebung alte Wunden loszulassen. Das ist ein beständiger Selbsterkennungsprozess, in dem uns die Verstorbenen behilflich sein wollen.
Wir können die wohltuende und tröstliche Erfahrung machen, dass aus der geistigen und liebevollen Perspektive der Verstorbenen Vergebung immer gewährt wird. Nur die bedingungslose Liebe heilt und vergibt, wenn wir sie denn annehmen können.
Der Mensch tut sich keinen Gefallen, wenn er nicht vergeben kann. Das Geschehene wird ihn so lange weiter belasten und den eigenen Lebensfluss blockieren, bis er sich aus den ständig kreisenden Gedanken darüber befreien kann. Was immer einem angetan wurde,
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