Verzeihen ist immer moeglich
war zu jenem Zeitpunkt eine absolute Katastrophe. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem nichts mehr ging, und ich nur noch weg sein wollte. Ich war damals neunundzwanzig und schwer depressiv. Mein Freund konnte mich nicht mehr ertragen, und auch andere Freunde hielten meinen ewigen Pessimismus nicht mehr aus. Ich fühlte mich isoliert und allein, und als ich dann auch noch durch die Betriebswirtschaftsprüfung durchfiel, sah ich nur noch schwarz.
Ich nahm sämtliche Psychopharmaka, die ich gesammelt hatte, und wollte sie in einem Mörser zerreiben. In diesem Augenblick spürte ich die Gegenwart meiner Mutter, die vor drei Jahren an Krebs gestorben war. Ich fühlte mich von meiner Mutter umarmt, genauso wie ich es früher immer erlebt habe. Sie sagte zu mir in Gedanken: ›Tu das bitte nicht! Du bist auf dem falschen Weg! Ich bin hier, um dir zu helfen. Dein Leben kann sich ändern, wenn du deine Einstellung veränderst.‹ Ich fühlte mich unglaublich verstanden und getröstet. Es dauerte ein paar Monate, bis ich wieder einen Zugang zum Leben fand. Jedes Mal, wenn ich wieder an mir zweifelte, spürte ich die liebevolle Gegenwart meiner Mutter. Sie hat mir unmissverständlich von der anderen Seite zu verstehen gegeben, dass sie immer für mich da ist.«
Derartige Eingriffe haben eine weit reichende Bedeutung für unser Leben. Die meisten Menschen nehmen die Botschaften ernst und überstehen die Krise. Zuspruch und Trost aus dem Jenseits zeigen, dass wir den Verstorbenen nicht gleichgültig sind und dass sie weiterhin Anteil an unserem Leben nehmen. Deswegen versuchen sie nach Möglichkeit, uns vor drohenden Gefahren oder einem Suizid zu bewahren, wenn das so sein soll.
4. Kapitel – Die Bitte um Vergebung
Die Bedeutung der Nachtodkontakte für unser Leben und warum sie so äußert häufig auftreten, hat im Wesentlichen damit zu tun, dass Verstorbene über ihren Tod hinaus versuchen, Unerledigtes und Versäumtes in Ordnung zu bringen.
Wer auf der Erde gestorben ist, erwacht auf der anderen Seite in einer Welt der Liebe, des Friedens und der Einheit. In dieser Raum- und Zeitlosigkeit des ewigen Seins erleben wir eine Kontinuität des individuellen Ich-Bewusstseins. Das Ego der menschlichen Persönlichkeit existiert nicht weiter.
Wir sind so viel mehr als das kleine Erden-Ich, das von irdischen Wünschen, Begierden, Erwartungen oder Sehnsüchten getrieben wird, was während unseres Lebens unweigerlich zu Konflikten und Problemen mit anderen geführt hat. Wir erkennen, dass wir eine ewige, unzerstörbare, unsterbliche Geistidentität sind, jenseits aller Rollen, die wir im Leben gespielt haben oder zu sein glaubten.
Die Essenz der Gedanken, Worte und Taten geht in die Einheit der Liebe ein. Alle Ängste, aller Mangel, alles daraus resultierende Leid sind aufgelöst. Insofern ist es sehr wichtig für Verstorbene, sich von dem Ballast erdwärts gerichteten Denkens zu befreien und sich mit seinen unerledigten Dingen, die mit in die geistige Welt genommen werden, auseinanderzusetzen. Jeder geistige Fortschritt beginnt dadurch, sich aus den Schlacken der Wut, des Zorns, der Angst und des Hasses zu lösen.
Viele Menschen wollen sich während ihres Lebens nicht ihrer Eigenverantwortung stellen. Sie beharren in familiären Auseinandersetzungen auf ihrem Standpunkt und sind nicht bereit, ihren eigenen Anteil an den auftretenden Problemen zu erkennen. Materielles Streben im Außen, wie es heute weit verbreitet ist, lässt Gefühle gefrieren. Hektik und Stress tragen dazu bei, dass das eigene Umfeld nicht mehr wahrgenommen wird.
Wir nehmen uns zu wenig Zeit für die Familie oder Freunde, und das führt letztlich zu Entfremdungen, Streit, Wut, Zorn, Verletzungen oder Worten, die wir nicht hätten sagen sollen. Andere machen durch beständige Nörgelei oder tyrannisches Benehmen ihrer Umwelt das Leben zur Hölle. Als Folge ziehen sich Kinder von ihren Eltern zurück, oder die eigenen Kinder werden verstoßen. Die beste Freundin wird plötzlich gemieden, weil sie eine verletzende Bemerkung gemacht hat. Statt Unausgesprochenes zu klären und aufzulösen, brodeln derartige Konflikte in den Innenräumen der Menschen weiter – oft über Jahrzehnte.
Die Bedeutung der Lebensrückschau
Nach dem Tod muss sich jeder Mensch mit seinem gelebten Leben auseinandersetzen. Er schaut sich ungeschminkt ins Gesicht, wobei es um die eine Frage geht: Haben wir Liebe gegeben oder zurückgehalten? Die Phase der Erinnerung konfrontiert den
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