Verzeihung, sind Sie mein Koerper
auch neue Ideen bekommen, wie die autopoietischen Aufstellungen Siegfried Essens und seine Ich-Selbst-Aufstellungen mit der Strukturaufstellungsarbeit zusammengefügt werden können. Ich freue mich schon auf den Austausch mit Euch über die neuen Erfahrungen und Ãberraschungen, die die unerschöpfliche Welt der transverbalen Sprache sicher weiter bereichert.
Eine ganz subjektive Auswahl einiger weiterer Ideen, die ich aus Eurem Werk besonders hervorheben möchte, sei hier angefügt: zwei hypnotherapeutisch gesehen besonders einladende Ressourcenbezeichnungen durch
â die Idee, in der Symptomaufstellung (als Variante der Aufstellung des ausgeblendeten Themas) den »Weg heraus (aus dem Symptom)« durch einen eigenen Repräsentanten zu symbolisieren (CL), und
â die Einführung der Position dessen, »was heilt«, mit der methodischen Begründung, »damit wir uns in der Begleitung
nicht gemeinsam mit unserer Klientin ganz an (deren) Thema verlieren« (CL); ferner
â die Verwendung systematisch mehrdeutiger Bezeichnungen und ihre Utilisation zum Beispiel in der Bezeichnung des »Wegweisers« (»Weg« vs »weg (von)«), wobei die körperliche Wirkung verbaler Rahmensetzungen deutlich wird (CR),
â die Aufstellung von RepräsentantInnen für gebundenes und freies Bewusstsein und ihre Befragung vor(!) Einführung des Fokus, mit einer methodisch besonders interessanten Begründungsidee für dieses Vorgehen (CL),
â die wunderbare Fallgeschichte vom gregorianischen Choral im Kniegelenk beim imaginierten Hineingehen in die Kniearthrose (CR) (von der ich meinen Knien sogleich berichtete), und schlieÃlich
â die drei Varianten (Arbeit in einem Körperraum, Zellarbeit, Stimmarbeit), wie in der Einzelarbeit Vorgespräch und Ouvertüre die Oper der expliziten Aufstellung ersetzen können. (CL)
Sehr interessant finde ich Christls These, dass in eine (reguläre) geometrische Figur gestellte Positionen in einer Strukturaufstellung schon dadurch einen Abstand vom aktuellen Thema und eine erweiterte Sicht bekommen; ich werde dieser Idee auf jeden Fall experimentell weiter nachgehen.
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Liebe Christl, Du weiÃt aus unseren vielen Gesprächen dazu, wie schwer ich mir mit Deiner Bezeichnung für Deine Idee einer »Liebe frei von Mitgefühl« tue, so sehr mir auch die Idee einer Liebe zusagt, die »den Anderen in der Fülle seiner Möglichkeiten und in seiner Zugehörigkeit zu einem groÃen Ganzen« sieht, wie Du schreibst. Ich bin überzeugt, dass die Form, wie Du sie anwendest, für deine KlientInnen stärkend und erfrischend ist. Bisher meine ich jedoch immer noch, dass der
durch die europäische Ãbersetzungsliteratur zum Buddhismus geprägte Begriff des Mitgefühls dort eben dieser von Dir betonten klaren und unverwickelten Form der Liebe entspricht â , doch vielleicht zeigt das ja eben noch einen Teil einer eigenen Verwicklung bei mir. Jedenfalls überzeugt mich Deine Anwendung dieser Haltung gerade dann besonders, wenn Du von der Arbeit im Grenzbereich mit schwer behinderten KlientInnen berichtest. Deine in Dürckheims Idee vom doppelten Ursprung des Menschen wurzelnde These, dass, wenn »der Körper sich in seinem Bewusstsein im Zug einer existenziellen Erkrankung ganz eng zusammenzieht ... der Geist ein freies Potenzial zu sein (scheint), das den Körper am Leben erhält, damit ... der Körper in seinem Kern die Sinnhaftigkeit seiner Verfassung erkennt, um den Weg zu ertragen« ist jedenfalls für mich eine der philosophisch und anthropologisch aufregendsten und bewegendsten Thesen, die ich seit Langem hörte. Und sehr dankbar bin ich Dir auch, liebe Christl, für Deine tiefgründige Einsicht in das klare äuÃere Bestätigen eigener Schuld als Voraussetzung der Selbstvergebung von Tätern.
Erlaubt mir noch, liebe Christa und liebe Christl, den Ausdruck der Freude über die entschiedene und nachvollziehbare, klare Weise, wie Ihr Eure Haltung zum therapeutischen Vorgehen und zu den KlientInnen zum Ausdruck bringt, wenn ihr zum Beispiel betont:
â Es geht hier nicht um »richtig« oder »falsch«, sondern um gewollte Mehrdeutigkeit, die der komplexen Geschichte eines jeden Klienten gemäà ist. (CR)
â Ich lasse nicht zu, dass sich in mir Hypothesen verfestigen, denn schon das nächste Wort eines Repräsentanten kann alles ändern.
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