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Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Verzeihung, sind Sie mein Koerper

Titel: Verzeihung, sind Sie mein Koerper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christl Lieben
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Klientinnen auf ihrem Weg begleiten.
    Abschließend möchte ich noch festhalten, dass wir in unserer Arbeit ein Konzept vertreten, das Geist und Körper als Einheit sieht. Wir sagen nicht, wir haben einen Körper, sondern wir sind unser Körper, das meint Körper und Geist in einem. Die englische Wortschöpfung »bodymind«, die auch im Ayurveda verwendet wird, drückt das recht gut aus. (CR)

Grundlagen meiner Arbeit mit Körper – und Symptomaufstellungen
    Ich bin Karlfried Graf Dürckheim nur einmal begegnet, in einer unvergesslichen Stunde in seiner Studierstube in Todtmoos-Rütte, aber er blieb über lange Zeit mein innerer Dialogpartner.
    Dürckheim war Philosoph, Psychologe und Zen-Meister. Er gründete gemeinsam mit Maria Hippius 1948 die Existentialpsychologische Bildungs – und Begegnungsstätte Todtmoos-Rütte im Schwarzwald, die es bis heute gibt. Von ihm stammt der Begriff des »doppelten Ursprungs«. Damit sagt er, dass wir Menschen aus Geist und Materie geboren sind. Unser Leben entfaltet sich im Spannungsfeld dieser beiden Pole. Geist und Körper bedingen einander auf dem Weg der Verwirklichung unserer Existenz. Diese Sichtweise hat zunehmend mein Leben verändert und meine Arbeit mit Menschen bestimmt.
    Graf Dürckheim war nach dem Ersten Weltkrieg Assistent von Felix Krueger in Leipzig am Institut für Ganzheits – und Gestaltpsychologie. Auf der Suche nach »Ganzheit« war das Denken dort sehr beeinflusst von der Deutschen Mystik, allen voran Meister Eckhart. Was Meister Eckhart den »Wesensgrund« nennt, ist bei Krueger der »Lebensgrund« – Geist als Lebenswirklichkeit und Lebensordnung. Dürckheim spricht vom »Wesen als die Weise, wie das ݆berraumzeitliche Sein‹ sich durch uns in der Welt verwirklichen will«. Der Körper, aus Materie geboren, ist Gefäß dieser Verwirklichung. Meine Erfahrung ist: Geist und Körper steuern gemeinsam den Prozess des Lebens.

    Im Körper sind Biografie und Ahnenwissen mit der dazugehörigen emotionalen Erfahrung gespeichert. Der Körper weiß genau, was er braucht, um Lösung und Befreiung möglich zu machen. Und er kennt den stimmigen Zeitpunkt. Andererseits weiß er auch um den »Segen« einer Krankheit im Sinn eines Gesamtkonzeptes des Weges. Mit anderen Worten, wenn wir Menschen uns für einen Erfahrungsweg entscheiden, den wir am wirkungsvollsten über unsere Körperebene gehen können, dann übernimmt der Körper die ungeliebte Rolle der Krankheit und kann uns so einen intensiven Reifeprozess ermöglichen.
    Der Körper zeigt uns immer wieder die Begrenztheit der Materie, die wir angenommen haben.
    Wenn ich hier von »Geist« spreche, dann meine ich das, was wir Menschen vom »großen, unnennbaren Geist« erahnen können und in uns tragen. Dieser, »unser« Geist also ist grundsätzlich frei, kennt Lösung und Bestimmung und unser Eingebettetsein in das ȟberraum-zeitliche Sein«. Der Geist ist losgelöst von Zeit und Raum, der Körper ist davon gehalten und gefordert. Der Geist kennt unser Schicksal, der Körper lebt es – im Dialog mit dem Geist.
    Wir sind über Jahrhunderte sozialisiert, den Geist in den Himmel zu heben und den Körper gering zu achten. Damit verzerren wir unseren natürlichen Zugang zu Geist und Körper. Wer treibt dieses üble Spiel? Ich meine, es sind unsere Emotionen und deren Begleiterscheinungen. Sie breiten sich dort aus, wo Geist und Körper einander begegnen könnten.
    Ich unterscheide zwischen Gefühlen und Emotionen. Die Psychologie spricht von »primären« und »sekundären« Gefühlen. Primäre Gefühle sind die aus der Tiefe unseres Mensch-Seins kommenden Grundgefühle, die einem starken, kontinuierlichen Strom folgen, wie Liebe, Angst, Wut etc. Emotionen sind Abspaltungen von Grundgefühlen und entstehen dort, wo
Grundgefühle nicht zugelassen werden. Sie nehmen uns auf einen Schaukelkurs mit, der für unsere Entwicklung unfruchtbar ist, weil er uns in ständige Selbsttäuschungen hineinführt. In unseren Gefühlen haben wir Kontakt zu unserer Realität, sie erden uns, die Emotionen verschleiern und verzerren den Zugang zu unserem Körper, wie er ist, und zu unserem Geist, wie wir ihn erahnen könnten, wenn wir es zuließen. Sie trennen uns von uns selbst. Emotionen können vergnüglich,

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